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Im Labyrinth der Fugge

Im Labyrinth der Fugge

Titel: Im Labyrinth der Fugge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abe
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euch nicht in solche Dinger hineinzwängt wie die anderen feinen Damen!«
    »Was geht es dich an!«, erwiderte sie barsch und goss ihr Urinessiggemisch über das Korsett. »Bedeck nun alles wieder und rühr danach bei deinem Leben den Misthaufen nicht mehr an!«
    »Aber, ich muss doch …, wie soll ich …«, stammelte er.
    Anna streifte sich die Hände im gefrorenen Gras ab und setzte sich Donna auf die Schulter.
    Im Hinterhof wurde Laub verbrannt. Blätter loderten in die Luft, verglimmten zu Funken. Anna mochte diese Feuer. Vielleicht konnte sie sich die klammen Finger wärmen. Es knisterte und knackte. Das Geräusch war ein Frühlingsbote, ringsum schmolz der restliche Schnee. Sie näherte sich dem brennenden Haufen. Außen gelb und innen dunkelrot. Die Flammen sahen so weich aus wie farbige Luft, sogar Blau war enthalten. Das Bild der brennenden Schellebelle wollte sich aus ihrer Erinnerung hervordrängen. Anna versuchte es wegzudrücken. Sie konzentrierte sich auf die Farben. Wie konnte so etwas Schönes wie Feuer so grausam sein?
    Donna zitterte und verkroch sich in Annas Armbeuge. Severin schleppte einen schweren Korb heran. Anna wollte sich schon abwenden, sie mied immer noch die Begegnung mit ihm. Da sah sie mit was er das Feuer fütterte. Bücher! »Wer hat das veranlasst?«, rief sie fassungslos.
    »Der Pater, Conteffa«, antwortete Severin. Dessen Namen konnte er nicht aussprechen.
    Canifiuf, wie Conteffa und Affe, dachte Anna. Sie wartete, bis Severin ins Haus zurückgegangen war, und stocherte mit einer Harke im Feuer herum. Donna zog und kreischte wie wild an der Leine, als würde sie gleich in die Flammen geworfen werden. »Schsch, beruhige dich«, zischte sie. Wie konnte ihr Vater das nur zulassen? Einen verkohlten Buchblock nach dem anderen zog sie mit der Harke aus den Flammen. Alles war verbrannt. Luthers Catechismus und der Rest von Hildegards Codex ›Liber divinorum operum‹ war nur noch schwach zu entziffern. Die Visionen waren zu Asche geworden. Anna suchte weiter. Ihre Hände und ihr Gesicht glühten bereits. Sie musste aufpassen, dass ihr Rock kein Feuer fing. Am Rand kokelte eine Handschrift, auf der noch Schriftzeichen zu erkennen waren. Mit der Trippe schob sie den Buchblock aus der Glut in den Schnee und klopfte die Funken aus. Hastig wickelte sie das Buch in ihren Rock und eilte mit Donna ins Haus zurück, bevor Severin zurückkehrte.
     
    Stille empfing sie drinnen und die Hitze drückte sich auf ihr Gesicht. Die Fenster waren verdunkelt, der Frühling ausgesperrt. Oder sollte Severins Bücherverbrennung geheim bleiben? Sogar die Dienstboten in der Küche flüsterten und mieden lautes Geschirrklappern. Anna warf die Trippen ab und schnappte sich ein paar Walnüsse aus einem Korb, in einer Hand noch immer den Rockzipfel mit ihrem Buchfund. Im Flur zum Wohntrakt befreite sie Donna von der Leine. Sofort flitzte das Äffchen laut kreischend den Vorhang hinauf.
    »Benimm dich, Donna. Hier fang!« Geschickt fing das Äffchen eine Nuss auf, drehte sie eine Weile nur mit dem Schwanz an der Vorhangstange pendelnd zwischen den Vorderpfoten herum, so als müsste die Öffnung irgendwo sein. Enttäuscht warf sie sie Anna zurück. Laut klackernd traf die Walnuss auf den Steinplatten auf. Donna quietschte vor Freude, jagte den Vorhang hinunter und kullerte die Nuss den Flur entlang.
    Anna seufzte, wenigstens hatte eine ihren Spaß. Sogleich schämte sie sich bei dem Gedanken an die kranke Maria. Wo versteckte sich Donna? Sie suchte im dunklen Flur und hörte Stimmen durch die Salontür. Mutter war im Dom und ihre Schwestern oben bei Maria. Stritt Vater mit Pater Canisius? Ach, wenn er ihn doch endlich hinauswerfen würde! Sie lauschte. Vater sollte sich lieber beeilen, anstatt herumzubrüllen. Severin warf ein kostbares Buch nach dem anderen ins Feuer.
    »Schlittenfahren, Jagden und Turniere, ein Gelage nach dem anderen, gibt’s sonst nichts?«, hörte sie ihn brüllen.
    Beten, beten und Moralpredigten, dachte Anna.
    Ein geckerndes Lachen ertönte. Pater Canisius lachte nicht, das musste einer ihrer Oheime sein.
    »Du tust auch nichts anderes den ganzen Tag. Wozu Geld haben und es nicht ausgeben?«
    Oheim Christoph? Anna spähte durchs Schlüsselloch, sah nur die Stoffe der geschlitzten Kleider der Männer.
    »Dann bist du nicht gekommen, um mich um Geld zu bitten?«
    »Pfui, was du immer von mir denkst. Ich wollte nach dir sehen, wenn ich schon in der Stadt bin. Wegen des Tauwetters wurde die

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