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Im Labyrinth der Fugge

Im Labyrinth der Fugge

Titel: Im Labyrinth der Fugge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abe
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Aber sie kam nicht mehr heraus. Aus diesem Kloster nicht und auch aus keinem anderen. Ob sie sich fügte oder aufbegehrte, sie sollte Nonne werden. War es das, was Virginia herausgefunden hatte? Vielleicht sorgte sie dafür, dass Anna nicht umgebracht wurde. Sie hechtete zur Latrine und übergab sich wieder, ein Rest Grünzeug kam heraus. Alles drehte sich.
    Sie musste herausfinden, wer hinter alldem steckte und selbst, wenn es ihre Mutter allein war. Zurück auf dem Hocker, tauchte sie ihr Gesicht ins kalte Wasser. Ursula hätte sich von allein nie dem katholischen Glauben zugewandt. Pater Canisius? Virginias Tod konnte ihm in der Ketzerbekehrung kaum von Nutzen sein. Ein toter Katholik war kein vorzeigbares Schäfchen. Es musste jemanden hinter alldem geben, der sie und sämtliche Geschwister vernichten wollte. Und Anna ahnte, wer das sein könnte. Nur wie sollte sie das hinter Klostermauern beweisen?
    »Na, geht’s wieder?«
    Anna sah auf.
    Nicht Demetria, sondern Martha stand hinter ihr. »Mir ging es am Anfang genauso. Das üppige Essen war ich auch nicht gewöhnt.« Über ihrer hellen Kutte trug sie zwar eine graublaue, vielfach geflickte Schürze, aber ihre Ärmel und ihr weißer Schleier waren vom Kochen bespritzt.
    Nicht so geschickt, eine Novizin in weiß zu kleiden, dachte Anna. »In meinem Bauch rumort es noch, aber es geht schon, danke. Bist du aus Augsburg?«
    »Ja, mein Vater ist Stadtschreiber und sitzt als einer der sechs Katholiken im Zwölferrat. Ich habe noch acht Schwestern, da hat es nie zu einem Festmahl gereicht.« Sie reichte Anna ein Tuch.
    Anna trocknete sich das Gesicht. Hunger kannte sie erst seit Kühbach. »Willst du Nonne werden?«
    »Natürlich«, Marthas blaue Augen leuchteten auf. »An Weihnachten lege ich die ewigen Gelübde ab. Meine ganze Familie kommt. Drei meiner Schwestern haben geheiratet und zwei schon ein Kind. Aber wenn ich die Kleinen das erste Mal sehe, werden sie schon herumkriechen. Darf ich dich auch was fragen?« Martha druckste herum. »Wieso trägst du den Ring des Glaubens schon vor der Profess?«
    Ring des Glaubens, Anna starrte auf ihre Hand. Sollte sie Martha von dem Versprechen erzählen, das ihr Stinkbeutel aufgezwungen hatte? Sie stand auf. »Musst du wieder in die Küche zurück oder kannst du mir das Kloster zeigen?«
    »Später gerne. Die Priorin schickt mich, ich soll dich zu ihr bringen. Sie hat Nachrichten aus Kühbach.«
     
    Wie zum Hohn glitzerte der Kreuzhof im hellen Sonnenlicht, als Martha sie durch den Gang führte. Die letzten Hagelkörner schmolzen im Gras. Auf einer Grabtafel an der Gewölbewand las sie flüchtig den Namen Fugger. Irgendeine Base, hatte jemand der Familie mal erzählt, verbrachte vor hundert Jahren hier ihr Leben.
    Gleich musste Anna zurück nach Kühbach und im Karzer verschimmeln. Welches Tier würde die Katharinenpriorin liebkosen, fragte sie sich, als sie die drei Stufen zu der spitzwinkligen Schreibstubentür stiegen. Einen Ableger des Äbtissinnenhündchens?
    Hinter einem ausladenden Schreibpult stand eine Frau, nein sie saß, zierlich und verhärmt. Die Schleierfalten schienen um ihre Augen weiterzulaufen. Anstelle eines Glücksbringers prangte neben dem Kruzifix ein Bildnis von Canisius an der Wand. Er verfolgte Anna bei jeder Bewegung. Die Kratzzeichnung der Winznonne im Karzer fiel ihr wieder ein. Hatte sie wirklich ihn gemeint? Ihr wurde wieder schwindlig. Sie schwankte und lehnte sich an die Wandvertäfelung.
    »Nimm doch Platz, die Reise gestern in dem Unwetter, ein Wunder, dass du sie unbeschadet überstanden hast.« Die Priorin schob ihr einen lederbezogenen Stuhl zu, setzte sich auch wieder in den Lehnsessel mit den Pranken an den Armstützen, in dem sie fast verschwand. »Danke, Martha, du kannst gehen.« Sie wartete, bis die Novizin die Tür hinter sich geschlossen hatte, rückte eine Feder und das Tintenfass auf dem Schreibpult zurecht. »Ich hoffe, du gewöhnst dich schnell ein«, begann sie.
    Wenn sich Anna das Gemälde wegdachte, ähnelte die Amtstube dem Alchimistenkeller ihres Vaters. Globus, Bücher, Messinstrumente, sogar ein Augenglas lag hier, allerdings auch ein Rosenkranz aus Bernstein. Sonnenflecken fielen durch das große, vielfach unterteilte Glasfenster. Die Priorin schien eine wissbegierige Frau zu sein. Sollte Anna sich ihr anvertrauen und ihre Vermutungen äußern? Alle Fuggerkinder sollten sterben. Würde sie ihr glauben? Anna krampfte ihre Finger zusammen.
    »Die Äbtissin aus Kühbach

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