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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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welches Gebiet die Wetterprognosen angefordert wurden, die Richtung der beabsichtigten Operation feststellen.
    Auch seinen nächstliegenden Bettnachbarn, den Bordmechaniker, ließ Johann nicht unbeachtet. Durch beständige Fürsorge nahm er diesen mürrischen und verschlossenen Menschen, von dem vorher keiner ein Wort gehört hatte, so sehr für sich ein, daß dieser allmählich gesprächig wurde.
    Wo die Flugplätze lagen, erfuhr Johann auf folgende Art: Irgendwie kam das Gespräch auf die Vorteile des Etappensoldaten. Johann beneidete lauthals den Bordmechaniker, der seinen Dienst auf einem gefahrlosen Bomberflugplatz machte, schließlich befanden sich diese doch weit im Hinterland und dazu noch in Nähe einer Ortschaft, die nicht zerstört war: Die zerstörten wären immer nur in Frontnähe. Und der Bordmechaniker widerlegte Weiß sofort beweiskräftig.
    Doch nicht nur darauf beschränkte sich Johanns Tätigkeit. Er gab sich alle Mühe, daß Fischer erfuhr, wer für Bartsch die Berichte verfaßte, und bald erhielt er den Auftrag, um den er sich bemüht hatte. Jetzt half er Fischer, die Aufstellungen über die verbrauchten Medikamente und die Bestellungen über Verbandsmaterial und Medikamente für die Feldlazarette zu schreiben.
    Wertvolle Nachrichten hatten sich angesammelt, und es wurde notwendig, sie dem Zentrum zu übermitteln. Unentwegt grübelte er über die Möglichkeit nach.
    Diese quälende Ungeduld begann Johann wie ein Feuer zu verbrennen.
    Und wieder hörte er die vom Husten heisere und so vertraute Stimme Brunos, seine letzten Worte: „Was auch geschieht — ruhig bleiben."
    Niemals hatte Johann vermutet, daß die als Kundschafter in Erfahrung gebrachten Nachrichten ihm eine solche Qual verursachen könnten. Und wie unerträglich schwer es war, sie für sich zu behalten. Und welche Selbstbeherrschung brauchte er, um langsam und vorsichtig nach einem Weg zur Übermittlung zu suchen. Diesen Weg zu finden war manchmal schwerer, als die wertvollen Nachrichten zu erlangen.
21
    In dem Zimmer, in dem Johann lag, war kürzlich der Gefreite Alois Wander aufgetaucht. Es hieß, er habe sich die Schußverletzung nicht an der Front, sondern in Warschau geholt. Gemeinsam mit der SS hatte er in der Stadt Partisanen gejagt. Einem der Roten war es dennoch gelungen, sich zu verstecken. Bei der Verfolgung hatte er Wander ins Bein geschossen.
    Dieser Wander war das ideale Muster eines Ariers: von athletischem Körperbau, mit schmalem Gesicht, hellen, kühlblickenden Augen. Sein Benehmen war herausfordernd.
    Als Fischer mit einem breiten Lächeln an sein Bett trat, um einige Punkte seines Lebenslaufes zu klären, die in dem nachlässig ausgefüllten Fragebogen unklar geblieben waren, starrte ihn Wander, ohne zu antworten, überheblich an. Dann streckte er Zeige- und Mittelfinger zirkelartig auseinander und berührte so, als ob er eine Messung machen wollte, Nase, Ohren, Stirn und Kinn.
    Fischer fragte erstaunt:
    „Haben Sie Temperatur?"
    Wander grinste ihn an. „Wie hast du es nur geschafft, mit solchen Ohren und einer solchen Nase bei der Rassenkommission durchzukommen? Schon gut, beruhige dich." Er sprach in einem Befehlston, als ob er einen Untergebenen vor sich hatte.
    Eingeschüchtert schlich Fischer auf Zehenspitzen davon.
    Klein gewachsen, mit kurzen Händen, Hängebauch und plattem, scheinbar unmittelbar aus den fetten Schultern hervorgewachsenem Kopf wußte Fischer, daß selbst die nachsichtigsten Experten der Rassenkommission ihn nicht würden passieren lassen. Und doch waren die Fischers bis in die fünfte Generation hinein alles reinrassige Deutsche. Wenn Wander nun tatsächlich der Rassenkommission Mitteilung machte? Dann beweise erst einmal. Gut, du beweist. Aber ein Schandfleck würde dennoch bleiben: irgendein Verdacht!
    Und Fischer beschloß, diesen Wander nicht zu reizen und seine Unverschämtheit zu ertragen, mit der Wander auch andere nicht verschonte.
    Der Oberschwester Elfriede erklärte er laut, daß er, dem Willen des Führers gehorchend, bereit sei, seine Pflicht zu erfüllen und mit ihr die Zahl echter Arier zu vermehren.
    Er ging so befehlshaberisch mit Elfriede um, daß diese ihm entgegen der Lazarettordnung Uniform und gesamte Ausrüstung ins Zimmer brachte.
    Dieser preußische Geck und Frechling rief bei Johann fast physische Abneigung hervor. Er bemühte sich, weniger im Zimmer zu sein. Er ging in den Flur hinaus und blieb stundenlang dort, nur um nicht das Gesicht Wanders zu

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