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Im Kühlfach nebenan

Titel: Im Kühlfach nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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mich mehr als einmal, wie man in der Hütte wohl die Lampen bedient. Lichtschalter jedenfalls konnte ich nirgendwo
     finden. Ich war gespannt.
    Gegen sechs Uhr war es endlich soweit, Baumeister verließ, nach dem üblichen Problem mit der Zentralverriegelung seines Autos,
     das Kloster. Er ließ das Radio ausgeschaltet, dem Handy hatte er auch den Saft abgedreht. Er fuhr unkonzentriert und aggressiv.
     Ich hatte es mir auf der Rückbank bequem gemacht, während Marlene ihrem neu entdeckten Spieltrieb nachging.
    |266| »Gibt es nicht solche Sensoren, die blinken, wenn man nicht angeschnallt ist?«, fragte sie. Ich erklärte ihr den Zusammenhang
     zwischen dem Drucksensor im Sitz und dem Schließsensor im Schloss des Sicherheitsgurtes und sie versuchte, den Alarm auszulösen,
     aber es gelang ihr nicht.
    »Und wie ist das mit den Einparkhilfen?« Nach ein bisschen Übung schaffte sie es einmal kurz, eine Hinderniswarnung am vorderen
     Sensor auszulösen, was Baumeister zu einer Vollbremsung veranlasste. Der nachfolgende Wagen fuhr auf, beide Fahrer stiegen
     aus und brüllten sich gegenseitig an.
    Bis Baumeister gegen sein Auto sackte und anfing zu heulen.
    Der Kontrahent schwieg betreten. Die Bullen kamen, nahmen den Schaden auf und erlaubten Baumeister nur ungern, selbst nach
     Hause zu fahren. Immerhin war der hintere linke Scheinwerfer kaputt und er selbst in nicht viel besserem Zustand. Einzig die
     Tatsache, dass er nur noch einen halben Kilometer von zu Hause entfernt war, gab den Ausschlag.
    »Er tut mir fast leid«, flüsterte Marlene mir zu, als Baumeister mit zitternden Fingern den Schlüssel ins Zündschloss steckte.
    »Er hat dich und Martha umgebracht und will deinen Orden um das Kloster bescheißen«, erwähnte ich freundlich.
    Marlene seufzte. Sie war halt ein herzensguter Mensch, auch wenn sie sich in den letzten Stunden aufgeführt hatte wie ein
     entfesselter Videospieljunkie. Wenige Minuten später bog Baumeister in die Zufahrt seines Grundstücks ein. Er fummelte eine
     Fernbedienung aus einer Ablage. »Das Garagentor«, rief ich. »Funkstörung!«
    |267| Wir bildeten einen möglichst dichten Strahlenschild vor der Fernsteuerung und spürten den Strahlungsimpuls, aber das Garagentor
     blieb zu. Baumeister drückte noch zweimal auf den Knopf, dann seufzte er entkräftet und stellte das Auto vor dem Garagentor
     ab. Er war auf dem Weg zur Eingangstür, als das Garagentor sich langsam hob. Er hatte nicht einmal mehr die Kraft zu einer
     Reaktion, als das Tor auf seinem Schwungradius gegen den Stoßfänger des Autos krachte, ein lautes Kreischen ertönte, als sich
     Tor und Stoßstange ineinander verkeilten und das Tor dann halb offen hängen blieb. Baumeister glotzte eine geschlagene halbe
     Minute auf das Schreckensszenario, dann drehte er sich einfach um und ging zur Tür.
    Vor der Tür schaute Baumeister in eine Linse, die ich für eine Überwachungskamera gehalten hatte, aber offenbar handelte es
     sich um einen Iris-Scan, denn nach wenigen Sekunden schwang die Tür auf. Er trat ein, drückte ein paar Ziffern auf einem Bedienelement,
     das vermutlich zur Alarmanlage gehörte, und schloss die Tür hinter sich. Jacke und Schuhe ließ Baumeister einfach da liegen,
     wo er sie abgestreift hatte, dann ging er schnurstracks zur Hausbar, goss sich einen mindestens dreifachen Grappa in ein Wasserglas
     und schüttete das Zeug in einem Zug hinunter. Alle Achtung, dachte ich, der hustet ja nicht einmal, aber die Reaktion kam
     nur leicht verzögert. Dann prustete er, die Augen tränten so stark, dass er den Nachschlag halb verschüttete, weil er kaum
     etwas sehen konnte. Auch dieser ging auf ex. Wenn der Kerl so weitermachte, musste er sich nicht mehr der Polizei stellen,
     dann ging er noch in dieser Nacht an einer Alkoholvergiftung hops. Feiger Ausstieg.
    Das Rätsel mit den Lichtschaltern löste sich bald, denn die Lampen wurden per Schallimpuls gesteuert. Baumeister klatschte
     einmal in die Hände, Lampe an. Weiteres |268| Klatschen bedeutete Dimmen in mehreren Stufen, und wenn alle Stufen durch waren, schaltete das letzte Klatschen die Lampen
     aus. Ich kapierte nicht, woher welche Lampe wusste, wann sie gemeint war, bis ich merkte, dass es offenbar einen Bewegungs-
     oder sonstigen Sensor geben musste, denn die Klatscherei aktivierte immer die Lampen in dem Bereich, in dem Baumeister sich
     gerade aufhielt.
    Marlene und ich versuchten unser Glück bei allen Lampen, konnten aber keinen Einfluss

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