Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)
»Hast du je daran gedacht, dass wir Kinder bekommen könnten? Was soll aus ihnen werden?«
Ein seliges Lächeln erhellte Juans Gesicht und er schloss Margarete in seine Arme und drückte sie fest an sich. »Ich habe es nie gewagt, dich das zu fragen.« So viel Liebe und Sehnsucht klang aus seiner Stimme, dass sie sich unendlich umsorgt und beschützt fühlte.
»Nichts wünsche ich mir mehr.« Sie ließ sich fallen in seiner Umarmung und genoss den Augenblick voller Frieden und Glück.
Doch schon nach kurzer Zeit entzog sie sich Juans Armen und schaute ihn an. Lächelnd, damit er erkannte, dass sie nicht mehr zornig war. Aber sie konnte seine Freude nicht so einfach teilen. Zu viele Fragen stellten sich ihr. Vielleicht war es die Aufgabe der Frauen, vernünftig zu sein und die Romantik den Männern zu überlassen.
Juan schaute sie fragend an. Sein beseeltes Lächeln wich einer ernsthaften Miene. »Warum fragst du mich das alles?« Er flüsterte, so leise, dass sie die Worte nur erahnen konnte. Er schaute sie an und schien den Atem anzuhalten. »Willst du denn kein Kind mit mir?«
»Natürlich … aber …«, erwiderte sie schließlich und wünschte, es gäbe Worte, die ihre Zweifel und ihre Liebe zugleich ausdrücken konnten. Alles, was sie sagen wollte, erschien ihr so … so falsch und verletzend und gleichzeitig so notwendig und wichtig. »Was sollte aus uns und unseren Kindern werden? Dein Volk wird uns ablehnen, mein Vater auch …«
Juan sah sie nur an. Mit diesen traurigen Augen, deren Blick in Margaretes Herz schnitt und sie mehr traf als jedes zornige Wort.
»Ich könnte gesellschaftliche Ächtung ertragen. Ich könnte alles ertragen, wenn ich nur mit dir zusammen sein kann«, fuhr Margarete fort und befeuchtete mit der Zunge ihre trockenen Lippen. Sie ließ Juan nicht aus den Augen. »Aber ich wollte so ein Leben nicht für mein … für unsere Kinder.«
Juan schwieg. Dann zog er sie so fest in seine Arme, als wolle er sie für immer festhalten. Die Entscheidung über ihr Leben und Roberts Vorschlag konnten sie auch noch an einem anderen Tag treffen.
39
Nur wenig Licht fiel durch das Loch im Boden. Elise kniff die Augen zusammen, um etwas zu erkennen. Sie musste eine Weile benommen gewesen sein, so hart war sie auf dem Boden aufgeprallt. Ihr ganzer Körper zitterte, als sie versuchte, sich zu erheben. Warum sie? Was hatte sie nur verbrochen, um so viel Unglück zu verdienen? Elise schluchzte laut auf.
Als die Umrisse ihrer Umgebung sich vor ihr aus dem Dunkel schälten, wünschte sie sich, sie hätte ihre Augen geschlossen gehalten. Grässliche Fratzen starrten sie an, mit aufgerissenen Mäulern und hervorstechenden Augen. Sie schienen Messer in den erhobenen Händen zu halten, bereit, ihrem Opfer das Herz aus dem Leib zu schneiden.
Ihre Beine versagten und sie glitt zu Boden, wünschte sich eine gnädige Ohnmacht herbei, doch ihr Körper versagte ihr den Dienst. Immer noch panisch, krabbelte Elise ein Stück in das Dunkel der Höhle hinein, bis ihr Verstand wieder einsetzte. Ihre Widersacher waren nur verwitterte Steine und Reliefs, geschmückt mit Figuren der Maya-Kultur, wie sie schon so viele während der Reise gesehen hatte. Wo war sie gelandet? In einem Grab? Das Grab eines Gottkönigs der Maya? Wieder schluchzte sie auf. Sie würde sterben. Niemals würde sie jemand finden. Ihre Eltern und Georg suchten bestimmt schon nach ihr. Aber doch nicht unter der Erde! In einem Maya-Grab würde sie verhungern und verdursten.Elendig. Und das alles wegen der alten Steine und ihrer Eltern, die nichts Besseres zu tun hatten, als ihr Leben mit der Jagd nach längst vergessenen Schätzen zu verbringen.
Mühsam stand Elise auf. Ihre Schulter, die den Aufprall abgefangen haben musste, schmerzte und an den Händen und im Gesicht hatte sie Schürfwunden. Egal. Sie musste hier raus. Nur raus. Wie tief war sie gefallen? Sie reckte den Kopf nach oben und schlug frustriert gegen einen der alten Steine. Zu hoch. Springend würde sie den Rand des Lochs nie erreichen. Gab es hier vielleicht etwas, an dem sie hochklettern konnte?
Inzwischen hatten sich ihre Augen an das Halbdunkel gewöhnt und sie erkannte hohe Mauern und Spinnweben, so dicht, dass man meinen konnte, dass sie seit Jahrhunderten von Taranteln gesponnen wurden. Taranteln! Elise geriet in Panik. Von einer Tarantel gebissen werden … Langsam den Atem aushauchen …
»Hilfe! Hilfe! Hilfe!« Mit aller Kraft schrie sie um Rettung. Sie stemmte
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