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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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Wagen, wo er einen Platz auf der oberen Liegebank einnahm und den Vulkanfiberkoffer Papkes als Kissen benutzte.

    Diese ganze Geschichte brachte Johann in eine schwierige Lage. Anfangs hatte er angenommen, daß Papke Theater spielte, um sich den Inhalt seiner Reisetasche genauer anzusehen. Doch dann quälten ihn andere Überlegungen. An der Grenze würden die Zollbeamten den Koffer öffnen und in ihm vielleicht etwas entdecken, was seinen Besitzer am Grenzübertritt hindern würde.
    Den Koffer aus dem Zug zu werfen oder ihn unter die Bank eines anderen Reisenden zu schieben, bedeutete den Verlust von Papkes Eigentum. Krampfhaft nach einer Lösung suchend, um sich aus der Schlinge zu befreien, saß Weiß mit hängenden Beinen auf der Liegebank.
    Ein hagerer junger Deutscher goß Wodka in einen Kunststoffbecher und sagte zu Weiß mit schleppender Stimme:
    „Auf das Wohl unseres Führers! Er braucht solche Burschen wie uns!"
    „Heil!" Johann streckte den Arm aus.
    Der Deutsche ermahnte streng:
    „Aber noch sind wir nicht zu Hause." Grinsend fügte er hinzu: „Wenn du nachher vergißt, mir aus deiner Flasche ebensoviel einzugießen, so wäre das nicht anständig."
    Ein älterer Passagier mit frischrasiertem Stiernacken brummte vor sich hin:
    „Du hast recht, in Lettland haben wir verschwenderisch gelebt, aber zu Hause dürfen wir nicht leichtsinnig sein."
    Der Hagere fragte herausfordernd:
    „Willst du damit sagen, daß es im Reich nichts zu essen gibt?"
    Der bejahrte Passagier blinzelte unsicher. Eilig versicherte er dem hageren jungen Mann, daß er ihn falsch verstanden habe. Er wolle nur sagen, daß man mehr habe essen müssen, damit die Letten weniger hätten; daß man in Deutschland aber weniger essen müsse, damit die tapferen Helden der Wehrmacht mehr zu essen hätten.
    „Schon gut", sagte der Hagere. „Nimm an, daß du dich herausgeredet hast, aber erst, wenn du mich und diesen Burschen", er wies mit dem Kopf auf Weiß, „bewirtet hast. Solche Schlappschwänze wie du müssen es sich als Ehre anrechnen, die zukünftigen Soldaten der Wehrmacht zu bewirten."
    Als Bruno ins Abteil schaute, fand er nur eine lustige Gesellschaft vor. Er lächelte, zog den Hut und wünschte allen einen guten Appetit. Als er unter den Fahrgästen Johann erblickte, warf er sich förmlich auf ihn. Er begann ihn mit solch heftiger Ungeduld nach allen ihnen gemeinsamen Bekannten auszufragen, daß Johann gezwungen war, ihn auf die Plattform hinauszubitten.
    Sie gingen in den Verbindungsteil der Wagen, wo die geriffelten Eisenplatten klirrten und der Wind heulend durch die Harmonikawände pfiff.
    Johann erzählte Bruno leise von Papkes Koffer. Bruno nickte und verließ ihn.
    Einige Zeit später jedoch erschien er wieder in Johanns Abteil. Nachdem er seinen Korb unmittelbar neben den Koffer Papkes auf die Bank gestellt hatte, erklärte er, daß er seinen Wagen verlassen habe, aber es brauche sich niemand zu beunruhigen: Er wolle niemand verdrängen, er sei einfach nur ein geselliger Mensch und wolle seine Landsleute mit einigen Kunststücken erfreuen.
    Er holte aus der Tasche ein Kartenspiel hervor, begann Kartentricks zu zeigen, und obwohl die Tricks sehr primitiv waren und von Bruno nicht allzu geschickt vorgeführt wurden, waren seine Landsleute zufrieden über diese Abwechslung. Nach einer Weile griff Bruno nachlässig nach dem Vulkanfiberkoffer, ging hinaus und erklärte, daß er sich einen bequemen Platz suchen wolle.
    Gegen Mittag erschien er wieder mit dem Koffer: Nachdem er sich endlos lange entschuldigt hatte, kletterte er auf die obere Bank und setzte sich neben seinen Korb. Doch im selben Augenblick stieg er mit der ihm eigenen Behendigkeit wieder herunter und entfernte sich mit seinem Korb, wobei er zum Abschied sagte, daß er sich einen Platz neben einer Frau suchen wolle, nicht älter als hundert und nicht jünger als dreißig.
    Die Reisenden maßen den Spaßvogel mit nachsichtigen Blicken. Auch Johann lächelte, und als er zu seiner Liegebank hinaufstieg, stieß er sich das Knie schmerzhaft an Papkes Koffer. Seine Aufregung legte sich — offenbar enthielt der Koffer Papkes nichts für ihn Gefährliches. Erst jetzt begriff Johann, wie ungeheuer schwer es war, diese Maske zu tragen. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, sich zu loben oder zu tadeln wie einen Fremden. Er hatte seine neue Maske abgelegt und sie mit kritischer Neugier auf ihre Lebensfähigkeit hin untersucht. Er begriff, daß seine Existenz davon

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