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Im Kühlfach nebenan

Titel: Im Kühlfach nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Telefon klingelte.
    »Ach Leni«, maulte ich. »Jetzt lass doch mal gut sein.« »Das war ich nicht«, flüsterte sie. Wir erstarrten. Das Klingeln des
     Telefons war selbst uns unheimlich.
    Baumeister war nix unheimlich. Wie ein ferngesteuerter
    |271| Zombie nahm er den Hörer, hielt ihn sich ans Ohr und lauschte.
    »Hallo?«, drang es aus dem Lautsprecher. »Herr Baumeister?«
    Baumeister glotzte den Telefonhörer an, hielt ihn sich wieder ans Ohr, räusperte sich und sagte mit kratziger Stimme: »Ja?«
    »Herr Baumeister, entschuldigen Sie die Störung schon um acht Uhr morgens, aber Sie hatten mir mal gesagt, dass Sie um diese
     Zeit besonders gut zu erreichen sind. Hier ist Jürgen Gehlen von der West-Bank.«
    »Äh, ja«, murmelte Baumeister. »Also, es ist wegen der Kreditverlängerung.« Marlene und ich blickten uns aufgeregt an. »Ich
     habe mit meinem Vorgesetzten gesprochen. Wenn Sie den notariellen Kaufvertrag für das Gebäude innerhalb von zehn Tagen beibringen,
     werden wir das Projekt weiter finanzieren. Falls nicht, müssen wir die bisherigen Summen fällig stellen.«
    Baumeister legte auf. »Lass uns abwarten, was er jetzt tut«, flüsterte Marlene.
    Wir mussten nicht lange warten. Baumeister erhob sich schwankend, duschte, zog sich an und trank vier doppelte Espressi aus
     seiner luxuriösen Kaffeedüse. Dabei knurrte er »zehn Tage, zehn Tage« zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Dann rief
     er ein Taxi und ließ sich zum Kloster fahren. Wir waren beunruhigt.
     
    Marlene wollte sich einen Überblick über die Situation im Kloster verschaffen, ich blieb besser bei Baumeister. Er ging in
     das Zimmer, das die Oberin ihm als Baubüro zur Verfügung gestellt hatte, setzte sich an den Tisch und starrte die Übersichtszeichnung
     des Klosters an, die gegenüber |272| an der Wand hing. Eine halbe Stunde lang regte er sich nicht. Mir wurde langweilig. Bis Marlene angehetzt kam und mich vorwarnte.
     Wir bekamen Besuch.
    Die Oberin betrat das Baubüro mit einem Mann, der aussah wie der kölsche Klon von Clint Eastwood (den Schauspieler kannte
     selbst die Lektorin). Er bewegte sich auch so (nämlich sehr sparsam), kniff die Augen so zusammen (nämlich fast ganz zu) und
     sprach so (nämlich verdammt wenig). Die Oberin stellte ihn als Gernot Schwegler vor. »Er wird sich um die Sicherung unserer
     Anlage kümmern.«
    Baumeister erhob sich müde von seinem Stuhl, drückte die dargebotene Hand und setzte sich wieder. »Herr Baumeister, ist Ihnen
     nicht gut? Sie sehen erschöpft aus.«
    »Ich hatte gestern Abend einen kleinen Auffahrunfall und habe schlecht geschlafen«, murmelte Baumeister. »Nichts, worüber
     Sie sich Sorgen machen müssten.« »Aber   …«
    »Herr Baumeister, dürften wir wohl Ihren Übersichtsplan des Klosters nutzen, um den Umfang der Arbeiten zu besprechen?«, fragte
     Schwegler. Eastwood. Op Kölsch. »Natürlich.«
    Die Oberin trat mit Schwegler vor den großen Plan und erläuterte ihre Wünsche. Komplette Videoüberwachung der Außenhaut mit
     besonderer Betonung der Pforte, der Durchfahrt und des Kirchenportals. Installation einer Rufanlage mit automatischem Türdrücker
     für die Pforte. Bewegungsmelder für den Innenhof des Klosters zur nächtlichen Überwachung. Glasbruchsensoren an allen Fenstern
     im Erdgeschoss. Melder zur Verschlussüberwachung an allen Türen und Toren im Erdgeschoss, einschließlich der Durchgangstür
     von der Kirche in den Klosterhof.
    |273| Schwegler folgte jedem Fingerzeig der Oberin auf dem Übersichtsplan, lauschte ihren Worten, als wolle er sie auswendig lernen,
     was er offenbar auch tat, denn er notierte sich nichts. Als sie geendet hatte, wiederholte er ihre Wünsche fehlerfrei.
    »Wann können Sie anfangen?«, fragte die Oberin. »Mit der Verschlussüberwachung sofort. Die Beschaffung und Installation der
     Kameras und Bewegungsmelder dauert ein paar Tage. Heute ist Donnerstag   …«, er schloss die Augen und schwieg ungefähr vier Sekunden, »am Dienstag sollten wir die Ausrüstung haben. Dann ist Ende
     nächster Woche alles fertig.«
    Der Mann machte mir Angst. Marlene war ebenfalls verstört. Und die Oberin wirkte, nun ja, zumindest überrascht.
    »Das ist erfreulich schnell«, sagte sie, aber das Zögern in der Stimme zeigte deutlich ihren Zweifel. »Sie werden bedroht.
     Jeder Tag zählt. Da kann eine Woche schon zu lang sein«, erwiderte Schwegler mit seiner leisen, rauen Eastwoodstimme. Mir
     lief es eiskalt den Rücken

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