Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
Vom Netzwerk:
sie eines Tages zu sich rufen ließ.
    »Ich schaffe es allein.« Fräulein Dieseldorf lächelte Margarete an, die sich die schmerzenden Augen rieb und froh war, den schier endlosen Zahlenkolonnen zu entkommen. »Geh du zu deinem Vater.«
    Margarete nickte, sammelte sich und holte tief Luft. Sie fürchtete sich davor, ihrem Vater allein gegenüberzutreten und überlegte, ob sie ihre Großmutter um Hilfe bitten sollte. Nein, besser nicht. Minna Seler sah jedes Mal furchtbar unglücklich aus, wenn Margarete und ihr Vater sich stritten. Obwohl ein Teil von Margarete verstehen konnte, dass ihre Großmutter ihren Sohn liebte und beschützen wollte, hätte sie sich doch mehr Unterstützung gewünscht. Die Unterstützung, die sie selbst ihrer Großmutter in allen Belangen der Finca gewährte. Manchmal fühlte sich Margarete entsetzlich alleingelassen und überlegte, mit Juan zu fliehen und einen Neuanfang zu wagen. Doch ihre Pflichten als Tochter und Enkeltochter ließen das nicht zu. Sie konnte ihren Vater und ihre Großmutter und die Finca, ihr Zuhause, nicht so einfach im Stich lassen.
    Mit klopfendem Herzen öffnete sie die Tür zum Salon. »Vater?« Jedes weitere Wort erstarb in ihrer Kehle, als sie sah, wer dort neben ihm am Tisch saß.
    »Margarete.« Trotz des frühen Vormittags klang seine Stimme bereits undeutlich. Sein Gesicht war gerötet, ob vom Aguardiente oder vor Aufregung konnte Margarete nicht einschätzen. Zu sehr musste sie mit der Tatsache kämpfen, dass Robert Linden zurückgekehrt war. Sie war sich sicher gewesen, dass sie ihm klar gesagt hatte, dass sie an einer Heirat mit ihm keinerlei Interesse hegte. »Na, dann lasse ich euch mal allein.«
    »Vater!«, platzte Margarete heraus, schockiert ob seines Benehmens. Hatte der Alkohol seine Umgangsformen davongespült? »Schicke wenigstens das Fräulein zu uns.«
    Ihr Vater schloss die Tür hinter sich und ließ Margarete mit einem sichtlich verwunderten Robert Linden zurück.
    »Ihr Vater.« Der Bremer lächelte sie höflich an und neigte den Kopf. »Ist er … ist er unpässlich?«
    »Nein.« Margarete fühlte sich müde, entsetzlich müde und sah sich nicht mehr in der Lage, die Lüge aufrechtzuerhalten. »Nein, er trinkt. Weil die Finca kurz vor dem Ruin steht. Was nicht besser wird, wenn er weiter dem Aguardiente zuspricht.«
    »Das tut mir leid.« Robert Linden stand auf und strich Margarete sanft über den Arm. Eine Geste der Freundschaft, keine Unverfrorenheit. »Wenn ich Ihnen helfen kann?«
    »Warum sind Sie wiedergekommen?« Hatte Margarete den Mann zu sehr ermuntert? Hatte sie ihm etwa Hoffnungen gemacht? Hoffnungen, die sie auf keinen Fall einlösen wollte? »Mein Vater hat bereits einen Mann für mich ausgewählt.« Sie brauchte auf keinen Fall einen weiteren unerwünschten Verehrer. Nicht jetzt, wo Juan und sie sich wiedergefunden hatten.
    »Ich weiß.« Robert schaute sie offen an. Sein Lächelnwirkte wie das eines großen Bruders, nicht wie das eines potenziellen Ehemanns. »Nun … ich mag Sie, aber ich bin nicht Ihretwegen nach Guatemala gereist.«
    »Nein?« Jetzt war Margaretes Neugier geweckt. Wen konnte Robert hier kennen? An welcher Frau konnte er interessiert sein? »Weshalb dann?«
    »Es war besser, dass ich Bremen verlasse.« Obwohl er weiter lächelte, erkannte Margarete, dass er auf keinen Fall mehr sagen würde. Aber dieses Geheimnis würde sie lüften, das schwor sie sich. Es musste etwas Wichtiges sein, wenn jemand eine so lange und strapaziöse Reise dafür auf sich nahm.
    »Aber Sie haben recht.« Robert nahm ihre Hand in seine und drückte sie. Sein Lächeln vertiefte sich. »Ich würde mich freuen, wenn Sie meine Frau würden.«
    »Vielen Dank. Ein sehr schmeichelhaftes Angebot.« Margarete leckte sich die Lippen, die sich plötzlich trocken anfühlten. Sie fühlte sich gefangen. Erst hatte sie Karl Federmann abweisen müssen und nun Robert Linden. Würde ihr Vater denn niemals akzeptieren, dass sie keinen seiner Kandidaten heiraten würde? »Aber ich soll Karl Federmann heiraten. Sie finden sicher eine andere Frau.«
    »Ich weiß von Ihrem Indio.« Robert Lindens Miene blieb freundlich und harmlos, als ob er übers Wetter plauderte. Seine Worte erschreckten Margarete zutiefst. Sie musste sich setzen. »Glauben Sie mir, Sie können so ein Geheimnis in der deutschen Gemeinde von Cobán nicht bewahren.«
    Margarete riss die Hand vor den Mund, unfähig ein Wort zu sagen. Wenn selbst ein Durchreisender wie Robert Linden

Weitere Kostenlose Bücher