Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)
davon erfahren hatte, wusste ihr Vater bestimmt auch Bescheid. Wer hatte sie verraten? Sie war so sicher gewesen, dass Juan und sie sich diskret verhielten.
»Mir wäre das egal, solange du diskret bliebest.« Robert Linden wechselte zum vertrauten Du, da sie ja nun ein Geheimnis teilten. Erneut drückte er ihre Hand, aber nicht wie ein Mann, der auch nur das geringste Interesse an ihr als Frau hatte. »Ich verspreche dir, dass auch ich taktvoll sein werde.«
»Warum …« Margarete versuchte immer noch, sich einen Reim auf Roberts Worte zu machen, und suchte nach einem Pferdefuß. Sollte es eine so einfache Lösung für ihr Problem geben? Würde Juan bereit sein, sich dieser ménage à trois zu unterwerfen?
»Warum heiratest du deine Liebe nicht? Es würde eine Weile Gerede geben, aber …«
Sie beide wussten, dass Männer viel freier als Frauen in ihren Entscheidungen waren. Ihnen gestand selbst die feine Gesellschaft das Recht zu, eine Frau unterhalb ihres Standes zu heiraten, sofern sie von großer Schönheit war oder ein beträchtliches Vermögen in die Ehe einbrachte. Warum also sollte Robert diesen komplizierten Weg einschlagen?
»Glaube mir, es gibt keine Möglichkeit für mich, meine Liebe zu leben.« Seine Augen verdunkelten sich. Traurigkeit zeichnete sich auf seinem attraktiven Gesicht ab. Er strich mit einem Finger über die steile Sorgenfalte, die sich zwischen seinen Augenbrauen eingegraben hatte. »Ich würde alles verlieren …«
»Oh.« In diesem Moment erkannte Margarete, warum Robert ihr die Ehe angeboten hatte. Nach einer Weile sagte sie leise: »Ich werde mit Juan reden.«
»Danke.« Roberts Lächeln blieb freundlich, aber undurchschaubar. Margarete fragte sich, ob man in Bremen davon wusste oder ob es ihm gelungen war, sein Lebengeheim zu halten. So geheim wie ihre Liebe zu Juan, von der anscheinend so viel mehr Menschen wussten, als sie je gefürchtet hatte. »Bitte erkläre ihm die Vorteile, die diese Heirat für uns alle bringen würde. In drei Tagen kehre ich zurück und erwarte deine Antwort.«
Margarete blieb noch einen Augenblick sitzen und sah ihm nach. Dem Mann, der ihrem Leben eine neue Richtung geben konnte. Gattin von Robert Linden, einem Mann, der genug Geld hatte, die Finca wieder auf ein solides Fundament zu stellen. Ein Mann, von dem sie nicht fürchten musste, dass er sie bedrängen würde. Sie musste mit Juan sprechen.
Ohne nachzudenken, eilte Margarete aus dem Haus. Die verwunderten Blicke der Arbeiter ignorierte sie, als sie die Kaffeefelder entlanglief, um Juan zu suchen. Ihr Herz schlug schneller, als sie wieder einmal die Schönheit der Plantage in sich aufnahm. Heute war einer der wenigen sonnigen Tage und die weißen Kaffeeblüten glitzerten im Licht wie Edelsteine.
»Juan! Juan!« Margarete atmete stoßweise. Die Luft blieb ihr weg vom schnellen Laufen, aber auch vor Aufregung über die Nachricht, die sie ihm überbringen wollte. »Ich muss mit dir reden. Sofort.«
»Nicht hier. Vor allen anderen.« Juan deutete auf die Indios, die in ihrer Arbeit innegehalten hatten und sie neugierig beobachteten. »Komm mit.«
Er zog sie weiter hinaus auf das Kaffeefeld, bis sie vor neugierigen Augen geschützt waren, und nahm sie in die Arme. Doch Margarete war so aufgeregt, dass sie sich seinem Kuss entzog. Ohne Luft zu holen, platzte sie mit der Neuigkeit heraus und betrachtete ihn voller Erwartung, ober sich ebenso über Robert Lindens Vorschlag freuen würde wie sie.
»Nein! Niemals. Auf keinen Fall!« Juan starrte Margarete fassungslos an. Man konnte meinen, sie hätte ihm vorgeschlagen, jemanden zu ermorden. »Wie … wie kannst du mich nur so etwas fragen?«
Erschüttert über das Ausmaß seiner Bestürzung, bekam Margarete kein Wort heraus. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, vergeblich versuchte sie, zu schlucken. Niemals hätte sie erwartet, dass Roberts Angebot Juan derart wütend machen würde.
»Margarete.« Juan trat näher und berührte ihre Schulter. In seinen Augen las sie eine unendliche Traurigkeit und ihr Herz wurde schwer. Sie spürte Tränen aufsteigen. »Liebst du mich so wenig? Respektierst du mich so wenig?«
Diese Unterstellung ließ ihren Kampfgeist zurückkehren und sie schleuderte Juan Worte entgegen wie eine scharfe Waffe. »Liebst du mich so wenig, dass dir unsere Zukunft gleichgültig ist?« Sie stemmte die Hände in die Hüften und kniff die Augen zusammen. Nur mühsam konnte sie den Zorn zügeln, der aus ihr herausbrechen wollte.
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