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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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Feuerzeug.
    „Steck an."
    Der Soldat entfernte sich kriechend von Johann, holte das Paket hervor, zündete das Feuerzeug an, führte die Flamme an das Paket und fragte: „Aber wer soll Wegen des Lagers Mitteilung machen?"
    „Du."
    „Das heißt, daß ich zurück zu meinen Leuten soll?"
    Johann nickte.
    „Und warum nicht mit dem Paket?"
    „Kann sein, daß du nicht durchkommst, man bringt dich um, und du hast dann das Paket bei dir. Verstanden?"
    Der Soldat sagte zögernd:
    „Ich habe noch eine Karte mit unseren Feuerstellungen und Minenfeldern. Soll ich sie verbrennen?"
    „Gib sie her."
    Der Soldat zog wieder die Pistole.
    Johann fragte:
    „Hast du noch eine Karte?"
    „Was für eine?"
    „Eine ohne Eintragungen.”
    „Nehmen wir an ..."
    „Begreifst du denn nicht! Wir zeichnen falsche Minenfelder und Feuerstellungen ein und unterschieben die Karte."
    „Wer bist du?"
    „Los gib die Karte — du hast doch eine Waffe."
    Der Soldat reichte ihm die Kartentasche.
    „Leuchte!"
    Beide Karten ausbreitend, begann er Zeichen einzutragen. Dann verbrannte er die eine Karte, steckte die andere in die Kartentasche und sagte zu dem Soldaten, indem er mit den Augen auf einen Toten zeigte:
    „Häng sie ihm um."
    Der Soldat führte seinen Befehl aus.
    „Und jetzt, leb wohl, Genosse", Johanns Stimme zitterte.
    Der Soldat ging zur Luke, Johann hielt ihn auf.
    „Nimm den da mit."
    „Der ist doch tot."
    „Wenn du hundert Meter gekrochen bist, läßt du ihn liegen — die Deutschen werden ihn auflesen. So erreicht sie die Karte sicherer."
    „Und du?"
    Johann richtete sich ein wenig auf, befühlte sich.
    „Ach was, ich werde schon irgendwohin kriechen."
    „Jetzt hör du mal zu", sagte der Soldat. „Ich krieche los, du bist hinter mir her, schießt mit der Maschinenpistole. Das gibt ein besseres Bild. Vielleicht, daß wir uns einmal wiedersehen."
    Er stieg durch die Luke und zog den Körper des Toten hinter sich her.
    Einige Minuten später folgte Johann ihm nach. Er zielte sorgfältig mit der Maschinenpistole, gab fast genaue Feuerstöße ab und warf sogar eine Handgranate irgendwo ins Gelände. Und dann eröffneten die Deutschen das Feuer, dicht neben ihm detonierte eine Mine, ein heißer schwerer Lufthauch warf ihn zu Boden. Halb besinnungslos gelang es ihm dennoch, zurück bis zum Panzer zu kriechen.
20
    Johann Weiß wurde mit einem Krankenschild am Arm ins Lazarett eingeliefert.
    So wie überall gab es auch im Lazarett Mitarbeiter der Gestapo; hier waren es Unterscharführer Fischer und Rottenführer Bartsch.
    Bartsch war völlig gesund, lag aber so wie die Schwerverwundeten völlig bewegungslos. Er schwitzte unter seinen Verbänden. Das war seine ganze Arbeit. Man legte ihn von einem Krankenzimmer ins andere, damit er hören konnte, worüber die Frontsoldaten im Fieberwahn sprachen.
    Bartsch war von dem langen Lazarettaufenthalt, vom beständigen Liegen blaß, schlaff und kraftlos geworden, er litt an Atemnot und ständiger Schlaflosigkeit.
    Fischer war ein lebenslustiger, geselliger Typ. Ein wohlgenährter, lebhafter Dicker mit strahlenden braunen Augen. Stets mit einem Zigarrenstummel im Mund.
    Die zeitweilige Bewußtlosigkeit hatte Weiß die tödliche Gefahr verborgen, in der er sich befand. Als er zu sich kam, packte ihn Angst: Hatte er während der Bewußtlosigkeit auch nicht die Kontrolle über sich verloren, hatte er geschwiegen?
    Der Arzt schaute Weiß an und fragte:
    „Was willst du? Ein bißchen mehr Schmerzen, aber schnell an die Front, oder mehr Betäubungsmittel und eine langsame Heilung?" Für Johann war es notwendig, so schnell wie möglich wieder in die Sondereinheit zurückzukehren; mit bestechender Ehrlichkeit erklärte er, daß er schneller an die Front möchte. Und Fischer machte die erste Eintragung in die Krankengeschichte von Weiß, indem er seine politische Gesundheit feststellte.
    Seine geübte Beobachtungsgabe half Weiß, die wahre Funktion Fischers und Bartschs zu erkennen. Aber die anderen, die Verwundeten, waren sie alle Feinde?
    Eines Nachts sagte Johann:
    „Ich kann nicht schlafen: Immerzu muß ich an den russischen Panzersoldaten denken. Er war älter. Hatte bestimmt Frau und Kinder.
    Vielleicht hat er vor dem Krieg so wie ich als Fahrer gearbeitet. Und ich hab ihn umgebracht."
    Jemand brummte im Dunkeln:
    „Wenn nicht du, hätte er dich umgelegt."
    „Aber er war doch verwundet."
    „Die Russen sind zäh."
    „Und er hat mich gebeten, ihn nicht zu töten."
    „Unsinn, die bitten

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