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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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Dackelliebhaber, einen Sonderling, der sich durch sein Flötenspiel zerstreute, der in seiner Orangerie seltene tropische Pflanzen züchtete.
    Und obwohl der Wirkungsbereich zwischen Heydrich und Canaris offiziell aufgeteilt war — Canaris befaßte sich mit der Auslandsspionage, Heydrich mit der im Innern des Landes —, waren beide bemüht, einer in des anderen Jagdrevier zu dringen.
    Nach dem Krocketspiel, an dem sich die ganze Familie beteiligt hatte, verließen Canaris und Heydrich den Garten und zogen sich in das Arbeitszimmer zurück.
    Heydrich informierte Canaris kurz darüber, daß in einer Spionageschule für Frauen eine der Teilnehmerinnen einen Mordanschlag auf einen Mitarbeiter der Gestapo verübt hätte.
    „Ich weiß", sagte Canaris nachlässig, „ein hysterisches Weibsbild." Und warnend bemerkte er: „Wenn Ihre Leute nicht den Unterschied zwischen gewissen Häusern und meinen Schulen erkennen, so ist es Ihre und nicht meine Sache, sie zur Ordnung zu rufen. Stimmen Sie einer Bestrafung des Unterscharführers zu. Durch seine Handlungsweise hat er wertvolles Material verdorben. Jetzt ist die Erfüllung der Aufgabe in unzulässiger Weise hinausgezögert worden, da das erwähnte Objekt beinahe die nötigen Illusionen verloren hat. Und ohne Illusionen verkommt die Menschheit. Wir sind alle die Opfer von Illusionen. Ich zum Beispiel habe immer davon geträumt, ein berühmter Musiker zu werden."
    Heydrich schaute schweigend auf seine im Sonnenlicht blinkenden Stiefelspitzen. Er fragte finster:
    „Was machen wir nun mit diesem verwundeten Unterscharführer?" „Geben Sie ihm eine Auszeichnung. Wenn er kein Dummkopf ist, so wird er schon begreifen, was er angestellt hat. Wenn nicht, dann soll er an der Front seine Tapferkeit beweisen. Obwohl er das Mädchen nicht vergewaltigt hat, ist es doch eine Schande für einen SS-Mann."
    „Na schön", stimmte Heydrich zu. „Soweit mir bekannt ist, ist diese Russin die Tochter eines sowjetischen Obersten."
    „Ja", bestätigte Canaris und legte die Hand auf die knöcherne Schulter Heydrichs. Ironisch sagte er: „Und diesem Mädchen, der Tochter eines sowjetischen Obersten, wollten Ihre Leute die Illusion nehmen. Wie unanständig, wie ungebildet! Wir als Europäer ... Übrigens, kennen Sie Landsdorf ?"
    Heydrich nickte.
    „Ein feiner Mensch”, sagte Canaris begeistert. „Versprach, für mich im Stab „Vally" einen echten Arier ausfindig zu machen, gebildet, absolut zuverlässig und mit dem entsprechenden Äußeren. Der wird sich um das Mädchen kümmern, sie beruhigen. Wir brauchen sie, um sie in den obersten Armeestab einzuschleusen. Ich hoffe, daß man ihr die nötige Ausbildung mitgibt ..."
39
    Ernst Hagen inspizierte im Auftrag des Stabes „Vally" die Frauenfiliale der Spionageschule. In belehrendem Ton dozierte er vor Hauptmann Klara Aufbaum.
    „Die Weiblichkeit hat für die Agentinnen zwei Seiten: eine positive und eine negative. Die erste: Sie ist ein Köder. Die zweite: Bei Anwendung dieses Köders kann sich die Agentin so sehr hinreißen lassen, daß der Köder zum Selbstzweck wird, daß sie vergißt, warum sie ihr Äußeres als Köder zu benutzen hat.
    In den zivilisierten Staaten — ich rechne Rußland nicht dazu gibt es außer den käuflichen Frauen auch Männer, die sich dieser Art von Tätigkeit widmen. Wir setzen sie nur in westlichen Ländern ein. Was unsere Agenten im Osten betrifft, so machen wir ihnen aus der allzu hohen Selbstmordziffer keinen Vorwurf. Auch unter den männlichen Agenten gibt es ähnliche Unfälle.
    Aber es gibt einen Moment der Ausbildung, der die Agentinnen vor ein Dilemma stellt.
    Wenn sie im Hinterland des Feindes arbeiten, müssen sie natürlich energisch von den Gaben Gebrauch machen, die ihnen die Natur gegeben hat.
    Bei der östlichen Rasse herrschen noch primitive Moralvorstellungen. Sie betonen die intimen Seiten des Lebens allzusehr, geben sich den Gefühlserlebnissen völlig hin, und das alles aus Gründen, die für den kultivierten Menschen schon längst kein Problem mehr sind.
    Daraus folgt, daß der freie Umgang Ihrer Lehrgangsteilnehmerinnen mit unseren Armeeangehörigen genauso zur Ausbildung gehört wie das obligatorische Unterrichtsprogramm. Es ist natürlich darauf zu achten, daß bei diesem Umgang keinerlei wechselseitige Bindungen entstehen. Das läßt sich erreichen, indem man eine zweite Begegnung entschieden verbietet.
    Auf diese Art und Weise sichern wir unsere Agentinnen, und wir brauchen in

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