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Im Kühlfach nebenan

Titel: Im Kühlfach nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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den Kopf und kam einfach nicht
     dahinter.
    Als der Kellner mit Eis und Kakao zurückkam, drängte ich Martin dazu, ihn nach dem Kloster zu fragen. Wir waren ja schließlich
     nicht zum Spaß hier. »Ist dies hier nicht das Kloster, in dem es letztens gebrannt hat?«, fragte Martin dann auch artig. »Sì,
     oh, welche Tragödie«, lamentierte der Kellner theatralisch und machte das Kreuzzeichen. »Arme Schwestern von unserem Herrn
     Jesu sind schrecklich getroffen von diese Schicksal. Eine Schwester ist tot, eine andere schwer verletzt. Grande Katastrophe!«
     Er verdrehte die Augen Richtung Himmel und schlug noch mal das Kreuz.
    »Man sagt, es sei Brandstiftung gewesen«, sagte Martin leise.
    »Bestimmt waren diese – Leute einfach unvorsichtig«, erwiderte der Kellner mit einem Ausdruck abgrundtiefer Verachtung in
     Gesicht und Stimmlage. Er machte eine Geste, als würde er rauchen. »Besoffen mit Zigarette eingeschlafen und – bumm.«
    »Sie meinen   …«, gab Martin langsam vor. »Ja, die Penner.« Der Kellner gestikulierte wild. Marlenes Entrüstung überrollte mich wie eine
     Woge. »Dabei hat er immer so freundlich gegrüßt, wenn ich hier vorbeigegangen bin«, murmelte sie.
    |42| »Die sind immer hier – sempre   –, pissen in die Blumentöpfe«, er zeigte auf zwei große Büsche von mediterranem Aussehen rechts und links des Eingangs, »stören
     die Gäste, wenn sie dahocken«, er zeigte auf die alte Mauer, die den öffentlichen Platz von dem Klosterhügel trennte, »und
     warten darauf, dass die Nonnen den Schlafsaal aufschließen. Ich verstehe die Schwestern nicht. Die sollen für die armen Seelen
     beten, das ist ihre heilige Pflicht. Stattdessen holen sie sie alle hierher und machen uns damit das Leben schwer. Ich frage
     Sie: Was soll das? Die Nachbarschaftsinitiative hat schon mit der Stadtverwaltung gesprochen, aber die Beamten sind froh,
     dass die Penner hier herumhängen und nicht auf der Domplatte. Nach dieser Katastrophe denken die Verantwortlichen in ihren
     klimatisierten Büros hoffentlich anders darüber.«
    »Nachbarschaftsinitiative?«, fragte Marlene irritiert. »Davon habe ich ja noch gar nichts gehört.« Der Pomadoro schwirrte
     wutschnaubend ab, Birgits Lächeln hatte sich bei seinen harschen Worten verflüchtigt. »Das ist ja ein reizender Nachbar«,
     sagte sie entrüstet. »Glaubst du, er hat etwas mit der Brandstiftung zu tun?« Martin zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid,
     dass ich dich damit belastet habe. Ich wollte dir nicht den Appetit auf dein Eis verderben.«
    »Kein Problem.« Birgit lächelte schon wieder. »Um mir den Appetit zu verderben, muss schon etwas Schlimmeres passieren. Ich
     bin doch so froh, dass du endlich aus dem Krankenhaus heraus bist.« Sie legte Martin die Hand aufs Knie. »Freust du dich denn
     auch?«
    »Natürlich.« Er versuchte ein zaghaftes Lächeln. »Wir freuen uns auch«, erklärte ich ihm, während Marlene noch versuchte,
     die geballte Ladung Hass zu verdauen, die der Kaffeescherge aufgebrüht hatte. »Also, lass |43| uns mal hochschalten. Du solltest diese Nachbarschaftsinitiative   …«
    »Stop!«, dachte Martin energisch. »Von dir will ich heute nichts mehr hören. Ich möchte meinen ersten Tag außerhalb des Krankenhauses
     mit Birgit genießen. Um dich kümmere ich mich morgen wieder.«
    »Ich habe viel häufiger und länger an deinem Bettchen gewacht als Birgit. Jetzt ist die Zeit gekommen, dass du dich mal ein
     bisschen revanchieren solltest«, maulte ich. »Du hast an meinem Bett gewacht, weil du nicht wusstest, was du sonst vor lauter
     Langeweile anfangen sollst«, gab Martin zurück. »Schluss jetzt, du hast heute frei.«
    »Bitte sehr!«, entgegnete ich beleidigt. »Wenn du es mit deinem Gewissen vereinbaren kannst, die Opfer dieser fürchterlichen
     Brandkatastrophe einfach so hängen zu lassen,   … Marlene, sag doch auch mal was!«
    Martin zuckte spürbar zusammen, knickte aber nicht ein. »Schwester Marlene, tut mir leid, aber ich muss erst mal ein bisschen
     zu mir kommen.« Er hatte die Entschuldigung nur gedacht, weil er wegen Birgit nicht laut mit Marlene sprechen konnte. Ich
     gab das Gesülze nicht weiter. »Morgen früh, acht Uhr. Bis dahin herrscht Funkstille«, verlangte er noch einmal und konzentrierte
     sich dann ganz auf Birgit.
    »Tja, Marlene, da siehst du, wie schwer man es hat, wenn man tot ist.« Ihre Gefühle flatterten immer noch zwischen Betroffenheit
     und Ärger hin und her. Und

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