Im Kühlfach nebenan
den Gartenzwergen. Die Bullen warfen sich allerdings nur mäßig ins Zeug. Sie fertigten ein Protokoll, das auch
zur Vorlage bei der Versicherung diente, und damit war die Sache erledigt.
Marlene kam kurz vorbeigerauscht, erklärte mir, dass die Nonnen selbst nichts gesehen und gehört hätten. Nur als die Scheiben
klirrten, da wären sie natürlich aufgewacht. Dann zischte sie wieder ab. Ich hatte Glück, es war gerade erst kurz vor elf,
also konnte ich die Spätvorstellung im Kino noch schaffen. Ein ordentlicher Actionfilm war jetzt genau das Richtige, um auf
andere Gedanken zu kommen.
|151| acht
Ich verbrachte die Nacht erst im Kino und dann vor der Glotze bei einem Single in der Wohnung, der sich einen Bezahlsender
mit super Filmen gönnte, aber regelmäßig um halb zwölf auf der Couch wegsackte. Den Typen hatte ich vor ein paar Wochen durch
Zufall gefunden, und wenn ich gar nichts anderes vorhatte, ging ich bei ihm fernsehen. Gegen fünf Uhr dreißig gab es in Sichtweite
meines Pay-TVs auf der A1 einen Massenunfall im Nebel, da trieb ich mich eine Weile herum und beobachtete das Geschehen, aber
niemand starb. Wäre ja auch zu schön gewesen. Meist krepieren die Leute einsam in ihrer Wohnung still vor sich hin, dann zischt
die Seele ab und ich kriege nichts davon mit. Deshalb zieht es mich immer wieder zu Unfällen und Katastrophen aller Art. Ein
paar Seelen hatte ich tatsächlich auf diese Art getroffen, aber nie hatte eine mit mir geredet, immer waren sie zielstrebig
an mir vorbeigezischt, hatten mich vielleicht nicht einmal bemerkt.
Ich erreichte Martins Wohnung kurz vor dem pünktlichen Klingeln seines Weckers, zischte durch die Wohnungstür und spürte ein
sehr unangenehmes Kribbeln. Die Metallplatten im Flur standen heftig unter Strom! Ich war stinkig. Martin versuchte wirklich
mit allen Mitteln, mich aus seinem Leben zu verbannen. Allerdings hatte er |152| nicht bis zu Ende gedacht. Zwar war ich noch so in meinen irdischen Verhaltensmustern gefangen, dass ich seine Wohnung meist
durch die Tür betrat, aber das musste ich nicht. Ich konnte durch Fenster, Wände, Dächer, sogar durch Menschen gehen oder
fliegen oder wie immer man das nennen will, und beschloss, ab sofort durch das Wohnzimmerfenster einzufliegen. Damit war sein
schickes Ghostbustertor im Flur sinnlos. Das würde ich ihm jetzt sofort, noch vor dem sanften Glockenklang des Weckers, ins
Ohr flüstern. Ich zischte ins Schlafzimmer und zuckte sofort zurück. Martin war nicht allein. Birgit lag neben ihm. Ihr blondes
Haar verdeckte ihr Gesicht, im Rhythmus ihres Atems wurde ein einzelnes Haar in die Luft geblasen, sank wieder ab, stieg wieder
auf. Bis auf ihr natürliches Körper- und Kopfhaar war sie nackt.
Ich konnte es nicht fassen. Die beiden hatten gezipfelt. Heimlich!
»Hast du sie gezipfelt?«, fragte ich Martin, das morgendliche Begrüßungsritual ignorierend. Er brummte unbestimmt.
»HATTET IHR SEX?«
»Halt die Klappe«, murmelte Martin. »Hast du was gesagt?«, fragte Birgit. »Guten Morgen.« Er strahlte sie an, sie strahlte
ihn an – Martins Strahlen konnte ich nachvollziehen.
»Wie war’s?«, fragte ich. »Zieh dir lieber was an«, sagte Martin. »Warum?«, murmelte Birgit. Sie räkelte sich gemütlich. »Weil
wir einen Spanner im Schlafzimmer haben, der keinen Funken Anstand kennt«, dachte er giftig in meine Richtung.
»Damit du dich nicht erkältest.« Er warf ihr seinen blauweißgeringelten Plüschschlafanzug zu.
|153| »Ich gehe duschen, danach ziehe ich mich sowieso an«, sagte Birgit.
»Super!«, dachte ich und freute mich schon auf eine gemeinsame Duschorgie mit der heißen Birgit. »Äh, nein«, rief Martin.
»Die Dusche ist kaputt.« »Kaputt?«, fragte Birgit. »Kaputt?«, fragte ich. »Gestern ging sie doch noch.« »Ja, also, die Dusche
geht schon, aber der Abfluss ist irgendwo undicht. Wenn ich hier dusche, dann hat der Nachbar unter mir Flecken an der Decke«,
stammelte Martin.
»Lügner«, rief ich. »Du Ärmster«, sagte Birgit. »Da muss man aber doch etwas machen.«
»Ja, der Hausmeister kümmert sich heute darum.« »Prima«, sagte ich. »Dann ist ja morgen alles wieder in Ordnung. Lade Birgit
doch schon mal ein.« »Okay, dann dusche ich zu Hause«, sagte Birgit. Sie ging, nackt wie sie war, ins Badezimmer. »Du bleibst
hier«, ranzte Martin mich an. »Da wäre ich schön blöd«, entgegnete ich und folgte Birgit, sobald ich die Klospülung
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