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Im Labyrinth der Fugge

Im Labyrinth der Fugge

Titel: Im Labyrinth der Fugge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abe
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glaube, ich könnte auch schon wieder etwas Naschwerk vertragen.« Sie lachte.
    Anna fand dicke Wollstrümpfe in der Truhe, die ihr aber die dünnen Waden hinabrutschten. Die ganze Zeit in Kühbach war sie strumpflos gewesen und nur bei der Gartenarbeit hatte sie Trippen getragen. Diese Kleidung fühlte sich besser an als der Kühbachkittel. Behagliche Wärme breitete sich in ihrem ganzen Leib aus.
    Vom Bett aus sah sie Demetria zu, wie sie der schlafenden Winznonne kalte Lappen um die Beine wickelte, dann trockene Tücher darüber legte und alles wieder unter die Decken schob, sogar Annas Decke ringsum das schlafende Kind steckte.
    »So, nun treiben wir die Hitze fort.« Und an Anna gewandt: »Vor der Tür, unter den Stufen, findest du Galoschen in allen Größen, such dir welche aus.«
    Anna trat in den Gang. In einem Korb lagen ein Dutzend Schuhe aus ungefärbtem Leder.
    Demetria kam nach, bückte sich ächzend, mit einem Knacken in den Knien, und half ihr beim Wühlen. »Passen die hier?«
    Anna schlüpfte hinein und nickte. Das erste Mal hatte sie wieder richtige Schuhe an.
    »Die sind noch von den Schwestern, die gezwungen wurden, in ihr altes Leben zurückzukehren.«
    »Gezwungen, nicht mehr im Kloster zu leben?«
    »Ja, genau. Aber komm mit in die Küche, wenn ich mich nicht täusche, hat Benefica gebacken.« Demetria schnupperte. »Mit leerem Bauch redet es sich schlecht.«
    Anna zögerte. Sollte es irgendwo jemanden geben, der eine schützende Hand über sie hielt und sie immer wieder aus dem gröbsten Schlamassel zog? Warum sie, die Strafe verdiente, und nicht Mechthild, die keiner Hundsnonne in den Hintern getreten hatte. Warum Virginia, die wie ein Engel singen konnte? Wenn sie sich weiter dem Papsttum widersetzte, würde sie nie herausfinden, wer hinter alldem steckte. Vielleicht war Sidonia entkommen, weil sie Canisius die Stirn geboten hatte, indem sie vordergründig die kühle Schöne spielte, die nur um ihren Tand besorgt war und sich in ihrer Kammer mit Stinkbeutels Gedankengut auseinandersetzte. Nicht so trampelig und selbstsüchtig wie Anna, die herumschrie und gegen Wände trat, wenn ihr was nicht passte.
    Viele Türen, ein halbes Dutzend dicht nebeneinander gab es im Gang.
    »Früher hatten wir ein Dormitorium«, erklärte Demetria. »Aber dann haben wir Trennwände und Türen einbauen lassen. Man muss ja nicht jeden Furz in der Gemeinschaft teilen.«
     
    »Na, schon wieder Hunger?«, fragte eine Nonne in der Küche, die ein Mädchen in Annas Alter beim Zerteilen eines Hasen anleitete.
    »Gelüste, liebe Benefica, nur Gelüste«, erwiderte Demetria. In der geräumigen Klosterküche roch es wie schon im Gang nach Frischgebackenem, auch eine Vielzahl anderer Düfte stieg Anna in die Nase. Ihr Magen knurrte. »Aber unsere neue Novizin hat gewaltigen Hunger.«
    Novizin, dachte Anna. Novus hieß neu auf lateinisch, das konnte nur bedeuten, dass sie einverleibt werden sollte, um ein antiquus, etwas Altes zu werden.
    »Setz dich zu uns«, lud sie Schwester Benefica ein, eine hagere Nonne, die in ihrem Habit fast verschwand, würde sie nicht von ihrer stark gekrümmten Hakennase aus den Kleidern gehalten. Sie stellte ihre Gehilfin vor: »Martha Rehlinger.«
    Benefica schob den gehäuteten Hasenkopf und die noch fellbesetzten, abgeschnittenen Hinterläufe beiseite. Anna grauste es, auf dem blutbesudelten Platz gleich zu essen, zugleich lechzte sie nach einer Mahlzeit. Im halbdunklen Karzer hatte sie sich nicht so angestellt, dann würde sie hier den Tisch ablecken, wenn es sein musste.
    Unterdessen lupfte Demetria Tiegel und Tonkrüge, schöpfte einiges auf einen großen Teller, fingerte manches schmatzend in ihren Mund und brachte Anna schließlich ein üppiges Mahl aus eingelegtem Gemüse, Kompott, getrockneten Pilzen und grünen Blättern.
    »Wo hast du nur das Backwerk versteckt, oder soll ich unserer Neuen zum Einstand etwa gewöhnliches Brot servieren?« Demetria drehte sich mit flatterndem Schleier wie ein Fass auf der Stelle. »Den betörenden Duft konntest du nicht auslöschen.« Sie stapfte zur Herdstelle.
    Benefica achtete nicht auf Demetria, gab Martha weiter Anweisungen. »Hack die Knochen klein, röste sie in Butterschmalz und Speck hellbraun an. Danach lösche sie mit Brühe ab und gib die Gewürze dazu.« Vor Anspannung runzelte Martha die Stirn.
    »Den Wein nicht vergessen«, flötete Demetria aus einer Wandnische und stürzte sich plötzlich auf einen Korb, der hinter dem Kochgeschirr

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