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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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abhing.
    Niemals hatte er geahnt, daß das Schwerste, Quälendste an der Mission, die er erwählt hatte, diese gefährliche Bewußtseinsspaltung war.
    Anfangs hatte ihn das Spiel sogar begeistert. In den Augenblicken der Müdigkeit aber überkam ihn eine quälende Empfindung, ganz so, als könnte er sich niemals wieder wie ein richtiger, lebendiger Mensch fühlen.
    Einer seiner Ausbilder hatte zu ihm gesagt, daß der Augenblick der schweren Krise zweifellos kommen und ihn überwältigen werde. Ja, jetzt wußte er, daß das Überschreiten der sowjetischen Grenze nicht einfach die Erfüllung eines Teils seiner Aufgabe bedeuten würde. Das Überschreiten der Grenze war eine unwiderrufliche Trennung von dem Leben, das er bisher geführt hatte.
    In Bialystok ging Johann nicht auf den Bahnsteig. Er blieb in dem leer gewordenen Abteil und spielte mit Bruno Schach. Sich nachdenklich über den kahlen Schädel streichend, brummte Bruno:
    „Ein sauberer Patron ist mir dein Papke: Der halbe Koffer war voller Büchsen mit Kaviar, Pelzwerk und anderer Schmuggelware. Du gibst ihm den Koffer zurück, wenn ihr über die Grenze seid, kontrollieren wird man dich nicht. Mir wäre es ganz recht, wenn ich an der Grenze aufgehalten werde. Im Übrigen bleibt alles so, wie abgesprochen. Die Hauptsache ist, daß du keine allzu lebhafte Initiative zeigst. Wir brauchen Johann Weiß. Was wir nicht brauchen und auf lange Zeit auch nicht brauchen werden, ist Alexander Below. Verstanden?"
    An der Grenzstation wurden die Reisenden gebeten, sich zur Abwicklung der Formalitäten in den Zollraum zu begeben. Die Zollbeamten sahen sich das Reisegepäck nur oberflächlich an, dennoch zeigten die Passagiere eine gereizte Nervosität, die ihren Ausdruck in übertriebener Höflichkeit fand, in der unnötigen Bereitschaft, alles zu zeigen, was sie bei sich trugen.
    Papke leerte trotz der Einwände des Zollbeamten den ganzen Inhalt von Johanns Reisetasche aus und erklärte, daß er nur das Notwendigste bei sich führe, weil er nicht sicher sei, daß Deutschland seine Heimat würde. Seine wahre Heimat sei Lettland, wo er zahlreiche Freunde habe, Letten und Juden, die ihm teuer seien.
    Der Beamte schaute ungerührt über Papkes Kopf hinweg und bat ihn, alles wieder zurück in die Reisetasche zu packen. Papke biß sich auf die Lippen, als hätte man ihn beleidigt, und er zog ein langes Gesicht, als er gebeten wurde, den Lederkoffer zu öffnen.
    Unmittelbar neben Papke stand Bruno. Sein Korb wurde von dem Beamten sorgfältig Stück für Stück kontrolliert. Papiere und Filme, die sich in porzellanenen Arzneidosen befanden, schob der Beamte beiseite.
    Bruno sagte laut und herausfordernd:
    „Ja, wenn ich versucht hätte, das Buch des Führers mitzunehmen ..." Und sich zu Papke wendend: „Es wäre doch unsinnig zu vermuten, daß solche Literatur für verboten gilt."
    Papke, der von Bruno abrückte, sagte feindselig:
    „Lassen Sie mich mit Ihrem Führer in Ruhe." Und dem Zollbeamten riet er: „Schauen Sie lieber nach, was er in den Taschen hat. Ich würde mich nicht wundern, wenn er am Gürtel einen Dolch trägt, auf dessen Klinge „Blut und Ehre" steht. Solche jungen Leute sollte man gar nicht nach Deutschland lassen."
    „Sie sollte man nicht nach Deutschland lassen! Und wenn, dann nur, um Sie hinter Schloß und Riegel zu setzen!"
    „Bürger”, rief der Zollbeamte streng. „Bitte, bewahren Sie Ruhe!" Johann stellte den Koffer auf den Tisch, holte eine Zigarette hervor und fragte, zu Papke herantretend, diesen höflich:
    „Gestatten Sie ..."
    Papke hielt ihm seine Zigarette hin. Johann neigte sich zu ihm und flüsterte:
    "Der Schlüssel zu Ihrem Koffer?"
    Papke trat einen Schritt zurück, sein Gesicht verfinsterte sich. Doch im selben Augenblick nahm es wieder einen freundlichen Ausdruck an. Laut sagte er:
    „Junger Mann, als Raucher sollte man niemals ohne Streichhölzer verreisen. Da, nehmen Sie!" Er fuhr in die Tasche und drückte Weiß ein Schlüsselbund in wildlederner Hülle in die Hand.
    „Danke schön", sagte Johann, „sehr freundlich von Ihnen."
    Als er den Koffer geöffnet hatte, fragte ihn der Beamte, ob er verbotene Ware bei sich führe.
    Johann schüttelte verneinend den Kopf. Der Beamte trat zum nächsten Reisenden und sagte zu Johann:
    „Sie können Ihren Koffer nehmen.“

    Nach der Kontrolle gingen die Rücksiedler zu einem anderen Bahnsteig hinüber, wo ein aus deutschen Wagen bestehender Zug sie bereits erwartete. Ein Grenzoffizier

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