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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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versuchte, Kiri aufzusetzen. Das Mädchen schien das Bewusstsein verloren zu haben, schlaff lag sie in Julies Armen.
    »Bei allen Geistern!« Jenk war neben Julie getreten und betrachtete Kiris Verletzung.
    »Jenk, hilf ihr bitte, bitte! Du musst ihr helfen!«
    Der alte Mann beugte sich herunter und nahm Kiri, trotz seiner eigenen Verletzungen, auf den Arm. »Ich bringe sie ins Dorf, Misi.« Auch Julie erhob sich, um ihm zu folgen.
    »Nein, Misi«, sagte Jenk bestimmt. Er deutete auf Karl. »Misi sollte nicht ... der Masra.«
    Jetzt drehte sich auch Julie zu Karl um, der reglos dalag. »Ist er ...?«
    Jenk nickte leicht, bevor er sich abwandte und Kiri davontrug.
    Julie erstarrte. Sie hatte doch nur ein Mal zugeschlagen! Das konnte nicht sein! Karl war so ein starker Mann ... Benommen kniete sie neben Karls leblosem Körper nieder. Karl war tot! Julie fühlte sich wie betäubt. Sie hatte diesen Mann nicht geliebt, nein, aber irgendwie ... das hatte sie jetzt auch nicht gewollt. Er hatte sie immerhin in dieses Land gebracht. Er war ihr Mann. Sie war eine Mörderin! Nein ... es war Notwehr gewesen! Aber würde man ihr das glauben? Was würde jetzt geschehen? Fieberhaft kreisten Julies Gedanken. Henry! Wenn man sie jetzt verhaftete! Unfall ... Es war ein Unfall! Was sollte sie bloß machen?
    Julie nahm das Paddel und starrte es an. Dann schmiss sie es in den Fluss. Als es abgetrieben war, drehte sie sich um und lief in Richtung Haus.
    Im Salon fand sie Pieter und Martina. »Pieter!«, rief sie atemlos von der Tür. »Pieter ... Karl ist am Fluss ausgerutscht und ... ein Stein, ich glaube, da lag ein Stein ... er ...«
    Pieter sprang sofort auf und rannte hinaus.
    »O Gott – Vater!« Auch Martina wollte hinterherlaufen, doch Julie packte sie beim Arm. »Martina, bleib hier.«
    »Aber ich muss ...« Sie versuchte, sich aus Julies Griff zu lösen.
    »Martina!« Julie schüttelte heftig den Kopf.

Kapitel 12
    Martina war untröstlich.
    Pieter hatte Karls Tod bestätigt, nachdem er vom Fluss zurückgekehrt war. Er wies Aiku und ein paar Sklaven an, den Masra in ein Zimmer des Gästehauses zu bringen.
    »Sein Schädel ist gebrochen. Weiß Gott, wo er damit angeschlagen ist«, erklärte er der schluchzenden Martina mit einem vielsagenden Seitenblick auf Julie.
    Die jedoch schwieg beharrlich.
    Martina bestand darauf, die Totenwache zu übernehmen.
    Julie wusste nicht, ob Aiku, Amru oder Pieter Karl hergerichtet und aufgebahrt hatte. Es war ihr egal. Sie saß ihre Zeit neben der Leiche ihres Mannes wie in Trance ab. Kaum hatte sie jedoch das Gästehaus verlassen, eilte sie zum Sklavendorf.
    Jenk hatte Kiri in seine und Amrus Hütte gebracht und versorgte sie seitdem dort. Julie erschrak, als sie das Mädchen sah. Kiri trug einen dicken Verband um den Kopf, das restliche Gesicht war geschwollen und blau. Kiris Verletzungen rührten sie weit mehr als Karls Tod. Ihr liefen die Tränen über die Wangen, als sie sich neben Kiris Lager kauerte. Das Mädchen hatte zu allem Übel auch noch hohes Fieber bekommen. Sie war nicht bei Sinnen und reagierte nicht auf Julies leise Worte der Entschuldigung.
    Amru trat hinter Julie und legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter, eine für eine Sklavin eigentlich unerhörte Geste. Julie jedoch war dankbar, dass Amru bei ihr war. Aber selbst der mütterliche Trost der Sklavin nahm Julie nicht die vermeintliche Last der Schuld von ihren Schultern.
    »Amru? Sie wird doch wieder gesund, oder?«, fragte sie stockend.
    »Misi, wir müssen warten, das Fieber ist hoch ...« Jenk flößte Kiri in regelmäßigen Abständen einen undefinierbaren Trank ein.
    »Wird sie denn wieder ... ich meine, ... das Auge?«
    Jenk sah Julie nur traurig an. »Ich weiß nicht, Misi Juliette, das werden wir erst sehen, wenn ich den Verband abnehmen kann.«
    Amru strich Kiri sanft über das Haar. »Armes Mädchen ... aber wenigstens ...« Sie biss sich auf die Lippen.
    »Was?« Julie sah Amru fragend an.
    Diese seufzte, dann schaute sie Julie mit ernstem Blick an. »Wenigstens ist dem Baby nichts passiert.«
    »Baby?« Julie brauchte einen Moment, um zu begreifen, was Amru da gerade gesagt hatte.
    »Du meinst, Kiri ist ...? Davon hat sie mir gar nichts gesagt.«
    Amru zuckte nur mit den Achseln. »Ich ahnte es auch nicht, bis ... na ja, man sieht es schon.«
    Julie wusste nicht, ob Jenk oder Kiri mitbekommen hatten, was am Fluss wirklich passiert war. Dass Karl ausgerutscht und sich den Kopf angeschlagen hatte, war und

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