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Im Kühlfach nebenan

Titel: Im Kühlfach nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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bei der Versammlung der Nachbarschaftsinitiative.
    »…   gerade hier in unserem schönen Stadtteil ein Trauerspiel.«
    Der Labersack nickte. »Wir haben allerdings schon einige Schritte unternommen, um diesem Treiben ein Ende zu setzen.« »Ach«,
     war, neben einer gehobenen Augenbraue, die einzige Reaktion des Labersacks.
    |148| Der Nachbar reckte das Kinn in die Höhe. »Sie haben nämlich ganz recht. Man darf sich nicht alles gefallen lassen. Wir haben
     unseren Schweiß und unser sauer verdientes Geld in die Sanierung des Stadtteils investiert, und nun geht der Wert der Häuser
     den Bach runter, weil ständig die Penner auf unserem Platz herumhängen.«
    »Mmh.«
    »Und wenn man die Nonnen durch gutes Zureden nicht davon überzeugen kann, dass diese Art von Nächstenliebe hier nicht gewünscht
     ist, dann muss man eben Wege finden, das Pennerasyl zwangsweise zu schließen.«
    Nun sag schon, dachte ich genervt. Gib zu, dass du das Feuer gelegt und Martha k. o. gehauen hast, dann kann ich endlich ins
     Kino. Der Wichtigtuer holte tief Luft, vermutlich, um endlich seine heldenhafte Tat in allen Einzelheiten darzulegen, als
     von draußen das Geräusch von splitterndem Glas zu hören war. Einen Augenblick erstarrten die Anwesenden, dann drängelten sie
     nach draußen und liefen den Hauptweg der Kleingartenanlage zum rückwärtigen Ausgang. Von dort war das Kloster nur noch einen
     Steinwurf entfernt. Im wahrsten Sinn des Wortes, denn mehrere Fensterscheiben an der uns zugewandten Längsseite waren kaputt.
     Ich versuchte, mich zu erinnern, was sich hinter diesen Fenstern befand, aber Marlene, die plötzlich neben mir erschien, nahm
     mir die Mühe ab.
    »Das Noviziat«, hauchte sie schockiert. Lichter gingen an und Frauen in schlabberigen T-Shirts und mit ungekämmten Haaren blickten in unsere Richtung. Eine rief etwas, das sich wie »verpisst euch, ihr Wichser« anhörte,
     aber das konnte ja wohl nicht sein. Ich hatte mich sicherlich verhört. Es dauerte nicht lang, da gingen alle Lichter gleichzeitig
     aus. Wie auf Kommando. Oder als hätte jemand die Sicherung für den Gebäudeflügel |149| rausgehauen. Aber das konnte doch auch nicht sein, oder? In diesem chaotischen Haufen betender Nonnen gab es sicher niemanden,
     der ein Gespür für die Gefahr hatte, die für deutlich erkennbare Frauen an hell erleuchteten Fenstern bestand. Diese Art von
     Gedanken stellen sich vornehmlich bei gewissen Personen ein, die eher im illegal-kriminellen Milieu als in einem Frauenkloster
     der Liebevollen Schwestern zu finden sind. Nun, jedenfalls waren die Fenster wieder dunkel und weitere Scheiben gingen nicht
     zu Bruch, sodass die Kleingärtner bald zu ihren zurückgelassenen Biergläsern strebten.
     
    Die Polizei, die irgendjemand gerufen haben musste, kam in Gestalt zweier Streifenwagenbesatzungen, die sich bemühten, möglichst
     viele Zeugen zu befragen. Dazu stemmten die beiden zuerst Eingetroffenen die Hände in die Hüften und baten alle noch im Gelände
     verteilten Anwesenden, wieder in den Versammlungsraum zurückzukehren, wo man die Personalien aufnehmen würde. Die meisten
     stolperten im Halbdunkel zurück zum Saal, legten abgezähltes Geld neben die halb vollen Gläser und verdufteten schleunigst.
     Einige Ortsunkundige liefen der zweiten Bulleneinheit in die Arme, die am Haupteingang wartete, andere verschwanden über dunkle
     Wege und durch kleine Seitentürchen in der Nacht. Die, die sich hatten einfangen lassen, erzählten alle das Gleiche: Nein,
     man habe nichts Ungewöhnliches bemerkt. Nein, man wisse auch niemanden, der etwas gegen das Kloster habe. Ja, dies hier sei
     eine ganz harmlose Wahlveranstaltung gewesen. Ja, man gehe zu jeder Wahlveranstaltung von jeder Partei. Rein aus staatsbürgerlichem
     Interesse. Schließlich wolle man wissen, was das für Leute sind, die demnächst auf dem Wahlzettel stehen.
    Marlene hatte sich sofort ins Kloster begeben, um in
    |150| Erfahrung zu bringen, was dort vor sich ging und was die Nonnen sich untereinander zu erzählen hatten. Meine Begleitung wurde
     nicht gewünscht, weil ihre Schwestern sicher alle in Nachtkleidung oder Bademänteln im Refektorium erschienen. Das war natürlich
     Quatsch, denn wenn ich wollte, konnte ich jederzeit den Nonnen beim Pennen, beim Duschen, beim Anziehen und auf dem Klo zusehen,
     aber ich muss gestehen, dass ich mir heißere Reize vorstellen kann. Außerdem musste jemand die Polizeiarbeit überwachen, also
     blieb ich bei

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