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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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verlieren, als auf der See unterwegs sein, denn am Ende ist das Meer siegreicher als wir alle, bringt unseren armseligen Kahn zum Kentern wie eine Nussschale, und dann …«
    Elisa stürzte auf ihn zu. »Ich … ich suche …«
    Cornelius erschien hinter seinem Onkel. »Spielst du auch Schach, Elisa?«, fragte er belustigt.
    »Cornelius, du musst sofort …«
    Vor Aufregung versagte ihr die Stimme. Doch er sah an ihrer Miene, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Sein Onkel anscheinend auch, denn der stieß nun ein gequältes »Oje, oje, oje!« aus und verschwand rasch wieder im Inneren der Kajüte, ohne nachzufragen. Am liebsten war ihm wohl, gar nicht erst zu wissen, was sie so verstörte.
    »Du musst mitkommen!«
    Elisa drehte sich um und eilte zurück zum Krankenzimmer, erleichtert, dass Cornelius ihr augenblicklich folgte.
    »Elisa, was ist denn?«
    Sie musste ihm nichts sagen. Nachdem er den Raum betreten hatte, sah er selbst, was sie so erschreckt hatte.

    Als sie wenig später ins Zwischendeck hinabstiegen, fochten Christine Steiner und Juliane Eiderstett gerade einen heftigen Streit aus. Frau Eiderstett kniete auf dem Boden und machte sich an irgendetwas zu schaffen; Christine stand, die Hände in den Hüften gestützt, daneben und blickte kopfschüttelnd auf sie herab. Ein ungewohntes Bild, denn bis jetzt, so hatten auch die Steiner-Kinder immer berichtet, zog die Mutter es vor, die sonderliche Frau Eiderstett zu missachten – auch wenn sie heimlich mit anderen Frauen darüber tuschelte, warum sie wohl allein reiste.
    »So kann man kein Essen zubereiten!«, verkündete Christine eben verächtlich.
    »Aber Sie sehen doch, dass ich es kann!«, gab Juliane zurück.
    Elisa trat näher und erkannte, dass Frau Eiderstett in einer Zinnschüssel verschiedene Zutaten verrührte, die sie offenbar als Ration zugeteilt bekommen und zu diesem Zweck angespart hatte. Mit einem Hirschfänger schnitt sie Speck klein; darunter mischte sie zerstoßenen Schiffszwieback, und schließlich kamen zwei Eier hinzu. Das Ganze ergab eine halbwegs feste Masse, die sich zu Fladen formen ließ.
    »Das werden Frikadellen!«, erklärte sie nicht ohne Stolz. »Schiffsfrikadellen sozusagen!«
    Christine rümpfte die Nase.
    »Und wo wollen Sie das jetzt braten?«, fragte sie – sichtlich enttäuscht, dass sich die bräunliche Masse tatsächlich formen ließ.
    »Na, in der Kombüse natürlich!«
    »Die darf aber nur von Köchen betreten werden!«, höhnte Christine.
    »So?«, die andere erhob sich. »Das wollen wir doch sehen.«
    »Frau Eiderstett …«
    »Warum so förmlich? Mir wär’s lieb, Sie würden schlichtweg Jule zu mir sagen, so nannte man mich schon als Kind. Am allerliebsten wäre mir, Sie würden überhaupt nichts zu mir sagen und mich in Ruhe lassen.«
    Christine verdrehte die Augen, verkniff sich jedoch tatsächlich jedes weitere Wort. Die drei Steiner-Mädchen hatten den Streit aus sicherer Entfernung beobachtet. Erst als Jule sich umdrehte, sprangen sie auf und folgten ihr mit schleichenden Schritten. »Mörderin! Mörderin!«, stieß Christl zischend aus. Ihre Wangen waren dunkelrot vor Aufregung. Wahrscheinlich war es das erste Mal, dass sie dieses böse Wort in den Mund zu nehmen wagte – angestachelt von Poldi, den Elisa kichernd auf seiner Koje sitzen sah.
    Jule fuhr herum, doch in diesem Augenblick erstarrten die Mädchen, als hätten sie nie auch nur einen Schritt in ihre Richtung gemacht, und Christl setzte das unschuldigste Lächeln auf.
    Kaum aber hatte sich Jule wieder umgedreht, so tönte es erneut raunend: »Mörderin! Mörderin!«
    Kein zweites Mal machte sich Jule die Mühe, die Kinder streng zu mustern.
    »Ach, so erklärt ihr es euch also, dass mein Gatte nicht an Bord ist!«, rief sie ein wenig amüsiert. »Ihr denkt, ich habe ihn umgebracht! Was wäre euch denn am liebsten: dass ich ihn vergiftet, erdrosselt oder erdolcht habe?«
    Poldi kicherte immer noch, aber Christl biss sich verlegen auf die Lippen.
    »Nun, ich kann euch versichern, dass …« Jule brach ab. Eben hatte sie Elisa und Cornelius entdeckt, und das spöttische Lächeln schwand von ihren Lippen.
    »Ich für meinen Teil habe noch niemanden gemeuchelt«, meinte sie. »Ihr beide aber schaut mir aus, als wärt ihr gerade dem Tod höchstpersönlich begegnet.«
    Elisa warf Cornelius einen hilfesuchenden Blick zu. Vorhin war es seine Idee gewesen, im Zwischendeck Hilfe zu holen. »Willst du etwa Lambert Mielhahn zur Rede

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