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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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können nach der Schule einen Kaffee trinken gehen. Was hältst du davon?«
    »Gern.« Julia lächelte. »Sorry, muss jetzt zum Sport.«
    A uch wenn du lieber etwas allein bearbeitet hättest, liegt in der Zusammenarbeit eine Chance.« Ihre Großmutter schaute sie durchdringend an. Isabell hasste diesen Blick, unter dem sie sich immer klein und egoistisch fühlte. »Und wer weiß, vielleicht findest du auch eine neue Freundin.«
    »Ich brauche keine Freundin. Meine Freundinnen leben in Guatemala.« Isabell wollte nicht bockig wie ein kleines Kind klingen, aber sie mochte es noch weniger, dass ihre Großmutter in allem immer das Positive sehen wollte. »Ich glaube, wir passen einfach nicht zusammen. Wir kommen aus anderen Welten.«
    »Erschütternd, dass jemand wie du, die in unterschiedlichen Ländern gelebt hat, voller Vorurteile steckt.« Lina grinste, um ihre harschen Worte abzumildern, aber Isabell spürte, dass ihre Ohren heiß wurden. »Lade sie doch mal ein.«
    »Warum kannst du nicht sein wie andere Omas und stricken und erzählen, dass früher alles besser war?« Isabell umarmte ihre Großmutter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Der typische Patchouliduft stieg ihr in die Nase und sie musste lächeln. Niemand außer Lina roch noch so … so nach den Siebzigerjahren. »Okay, ich lade sie zu einem guatemaltekischen Essen ein. Aber nur, wenn du dabei bist.«
    »Na sicher. Ich bin ja auch neugierig.« Lina drückte ihre Enkelin an sich. »Jetzt muss ich aber die hungernden Horden füttern, bevor sie Pogo tanzen.«
    Isabell folgte ihrer Großmutter auf die Terrasse und beobachtete, wie sich der Garten schlagartig mit Leben füllte. Lina pfiff und klapperte mit den Näpfen. Aus allen Himmelsrichtungen galoppierten Katzen und Kater herbei. Erstaunlich, wie schnell sich selbst die Alten und Gebrechlichen bewegten, sobald Futter am Horizont auftauchte.
    »Sag mal, sind das mehr geworden?« Isabell war neben Lina getreten und beobachtete das große Fressen. »Hast du nicht gesagt, es seien sieben?«
    »Ach, weißt du, wo sieben satt werden, werden auch neun satt.« Lina zwinkerte ihr zu. Isabell ahnte, dass gleich eine traurige Geschichte folgen würde. »Frau Brender hat noch zwei gebracht. Die kleine Graue ist durch Katzenschnupfen erblindet und ihre rote Schwester hat sich erbarmt, den Blindenführer zu spielen, ist aber scheu. Die würde niemand nehmen.«
    »Niemand außer dir!« Isabell drückte Linas Arm. Auch wenn es ab und zu Ärger mit Nachbarn gab, wenn die Katzen einen Singvogel gefangen hatten, fanden sich immer wieder Menschen, die arme Samtpfoten bei Lina abgaben, um deren Leben zu retten.
    »Ach ja.« Ihre Großmutter hauchte Isabell einen Kuss auf die Wange. Dann sammelte sie die leeren Näpfe ein, strich dort über einen Rücken und hier über einen Kopf, bevor sich die Katzen wieder auf ihre geheimnisvollen Wege in den Garten begaben. »Ich habe noch eine Überraschung für dich. Es betrifft dein Projekt. Aber nur, wenn du Julia eine Chance gibst.«

6
    »Denke daran, Schatz, eine Fremde ist eine Freundin, die du noch nicht kennst.« Mit diesen Worten hatte ihre Großmutter sie heute Morgen verabschiedet.
    »Oma! Ich meine, Lina. Bitte keine Lebensweisheiten vor dem ersten Kaffee.«
    Dann war Isabell lachend aus dem Haus gelaufen, um die Straßenbahn zu erreichen.
    »Ich habe nachgedacht«, begrüßte Julia Isabell. »Nachher gehe ich zur Haberkorn und sage ihr, dass ich lieber allein arbeiten will. Dann kannst du dir etwas aussuchen, was dir mehr liegt.«
    »Schon okay. So muss ich mir nicht selbst was ausdenken«, antwortete Isabell. »Außerdem habe ich mir auch was überlegt. Was hältst du davon, wenn ich dich heute als Auftakt zum Essen einlade? Zu einem echten guatemaltekischen Essen? Damit du weißt, was auf dich zukommt.«
    »Heute?« Julia überlegte kurz und holte ihr iPhone aus der Tasche. »Ich muss zum Geigenunterricht, aber heute Abend hab ich Zeit.«
    »Geige? Du spielst Geige? Freiwillig?«
    »Hast du ein Problem damit?«
    »Nee. Ich kenne nur sonst niemanden, der Geige spielt oder Klavier oder so was.« Isabell überlegte kurz, ob das ein Fauxpas gewesen sein könnte, und fügte dann schnell hinzu: »So gegen acht?«
    »Okay.« Julia drehte sich um. »Ich habe jetzt Englisch. Bis später.«
    Isabell sah ihr nach. Eine Geigenspielerin. Ob Lina ahnte, mit wem sie heute Abend speisen würden? Apropos Essen. Sie suchte einen Zettel und schrieb die Zutaten auf, die sie einkaufen

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