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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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Schwierigkeiten haben. Und sie hätte bestimmt viel Spaß, wenn sie gemeinsam mit ihren Freundinnen Elena und Conchita das Studentinnenleben entdeckte.
    »Ich weiß.« Ihre Mutter hob die Hände in einer hilflosen Geste. Doch ihrer Miene konnte Isabell ansehen,dass jegliche Diskussion nichts an der Entscheidung ihrer Eltern ändern würde. »Uns fällt es auch schwer, dich nach Deutschland zu schicken. Aber es ist besser für deine Zukunft. Und nur für ein Jahr. Wenn du danach immer noch zurückkehren willst …«
    Ihr Vater war wieder eingestiegen und startete einen letzten Versuch, und als ob sich der alte VW ebenfalls gegen sie verschworen hätte, röhrte er in diesem Moment auf. Mist.
    Die sechsspurige Avenida La Reforma war wieder einmal überfüllt und mit lautem Hupen teilten die Autofahrer einander mit, was sie von den Fahrkünsten des jeweils anderen hielten. Geschickt fädelte sich Matthias Pötter in den laufenden Verkehr ein. Wehmütig schaute Isabell aus dem Fenster und war, wie jedes Mal, von der architektonischen Vielfalt der Hochhäuser fasziniert, die in den letzten Jahren in Guatemala-City aus dem Boden geschossen waren. Es kam ihr vor, als ob immer mehr Hotels und Verwaltungsgebäude gebaut wurden und die Stadt nach und nach wie eine beliebige Großstadt in Europa oder Amerika aussehen ließen. Sicher, die Häuser wirkten sehr elegant, aber irgendwie auch gesichtslos. Sie mochte lieber die restaurierten Kolonialbauten in ihren kräftigen Erdfarben und mit den kitschigen Schnörkeln und Verzierungen, die es im Stadtzentrum und in ihrem Viertel gab.
    Endlich tauchten die Gebäude des Flughafens vor ihnen auf. Ihr Vater setzte den Blinker und wollte die Fahrbahn wechseln. Von links kam ein vollgestopfter chickenbus angefahren und setzte sich, ohne zu zögern, vor sie. Ihr Vater drückte ausdauernd auf die Hupe. Isabell zuckte nicht einmal zusammen. Ihre Mutter kurbelte die Fensterscheibe herunter und schimpfte auf Spanisch.
    Am Flughafen angekommen, mussten sich Isabell und ihre Eltern an den Händlern vorbeidrängen, die ihre Waren ausgebreitet hatten und auf ankommende Touristen warteten. Aus dem Augenwinkel sah Isabell das Übliche: Macadamianüsse in Plastiktütchen, CDs, Zigaretten und natürlich Ketten, Armreifen und Anhänger aus Jade oder jedenfalls aus grün gefärbtem Material. Ihr Blick fiel auf eine gefiederte Schlange und spontan blieb sie stehen, kramte in ihrer Tasche und kaufte das Schmuckstück in aller Eile. Eine Erinnerung an zu Hause, wenn sie in Deutschland war.
    »Schatz, beeil dich«, drängte ihre Mutter. Katja Pötter bahnte sich einen Weg durch die ankommende Menschenmenge und hielt kurz an, bis Isabell zu ihr aufgeschlossen hatte. »Ich fürchte, sie rufen dich schon aus.«
    S ehr geehrte Damen und Herren, wir haben unsere Reiseflughöhe verlassen und befinden uns im Landeanflug auf Bremen. Wir werden Bremen voraussichtlich um 9:45 Uhr erreichen. Das Wetter ist  … «
    Isabell blendete den Rest der Durchsage aus und streckte sich. Die knapp sechzehn Stunden von Guatemala nach Bremen kamen ihr vor wie eine Ewigkeit. In Miami und Frankfurt hatte sie umsteigen müssen. Nur mit kurzer Wartezeit, aber immerhin mit der Möglichkeit, sich zu strecken und die Beine zu vertreten. Jetzt allerdings konnte sie es kaum noch erwarten, endlich anzukommen. Ob Bremen bereits zu sehen war?
    Isabell reckte den Hals und versuchte, an ihrer Nachbarin vorbei etwas in den schmalen Fenstern zu erkennen. Grüne Flächen, dazwischen Häuser, klein wie Spielzeug. Von obenbetrachtet, ähnelten sich viele Städte. Jetzt also Bremen. Ihre Heimatstadt. Nein. Ihre Geburtsstadt. Und die Stadt von Omaha, wie sie ihre Großmutter als Kind genannt hatte. Isabell lächelte, als sie an sie dachte. Auch wenn sie lieber in Guatemala geblieben wäre, freute sie sich darauf, Lina wiederzusehen.
    Weniger schön fand Isabell den Gedanken, dass sie bald nur noch Deutsch sprechen würde und dass sie wieder einmal die Neue wäre. Und alles wegen eines Jahres. Warum hatten ihre Eltern nicht noch ein Jahr in Guatemala bleiben können?

4  Bremen 2011
    »Möchtest du auch einen Tee?« Linas Stimme holte Isabell in die Realität zurück. Sie saß in ihrem Zimmer auf dem bunt gemusterten Sitzsack und grübelte. »Außerdem gibt es bald Essen.«
    Es war der übliche Tag an einer neuen Schule gewesen. Alle kannten sich, nur sie kannte niemanden und jeder wusste, dass sie die Neue war. Die Neue aus einem exotischen Land.

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