Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
Vom Netzwerk:
ist es wirklich am sichersten.«
    Mit diesen Worten war für ihre Mutter die Debatte beendet und Elise blieb nichts anderes übrig, als sich zu fügen. Oh, wie sehr sehnte sie den Tag herbei, an dem sie volljährig sein würde und eigene Entscheidungen treffen konnte. Die fünf Jahre bis dahin erschienen ihr unendlich lang.
    »Was wird aus Nemo?«, beharrte sie eigensinnig. Sie strich dem Maultier über die weiche Schnauze. »Ich bin nicht bereit, ihn wieder Leuten zu überlassen, die ihm nicht einmal einen Namen geben. Er hat etwas Besseres verdient.«
    »Wir kehren gemeinsam wieder zurück und reiten von hier aus weiter.« Auf dem Gesicht ihrer Mutter konnte Elise deutlichen Unmut erkennen, aber sie war nicht bereit nachzugeben. Nemo war der Einzige, der sie verstand. Sie würdeihn nicht einem ungewissen Schicksal überlassen. »Damit du Ruhe gibst, werde ich ihn kaufen. Einverstanden?«
    Elise nickte. Vorsichtig setzte sie einen Fuß auf das Boot. Es schwankte beträchtlich. Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Jemand geht über dein Grab, hatte Großmama das genannt und von Vorahnungen gesprochen.

37
    »Pass auf, eine Schlange!« Georg, der sich so gewandt und sicher durch den Urwald bewegte, als ob er eine ausgebaute Straße entlangging, drehte sich zu Elise um und deutete nach rechts in die Bäume. »Nicht giftig, aber man kann nie vorsichtig genug sein.«
    Elise erstarrte. Gerade erst hatte sie die Bootsfahrt überstanden und nun das. Nicht schon wieder eines der Biester. Wie versteinert blieb sie stehen und war nicht einmal in der Lage, Georg zu bitten, auf sie zu warten. Mit aufgerissenen Augen sah sie dem Jungen nach, der mit großen Schritten im Dunkel des Dschungels verschwand und sie allein zurückließ. Allein mit der größten Schlange, die sie je gesehen hatte.
    »Lise, wo bleibst du denn?«, ertönte die Stimme ihres Vaters und wirkte ungeduldig, als er aus dem überschatteten Pfad auftauchte. Er hatte den Hut abgesetzt und wischte sich mit einem inzwischen schlammgrauen Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Die Sonne hatte seinen Hals rot gebrannt und in den letzten Tagen war sein Bart in alle Richtungen gewachsen und ließ ihn verwegen aussehen. Nur die Brille, die weiterhin etwas zu tief auf der Nase saß, erinnerte noch an einen Professor. »Beeil dich. Wenn wir die Ruinen erreicht haben, können wir Rast machen. Versprochen.« Er lächelte ihr zu und setzte den Hut wieder auf.
    »Ich will nach Hause«, flüsterte Elise und ärgerte sich,dass ihre Stimme so piepsig klang. Wenn du etwas erreichen willst, musst du stark auftreten, sagte ihre Mutter immer. »Ich hasse den Dschungel. Ich hasse alles hier. Ich will nach Hause. Sofort!«
    »Ach, Lise.« Ihr Vater wirkte hilflos. Er stellte sich, ohne zu überlegen, armdicken Schlangen in den Weg, aber gegen ihren Trotz konnte er nichts ausrichten. »Henni, kommst du mal?«, rief er über die Schulter in den Urwald hinein.
    »Deine Mutter kommt gleich.« Johann Hohermuth schaute Elise mindestens so panisch an wie sie die Schlange. Er versuchte ein Lächeln, das allerdings kläglich missglückte. »Besprich das mit deiner Mutter.«
    Nach diesen Worten stürzte er sich wieder zurück in das Dickicht. Elise riskierte einen Blick auf das ziegelrote Reptil. Die Schlange hob den Kopf und schien sie direkt anzusehen. Die gespaltene Zunge züngelte, als ob sie Elises Geruch aufnehmen und prüfen wollte, ob das Mädchen sich als Mahlzeit eignete. Elise schluckte. Selbst ihre Tränen versiegten vor Angst. War das etwa der hochgiftige Buschmeister?
    Sie war einer Ohnmacht nahe. Buschmeister waren … nicht rot, oder? Bräunlich waren die Giftschlangen oder gelblich, versuchte sie sich zu beruhigen. Mit großen Flecken.
    »Was ist denn?«, hörte Elise die Stimme ihrer Mutter. Ungeduld schwang in ihrem Tonfall mit. Trotz der Schwüle wirkte ihre Mutter frisch und sah keineswegs so aus, als ob sie bereits einen stundenlangen Marsch durch den Dschungel hinter sich gebracht hatte. »Warum hältst du uns auf? Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Oder willst du etwa im Dunkeln durch den Urwald marschieren?«
    »D-d-d-da«, stotterte Elise und hob ihre zitternde Hand, um auf die Schlange zu deuten, die sich langsam den Ast herabhangelte. »Ich … ich will nach Hause.«
    »Oh.« Etwas in der Stimme ihrer Mutter irritierte Elise. »Mutter?«, fragte sie angsterfüllt.
    »Oh«, wiederholte Henni Hohermuth nun voller Erstaunen. »Schau doch nur, Elise. Eine

Weitere Kostenlose Bücher