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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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Zukunft keine Angst zu haben, daß bei ihnen, wenn sie ihre Aufgabe erfüllen, irgendwelche Gefühlsregungen auftauchen, die sie zu unnötiger Offenheit verleiten könnten."
    Der Instruktion Hagens Folge leistend, gab Hauptmann Klara Aufbaum den Ausbildern die entsprechenden Anweisungen.
    Und nicht nur die Offiziere der in der Nachbarschule stationierten Einheiten, sondern auch untere Dienstgrade erhielten Zutritt zur Schule.
    Zwei Selbstmordversuche — von denen einer mit dem Tod einer Lehrgangsteilnehmerin endete — hinderten die Schulleitung nicht, der Anweisung weiterhin streng Folge zu leisten.
    Daß aber eines der Mädchen einem Unterscharführer der SS eine Wunde beigebracht hatte, war ein Schandfleck für die Schule.
    Diese Lehrgangsteilnehmerin, die versuchte, sich mit einer Glasscherbe die Pulsader aufzuschneiden, sollte als Abschreckung für die anderen auf dem Schulhof erschossen werden.
    Doch völlig unerwartet kam der Befehl, die Festgenommene freizulassen. Zur Untersuchung des Vorgefallenen wurde ein Bevollmächtigter des Stabes „Vally" erwartet.
    Dieser Sonderbevollmächtigte war Johann Weiß.
    Man hatte ihn angewiesen, die Schuldigen strengstens zu bestrafen und der Geschädigten eine zehntägige Reise zum Zwecke der Erholung zu gewähren.
    Weiß sollte dieses Mädchen auf der Reise begleiten und ihr jede Aufmerksamkeit erweisen.
    Gleichzeitig mit Weiß traf auch Sorokin ein, Oberst der ROA, der den Befehl hatte, alle Anordnungen des Vertreters der Abwehr an Ort und Stelle auszuführen.
    Als Weiß die Lehrgangsteilnehmerinnen eine nach der anderen zum Verhör kommen ließ, überzeugte er sich davon, in welchem Maße die Frauen durch die von Hagen empfohlene Methode jede Spur von Menschenwürde verloren hatten. Die einen waren allem gegenüber abgestumpft und gleichgültig. Andere, hysterisch Erregte, fast bis zur Unzurechnungsfähigkeit Aufgepeitschte, lachten, weinten und schimpften. Sie redeten heftig, doch ihrem Redestrom war kein vernünftiges Wort zu entnehmen. Viele von ihnen litten an nervösen Zuckungen.
    Den bedrückendsten Eindruck machten diejenigen, die ihre körperliche und geistige Gesundheit noch nicht ganz verloren hatten. Meistens waren sie so verbittert, daß ihnen völlig gleichgültig war, wer das Opfer ihrer Verbrechen werden würde.
    Nach den Verhören machte Weiß in Begleitung Hauptmann Aufbaums einen Rundgang durch die Behausung der Lehrgangsteilnehmerinnen. Es war eine Baracke, ähnlich wie beim Stab „Vally".
    Johann musterte aufmerksam die gespannten Gesichter der angetretenen Frauen.
    „Gibt es Disziplinarvergehen?"
    „Das ist Sache des Stellvertreters Leutnant Njurka."
    „Bestehen irgendwelche Klagen, Forderungen?"
    Keine der Frauen gab eine Antwort.
    Weiß fragte ein Mädchen mit einer Brandwunde im Gesicht:
    „Was haben Sie da?"
    Aufbaum erklärte schnell:
    „Das hat sie selbst gemacht, mit dem Bügeleisen."
    „Merkwürdig, gewöhnlich kommt man mit dem Bügeleisen doch nicht ins Gesicht."
    Ein stämmiges Mädchen mit grell bemaltem Gesicht erklärte rachgierig:
    „Sie hat sich absichtlich die Haut verbrannt, damit sie nicht so oft zu den Offizieren gerufen wird. Damit die anderen für sie die Zeche bezahlen.“

    Johann fragte das Mädchen mit dem verbrannten Gesicht: „Ihr Name?"
    „Ich habe weder Vor- noch Familiennamen."
    „Deckname?"
    „Stift", sagte Hauptmann Aufbaum und fuhr bedauernd fort: „Ich hatte, da es doch Frauen sind, Blumennamen als Decknamen geben wollen, aber die Leitung hat es nicht gebilligt."
    Die Lehrgangsteilnehmerin „Stricknadel", deretwegen er vom Stab „Vally" geschickt war, beschloß er allein, ohne Begleitung Hauptmann Aufbaums, aufzusuchen.
    Auf dem Bett saß ein schmächtiges Mädchen in einem langen, viel zu weiten Kleid, das mit Flitterkram bestickt war.
    Ein kleines blasses Gesichtchen, dunkle kurze Haare, die noch nicht nachgewachsen waren. Ein großer verschwollener Mund, eingefallene Augen, ein langer schmächtiger Hals. Ihre Handgelenke waren verbunden.
    Johann stellte ich höflich vor und erklärte den Zweck seines Kommens. Sie hörte ihn an und sagte:
    „Sie lügen."
    „Sie können sich selbst überzeugen: Die Schuldigen werden strengstens bestraft."
    „Wir werden ja sehen.”
    „Gestatten Sie, daß ich mich setze?" Und Weiß setzte sich auf das Bett.
    Das Mädchen sprang auf, stürzte zur Tür und hämmerte dagegen.
    Die Tür öffnete sich.
    „Vielleicht ist es besser, wenn wir uns woanders

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