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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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entschloss sie sich, ihm die Wahrheit zu sagen. »Ich möchte einfach mehr über ihr Leben erfahren. Wir reisen durch ihr Land und nehmen sie gar nicht wahr.«
    Georg schaute sie aufmerksam an und schwieg. Elise fühlte sich unbehaglich. Was würden ihre Eltern wohl zuihrem Abenteuer sagen? Wären sie einmal mehr von ihr enttäuscht? Würden sie die Träger entlassen? Etwas, das Elise auf keinen Fall verantworten wollte.
    »Bitte«, sagte sie flehentlich. »Bitte erzähle es ihnen nicht.«
    »Du kannst dich drauf verlassen.« Georg lächelte ihr zu. So wie sie es sich immer gewünscht hatte. »Ich war nur verwundert.«
    »Warum?« Nachdem sie erleichtert war, dass Georg sie nicht verpetzen würde, verspürte sie Enttäuschung darüber, dass er sie anscheinend für so kleingeistig hielt. »Hast du … hast du wirklich geglaubt, ich bemerke das Elend nicht?«
    »Nein, das nicht, aber vielleicht, dass es dich genauso wenig interessiert wie deine Eltern.« Georgs Gesicht wurde ernst. Er kratzte sich am Kopf, als ob er seine Worte genau abwog. »Ich mag Johann und Henni, aber vor lauter Forscherdrang nehmen sie die Welt um sich herum kaum wahr. Manchmal fürchte ich, dass sie sehenden Auges in ihr Unglück laufen.«
    »Was für ein Unglück?« Wusste er etwas, von dem sie nichts ahnte? Elises Herz schlug schneller, als ihr eine Vielzahl von Gefahren einfielen, die ihnen auf dem Weg nach Tikal drohten. »Wovon sprichst du?«
    »Schon gut. Beruhige dich.« Georg hielt seinen Fuchswallach an und legte Elise eine Hand auf den Arm. Sie spürte, wie sie rot anlief wie eine Flamingoblume. »Ich sorge mich nur, dass deine Eltern in ihrem Ehrgeiz zu viel riskieren und Bedrohungen nicht ernst nehmen wollen.«
    »Georg, kommst du mal bitte«, unterbrach sie Johann Hohermuth. Elise erschrak. Hatte ihr Vater etwas gehört?
    Georg nickte Elise zu und ritt nach vorn zu ihrem Vater. Sie blieb in Gedanken versunken zurück.

25
    Wie bezaubernd. Sie hatte vergessen, wie bezaubernd dieser Ort war. In den Tiefen der Nebelwälder erstreckte sich die Lichtung rund um den kleinen See vor ihr. Ein Paradies, in dem die Zeit stehen geblieben war. Die Luft war schwer vom Duft der Blüten, die sich um das blaugrüne Wasser sammelten. Wie Juwelen reckten Blumen ihre Köpfe aus dem Grün der Farne und Bäume. Margarete schluckte. Ihre Gefühle überwältigten sie. Die Erinnerung an die glücklichen Stunden mit Juan. Der Schmerz des Verlusts. Die Bitterkeit seines Verrats. Margarete schluchzte auf. Vielleicht wäre es klüger gewesen, nicht wieder hierher zurückzukehren. An diesen verwunschenen Ort. Das Licht der Sonne brach sich in der Gischt wie in einem Prisma und zauberte einen Regenbogen über den Wasserfall. Ihren Wasserfall. Warum nur musste sie Juan immer noch lieben? Warum war ihr Herz nicht so klug wie ihr Verstand, sondern beharrte darauf, dass Juan der Eine gewesen war, der Mann, der ihr bestimmt war und den sie ihr ganzes Leben lang lieben würde?
    Margarete stand auf und stolperte. Ihre Knie zitterten. Ihr Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb, als ob sie den Weg von der Finca hierher gerannt wäre. Dabei war sie langsam gegangen. Sehr langsam, hatte gezögert und war dreimal beinahe umgekehrt. Schließlich hatte sie sich dazu durchgerungen, ein letztes Mal den Ort aufzusuchen, mitdem sie so viel Glück verband. Sie wollte Abschied nehmen. Abschied von ihrer großen Liebe. Dann wäre sie frei, sich dem Wunsch ihres Vaters zu beugen und den ungeliebten Karl Federmann zu ehelichen. Damit die Finca gerettet würde. Damit ihr Vater und ihre Großmutter weiterhin ein Zuhause hatten. Margarete schluckte und richtete sich auf.
    »Incuan bi«, flüsterte sie. Auf Wiedersehen. Wie schade, dass sie nur wenige Worte Kekchí sprach und sich nicht angemessen von diesem Ort und allem, was er für sie bedeutete, verabschieden konnte. Sie schloss die Augen, atmete den Geruch der Bäume und Gräser ein und lauschte dem Rauschen des Wasserfalls. Ein Geräusch schreckte Margarete auf. Es klang, als ob sich ein Tier durch das Unterholz anschlich. Sie wirbelte herum und ihr Herz setzte einen Augenblick aus.
    »Marga. Ich habe jeden Tag auf dich gewartet.« Er stand unbeweglich im Licht der Sonne, die sein schwarzes Haar berührte. Wie bei ihrer ersten Begegnung. Der Junge, der sie gefunden hatte. Der Junge, der sie gerettet hatte. Niemals würde sie den Blick seiner dunklen Augen vergessen.
    »Juan«, flüsterte sie. Die Luft drohte ihr wegzubleiben und ihr

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