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Im Kühlfach nebenan

Titel: Im Kühlfach nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Befehl auf.
    »Stimmt etwas nicht damit?«, fragte Martin. Der Satz erschien auf seinem Bildschirm. »Wie kommen Sie darauf, die Kopfverletzung
     als mögliche Folge eines vorsätzlichen Angriffs zu beschreiben?«, fragte der Chef.
    »Eingebung«, schrieb ich. Katrin bemerkte die Aktivität auf dem Bildschirm aus dem Augenwinkel, schaute genau hin und wurde
     blass. »Ich habe es als Möglichkeit aufgenommen, weil die Möglichkeit besteht«, murmelte Martin. »Blödsinn«, schrieb ich.
     »Weil Martha es uns erzählt hat.«
    Martin versuchte mit hektischem Tastenschlagen, die drahtlose Verbindung vom Mikro zum Computer zu kappen, haute in seiner
     Nervosität aber immer auf die falschen Tasten.
    »Ist er das?«, fragte Katrin so leise, dass der Chef sie unmöglich hören konnte. Martin nickte.
    »Hallo, Katrin«, schrieb ich. »Hör auf damit«, sagte Katrin. Sie sagte es aber nicht |157| zu mir, sondern zu Martin. Der hatte hektische Flecken auf den Wangen und eine weiße Nasenspitze und nahm sofort die Hände
     von der Tastatur.
    »In Ihrem Bericht liest sich diese Feststellung eher so, als wären Sie sich sicher, dass die Verletzung von einem Angriff
     herrührte, dafür aber keine Beweise haben, sie aber trotzdem unbedingt erwähnen wollen.«
    »Genau«, schrieb ich. »Genau«, las Martin laut. »Was?«, fragte der Chef ungläubig. Katrin stand bleich und zitternd neben
     Martin und konnte ihre Blicke nicht von seinem Bildschirm lösen. »Was ist los mit Ihnen, Frau Zang?«, fragte der Chef mit
     besorgter Miene.
    »Sag ihm, du wärst schwanger«, schlug ich per Bildschirm vor.
    Katrin schlug die Hand vor den Mund und verließ Martins Büro im Laufschritt. »Ist sie schwanger?«, fragte der Chef verblüfft.
     »Ich wusste gar nicht, dass Frau Zang in einer festen Beziehung lebt.«
    Als Mediziner sollte der Mann eigentlich wissen, dass die Schwangerschaft eine Sache zwischen Samen und Eizelle ist – und
     keine soziologische Beziehungskomponente aufweist. Oder wie immer Theoretiker seiner Denkart die einfache Tatsache beschreiben,
     dass zur Lebendspende schon ein Quickie auf der Motorhaube reicht.
    Auf Martins Stirn standen Schweißtropfen, seine Hände, die neben der Tastatur auf dem Tisch lagen, zitterten. »Herr Gänsewein,
     Sie sehen nicht gut aus. Ich möchte Sie bitten, einen Psychologen aufzusuchen. Ihre Nerven waren vor dem, äh, Vorfall schon
     sehr angespannt, dann diese schreckliche Verletzung, die Wochen zwischen Leben und Tod«, Martin wurde noch eine Spur blasser,
     »und
    |158| nun direkt der volle Wiedereinstieg – ich denke, Sie haben sich übernommen. Psychisch. Und physisch. Machen Sie den Rest des
     Tages frei. Nehmen Sie psychologische Hilfe in Anspruch. Und bringen Sie mir eine Bescheinigung, dass Sie das wirklich getan
     haben.«
    Martin ließ die Schultern sinken und nickte. Dann schaltete er seinen Computer aus, packte seinen Apfel für das zweite Frühstück
     ein und verließ sein Büro. Die Tür zur Teeküche stand offen. Katrin lehnte an der Spülmaschine, Gregor stand vor ihr. Sie
     tuschelten miteinander, aber ihre Haltung und ihre Mienen waren ernst. Es war Gregor, der aufsah, als Martin vorbeischlich.
    »Martin, hallo, wie geht’s?« »Hi Gregor. Was machst du denn hier?« »Ich wollte eigentlich nur den Bericht über die Prügelei
     von Montagnacht abholen.«
    Und da lief Katrin ihm in die Arme, vermutete ich. »Gibt es etwas Neues von dem Brand in dem Kloster?«, fragte Martin.
    »Bei mir nicht«, erwiderte Gregor mit einem misstrauischen Blick. Katrin knuffte ihn in die Seite. »Ich gehe gleich zur Beerdigung
     von Schwester Marlene«, sagte Martin. »Bist du auch da?« Gregor schüttelte den Kopf. »Dass die Täter immer zur Beerdigung
     kommen, ist eine Erfindung einfallsloser Krimiautoren.«
    Martin nickte. »Oder gelangweilter Geister«, dachte er. »Danke«, entgegnete ich beleidigt. »Gehen wir mal wieder einen trinken?«,
     fragte Gregor. »Gern.«
    Martin hob die Hand zu einem schlaffen Gruß und ging weiter. Ich blieb bei Katrin und Gregor. »Er tut mir so leid«, sagte
     Katrin. »Er ist fix und fertig.«
    |159| »Er tut mir auch leid, aber wir können ihm nicht helfen«, sagte Gregor. »Der Typ hat mit mir gesprochen«, sagte Katrin. »Gesprochen?«
    »Mit Martins Schreibprogramm. Du weißt schon.« Gregor nickte.
    »Wir müssen es dem Chef   …« »Nein«, zischte Gregor eindringlich. »Dann hält er dich auch für komplett durchgeknallt. Versteh doch. Bei der

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