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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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zum Vorwurf machen, dass sie einen ruhigen Lebensabend verbringen will? Und darum die Arbeit und die Verantwortung an die Kinder abgibt, die sie geboren hat?«
    »Und Cornelius?«
    »Cornelius war hin und wieder hier … und dann wieder wochenlang fort. Man ist an sein unstetes Händlerleben gewöhnt, man wird es nicht hinterfragen. Wir werden später nicht gemeinsam von hier aufbrechen, sondern erst anderswo zusammentreffen. Aber irgendwie wird es gehen.«
    »Irgendwie wird es gehen«, echote Annelie. »Und die Hochzeit von Manuel und Emilia?«, konnte sie die Einwände doch nicht lassen. »Willst du nicht so lange bleiben?«
    »So schnell werden sie diese nicht feiern. Zumindest habe ich Emilia und Manuel schon lange nicht mehr darüber reden gehört. Die beiden sind noch immer zutiefst verstört über das, was ihnen in Valparaíso zugestoßen ist. Und Emilia muss erst verkraften, dass Greta tot ist. Wir haben Sommer. Lass den Herbst und Winter kommen – und im nächsten Frühling sehen wir weiter. Sie sind doch noch so jung. Sie haben alle Zeit der Welt.«
    Am Ende schwieg Annelie und drückte sie nur fest an sich.
    Obwohl das Leben nach dem Brand und Jules Tod langsam wieder in alltäglichen Bahnen verlief, schottete sich Elisa in den nächsten Tagen immer mehr ab. Sie verrichtete nur die notwendigsten Arbeiten, ansonsten floh sie oft aus der Siedlung und suchte sich stille Plätzchen, wo sie in Ruhe nachdenken und innerlich Abschied nehmen konnte. Fast immer war sie dort ungestört – ein einziges Mal kam ihr jemand nach, als sie die Siedlung verließ, und rief ihren Namen.
    Sie drehte sich um und sah Poldi. Bei dem Brand waren viele seiner Haare versengt worden und seitdem nicht ordentlich nachgewachsen. Struppig wie die Stacheln eines Igels standen einzelne Strähnen vom Kopf ab. Er hätte lustig ausgesehen, wenn sein Gesicht nicht diesen verzagten Ausdruck gehabt hätte.
    »Was machst du denn hier so allein? Man sieht dich ja kaum noch!«, rief er tadelnd.
    Sie starrte ihn eine Weile wortlos an. Bis jetzt hatte sie ihre Pläne gut zu verheimlichen gewusst – doch ihn, das wusste sie plötzlich, konnte sie nicht anlügen.
    »Ich gehe fort«, sagte sie knapp. »Jetzt noch nicht. Aber bald … Bald werde ich die Siedlung verlassen.«
    In seinen Zügen breitete sich Verstehen aus. Er stellte keine Fragen nach dem Wo und Warum und mit Wem.
    Schweigend ging er an ihrer Seite, und als sie schließlich innehielt, blieb er dicht neben ihr stehen.
    »Du hast dich also entschieden, Elisa. Du liebst Cornelius.«
    Nur zögerlich kamen Poldi die Worte über die Lippen. Sie ließen sich auf einer kleinen Anhöhe nieder, von der aus man den ganzen Llanquihue-See überblicken konnte.
    Elisa strich sich das Haar aus dem Gesicht. Sie fühlte, dass Poldi sie von der Seite betrachtete, aber sie erwiderte seinen Blick nicht, sondern starrte hinaus auf den See.
    Wie ein riesiges Fünfeck lag er vor ihnen: inmitten saftig grüner Wiesen und Gärten, goldgelber Ackerstreifen und dunkler Wälder, an deren sumpfigen Rändern die roten Copihue-Blumen erblühten.
    »Wir haben so viel erreicht«, sagte sie leise. »Wir haben einen so langen Weg zurückgelegt.«
    »Weißt du noch … damals im Hamburger Hafen, als wir beide …« Poldi brachte den Satz nicht zu Ende, sondern kicherte los.
    Sie nickte. »Wir haben viel zu selten innegehalten, zurückgesehen, der Vergangenheit gedacht.«
    Sie seufzte wehmütig.
    Zarte Schleier des Seenebels stiegen auf, umhüllten den Fuß des Osornos, nicht jedoch seinen Gipfel. Dieser ragte aus dem Dunst hervor, als würde er über der Welt schweben. Immer tiefer fielen die Sonnenstrahlen; dunkel und abgründig färbte sich das eben noch türkis schimmernde Wasser des Sees, grau seine eben noch glitzernde Gischt. Nur der Gipfel des Osornos badete satt im Licht und strahlte rötlich auf, als blute er.
    »Du hast dich tatsächlich entschieden«, sagte Poldi wieder, und nach einer Weile fügte er hinzu: »Wenn es in meinem Leben so viel Klarheit geben würde wie in deinem – wie dankbar und froh wäre ich darüber! Du liebst Cornelius, nicht wahr? Du hast ihn immer geliebt.«
    »Ja«, erwiderte Elisa leise. »Ja, ich liebe ihn. Und ich weiß jetzt endlich, was ich tun muss.«
    Er nickte. »Es ist das Richtige«, sagte er nicht ohne Wehmut. »Es ist gut, dass du fortgehst, um mit Cornelius zu leben. Wenn ich nur wüsste, was für mich richtig wäre! Wie soll ich denn je wieder glücklich werden

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