Im Labyrinth der Abwehr
Otto Skorzeny, ihm öffentlich die Hand gedrückt habe. Tja, ich muß gehen. Also, ich bitte Sie ..." erinnerte Elsa zum dritten Male.
„Schon gut", pflichtete Weiß bei. „Werden Sie nicht mißmutig, Elsa. Alexej ist ein guter und sauberer Mensch."
Elsa lächelte wehmütig und ging ohne Antwort davon.
Zu Brigitte von Weintling, die seit einiger Zeit im Varieté erschien, hatte sich Subow von Anfang an herablassend verhalten.
Sie bestellte stets ein und denselben Platz in der ersten Reihe und kam nur zu seinem Auftritt, danach verschwand sie wieder.
Doch einmal kam sie verschämt und aufgeregt in die Artistengarderobe. Und an Elsas Gesichtsausdruck sah Subow, daß er mit dieser Dame mehr als nur freundlich sein mußte.
Ihr verstorbener Mann, der Oberst, war in der Abteilung für Rassenfragen tätig gewesen. Bereits Witwer, hatte er sich entschlossen, Brigitte zu heiraten, ohne sie persönlich zu kennen: Er hatte ihrem Fragebogen ihre rassische Untadligkeit entnommen. Leider hatte das solide Alter und die zerrüttete Gesundheit dem Oberst nicht mehr vergönnt, für den Fortbestand dieses reinrassigen Geschlechts zu wirken.
Brigitte gestand Subow, daß ihre Bekanntschaft mit ihm ihr erster riskanter Schritt im Leben sei.
Ihm gegenüber benahm sie sich mit einer lächerlichen Schüchternheit, doch all ihren Bekannten erklärte sie einfach, Subow sei ein entfernter Verwandter von ihr, ein leichtsinniger junger Mann, der sich mit seiner Familie überworfen habe, um Artist zu werden, und den sie unter ihre Obhut nehmen wolle.
Den Bekannten Frau Weintlings trat Subow mit ruhiger Würde entgegen. Seine Neugier gegenüber der ungewohnten Umgebung faßten sie als Provinzialismus auf, als einen Beweis einer gewissen geistigen Beschränktheit, wie sie für Sportler bezeichnend ist.
Auf dem Empfang, den Frank gab, war Otto Skorzeny Ehrengast.
Im August hatte die SS-Division „Das Reich" in der Nähe von Jelna fast die Hälfte ihres Mannschaftsbestandes verloren. Nach der Niederlage bei Moskau hatte Skorzeny in sein Tagebuch geschrieben: „Da es nicht möglich ist, unsere Toten in dem völlig gefrorenen Boden zu begraben, haben wir die Leichen neben einer Kirche gestapelt. Das war ein merkwürdiger Anblick. Durch den Frost waren ihnen Hände und Füße zusammengefroren, so daß sie im Todeskampf die unglaublichsten Stellungen einnahmen. Um den Toten den so oft beschriebenen Ausdruck der Zufriedenheit und Ruhe zu geben, der angeblich für sie bezeichnend ist, mußten wir ihnen die Gelenke brechen. In den letzten beiden Tagen ließen wir eine Sprengstoffladung hochgehen und legten die Leichen in die so entstandene Grube."
Dieser „Held des Reiches", der sich klugerweise eine Gallenblasenerkrankung zugelegt hatte, begab sich jetzt zu seiner Genesung ins Hinterland.
Generalgouverneur Frank hatte den Empfang zu Ehren des von der Front zurückgekehrten Lieblings des Führers gegeben.
Nach der Trinkerei beschloß Skorzeny, der vergessen hatte, wie gefährlich krank er war, die ihn verehrenden Etappenoffiziere durch die Kraft seiner Muskeln in Erstaunen zu versetzen. Nachdem sie in die Turnhalle gegangen waren, warf er mit beiden Armen eine schwere Kupferkugel in die Höhe und fing sie wieder auf. Doch jedesmal stieß sich sein Blick an dem herablassend grinsenden Gesicht Subows.
Auf einmal warf er die Kugel über Subows Kopf und rief:
„Sie da! Vorsicht!"
Subow beugte sich, ohne die Hände aus den Taschen zu nehmen, kaum merklich zur Seite, ging ein wenig in die Knie und fing den Stoß leicht federnd mit dem Hals auf. Dann ließ er die Kugel in die Hand gleiten und sagte geringschätzig:
„Ein Kinderspielzeug."
Skorzeny fragte heftig:
„Wer sind Sie?"
„Wie Sie sehen, Ihr Verehrer."
Skorzeny blieb einige Minuten unschlüssig. Dann erklärte er erfreut:
„Mit solchen furchtlosen, harten Burschen wie Sie nehmen wir den ganzen Erdball auf die Schultern."
Skorzeny schenkte Subow sein Foto mit Autogramm und bemerkte, daß dieses ihm nützlich sein werde, woran Subow nicht zweifelte.
Von Krakau nach Warschau zurückgekehrt, begann Brigitte einen sachlichen Briefwechsel mit den in Berlin lebenden einflußreichen Verwandten ihres verstorbenen Mannes. Es ging um die Erbschaft. Sie erklärte sich jetzt zu einer Reihe von Zugeständnissen bereit, wenn man ihren zukünftigen Ehegatten im Austausch dafür protegieren würde.
Subow reizte ihre Aufdringlichkeit, ebenso die Tatsache, daß sie heimlich Narkotika nahm,
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