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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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einen feierlicheren Anstrich gaben. Sorgfältig dekorierte sie alles auf der Tischplatte, nachdem sie diese gründlich abgewischt und von Katzenhaaren befreit hatte.
    »Im Kühlschrank ist noch Salat.« Lina stellte die Pizzen auf den Tisch. »Holst du ihn bitte?«
    Einmal die Vier-Käse-Pizza, einmal die mit Champignons. Fleisch gab es im Haus ihrer Großmutter nur für die Katzen, wie Isabell nach ihrer Ankunft vor zwei Tagen erfahren hatte. Lina war Vegetarierin, nicht missionierend, wie sie sagte, aber bei ihr gäbe es eben weder Fisch noch Fleisch. Außer man hatte Fell und vier Beine.
    »Wie war der erste Tag?«, fragte ihre Großmutter und rollte gleichzeitig mit einem Pizzaschneider über die Pizzen. »Hast du schon ein paar nette Leute kennengelernt?«
    »Hm!«, antwortete Isabell und schaufelte sich zwei Stücke Pizza und Salat auf ihren Teller. Mit der Antwort hatten sich ihre Eltern immer zufriedengegeben. Sicherheitshalber setzte sie noch ein »Alles okay« nach.
    »Was soll das heißen?« Linas Stimme klang so resolut, dass Isabell erstaunt den Kopf hob. Ihre Großmutter starrte sie über einer Gabel voll Salat an und schüttelte den Kopf. »Heute war dein erster Tag. Da wird dir doch wohl mehr dazu einfallen als ›Hm‹, oder?«
    Isabell spürte ihre Wangen heiß werden. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Lina so beharrlich nachfragen würde.
    »Na ja. Es ist nie toll, irgendwo die Neue zu sein«, sagte sie schließlich. »Immerhin bin ich nicht allein. Neben mir sitzt ein Mädchen, das hat auch nach den Ferien neu angefangen.«
    »Damit habt ihr schon mal was gemeinsam. Darauf lässt sich aufbauen.« Lina nickte, als ob sie eine wichtige Erkenntnis von sich gegeben hatte. »Wie heißt sie denn?«
    »Julia.« Isabell überlegte einen Moment. »Kommt wohl aus einer Kaffeefamilie. Schon eeeewig in Bremen und wichtig.«
    »Und wie heißt das Mädchen mit Nachnamen?« Lina legte den Kopf leicht schräg, was Isabell zum Lachen brachte, weil es so sehr den Bewegungen der Katzen ähnelte. »Vielleicht kenne ich sie ja. Bremen ist wie ein großes Dorf.«
    »Linden. Julia Linden. Kennst du die Familie?«
    »Nicht persönlich. Aber ich weiß, dass sie eines der letzten unabhängigen Unternehmen besitzen.« Lina schien zu überlegen und schnitt gedankenverloren das Pizzastück in immer mehr Teile. »Und sie gehörten zu den Ersten, die Kaffee fair handelten. Ich glaube sogar in Guatemala. Da habt ihr doch schon zwei Dinge gemeinsam, diese Julia und du.«
    »Hm«, antwortete Isabell wieder und beugte sich über ihren Teller. Sie fürchtete, dass ihre Großmutter ihr sonst das Unbehagen auf dem Gesicht ablesen würde. Isabells Interesse, in Julia Linden die neue beste Freundin zu finden, tendierte gegen null. Also versuchte sie, vom Thema abzulenken. »Eine Katze hat in meinen Rucksack gepinkelt.«
    »Oh, das tut mir leid. Ich habe so ein Anti-Geruchsmittel, das gut wirkt. Das hole ich dir gleich.«
    »Schon gut.« Isabell grinste. Mission erfolgreich. Thema gewechselt. »Ich lasse meine Tür jetzt vorsichtshalber zu.«
    »Ich fürchte, das geht nicht.« Lina hob entschuldigend die Hände. »Die Katzen hassen verschlossene Türen und würden die ganze Zeit nerven, damit du sie wieder öffnest.«
    »Dann stelle ich wohl besser alle Sachen hoch.«
    »Ja genau. Ich sage immer, dass Katzen einen zur Ordnung erziehen.« Lina zuckte die Schultern. Dann runzelte sie die Stirn. »Kommst du klar mit den deutschen Fächern und dem ganzen Punktesystem? Ich kenne mich leider gar nicht mehr aus. Das Letzte, das ich mitbekommen habe, ist, dass es das Abitur jetzt nach zwölf Jahren gibt.«
    »So viel anders als in Guatemala ist es nicht«, antwortete Isabell. »Und ich habe alles angerechnet bekommen, sodass ich nächstes Jahr Abi machen kann. Nur in Mathe muss ich nacharbeiten, aber das kriege ich hin.«
    »Mit Mathe konnte ich nie etwas anfangen.« Lina lächelte. Ihre Gedanken schienen in die Vergangenheit zu wandern. Isabell überschlug im Kopf, dass das ja ewig her sein musste.
    »Wie ich schon sagte, da du und Julia die zwei Neuen in der Klasse seid, habt ihr doch wirklich eine gute Ausgangsbasis, um euch einmal zu unterhalten. Was meinst du?«
    Ihre Großmutter konnte wohl nie Ruhe geben.
    »Mal sehen«, seufzte Isabell.

5
    »In diesem Jahr beschäftigen wir uns bei der Projektarbeit mit dem beginnenden 20. Jahrhundert, einer wirklich spannenden Zeit.« Frau Haberkorn, die Geschichtslehrerin, schaute die Klasse

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