Im Kühlfach nebenan
war.
»Der Klingelknopf ist mit der Gegensprechanlage gekoppelt, die hier in der Pförtnerei angebracht ist. Morgen legen wir noch
eine Verbindung in die Verwaltung, aber dazu reichte heute die Zeit nicht mehr. Solange bleibt der Verteilerkasten noch auf
der Wand, morgen lege ich ihn dann unter Putz. Also, wenn jemand an der Tür klingelt, können Sie hier die Gegensprechanlage
einschalten. Mit diesem Knopf lösen Sie die Türsperre.«
»Und wie funktioniert das?«, fragte die Oberin. Der Elektriker schaute sie überrascht an. »Entschuldigung«, sagte die Oberin
lächelnd. »Ich habe eine Schwäche für technische Dinge. Aber Sie wollen bestimmt Feierabend machen, also lassen Sie nur …« Der Elektriker strahlte sie begeistert an. »Keinesfalls. Die Türöffnung übernimmt ein Magnet, der im Türrahmen steckt.
Wenn Sie hier auf den Türöffner drücken, bekommt er einen elektrischen Impuls und löst die Sperre.« Er erläuterte und zeigte
die Handhabung ungefähr fünfmal, bis die Oberin sich sicher war, alles verstanden zu haben. Auch Baumeister erklärte, mit
dem System zurechtzukommen, immerhin musste er jeden Tag mehrfach ein- und ausgehen, da wollte er nicht jedes Mal die Pförtnerin
bemühen. Die Oberin verabschiedete den Elektriker, der seinen Werkzeugkoffer in der Pförtnerloge deponierte, mit einem zufriedenen
Lächeln und wandte sich an Baumeister.
»Jetzt fühle ich mich sicherer. Ich werde nach der Komplet eine Runde drehen und nachsehen, dass alle Türen |277| sicher verschlossen sind, dann kann ich beruhigt schlafen.«
Baumeister nickte. »Das ist schön.« »Kann ich noch etwas für Sie tun?« »Nein, danke. Ich werde nur noch eine Kleinigkeit erledigen
und dann auch nach Hause fahren«, erwiderte Baumeister. Sein Lächeln, das den ganzen Tag verkniffen gewesen war, wirkte nun
echt.
Das machte uns Angst. »Gehst du beten?«, fragte ich Marlene, da ich vermutete, dass sie in ihrer Sorge Zuflucht bei den Schwestern
und dem Heiligen Geist suchen wollte. »Ich würde schon gern …« »Aber bleib auf Empfang.« »Sicher.«
Ich folgte Baumeister zurück in sein Büro, beobachtete ihn dabei, wie er sieben Minuten reglos abwartete, dann seine Jacke
anzog, sich einige Zeichnungsrollen und einen Karton unter den Arm klemmte. Dann ging er entschlossenen Schrittes zur Eingangspforte.
Mit zwei Handgriffen hätte er die Tür entriegeln und hinausgehen können. Die Sicherung springt dann automatisch wieder an.
Baumeister ging nicht zur Tür. Er legte seine Unterlagen ab und ging zu dem Schaltkasten, den der Elektriker am nächsten Tag
ordentlich unter Putz legen wollte. Er öffnete den Kasten. Ging zum Werkzeugkasten des Elektrikers. Griff nach einem Schraubenzieher,
löste einige Klemmen, steckte einige Drähte um, legte den Schraubenzieher zurück und schloss den Schaltkasten. Dann nahm er
seine Rollen und das Paket, öffnete die Tür mit dem Ellenbogen und verschwand mit langen Schritten.
Ich folgte ihm nicht. Stattdessen schlüpfte ich zurück in die Pförtnerei, hängte mich vor den Schaltkasten und versuchte,
mir alles ins Gedächtnis zu rufen, was ich in den |278| letzten Tagen über Elektrik und Elektronik gelernt hatte. Das war zwar nicht viel, aber immerhin genug, um mir die Haare zu
Berge stehen zu lassen. Der Elektriker hatte den Türöffnermagnet mit einem Niederspannungssignal gekoppelt. Baumeister hatte
ein 22 0-Volt -Kabel umgelegt und daran den Magnet angeklemmt. An einer Stelle, die nicht dafür vorgesehen war, lag also jetzt ordentlich
Kawuppdich. Aber was hatte Baumeister davon, wenn ein Magnet im Türrahmen unter Spannung stand? Ich düste zur Tür und betrachtete
das antike Teil mit lauter Fragezeichen im Blick. Die Pforte war alt, das konnte man auf den ersten Blick erkennen. Fünf Zentimeter
dicke Eichenbretter mit Eisenbeschlägen vernagelt und mit riesigen Scharnieren befestigt. Das Schloss mit Türklinke ebenfalls
aus Eisen, die Klinke so groß wie … Scheiße! Der Magnet stand in direktem Kontakt mit dem Eisenschloss. Eisen war elektrisch leitend. Wenn auf dem Magnet 220 Volt Saft brutzelten, dann waren sie auch an dem Schloss und auf der Türklinke. Wer die Klinke anpackte, bekam einen Stromschlag.
Und jemand mit einem Herzfehler würde wahrscheinlich von der klösterlichen Türschwelle auf direktem Weg zur Himmelspforte
auffahren.
Wir mussten die Oberin warnen. Ich düste in die Kirche, um Marlene zu holen. Die
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