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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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schöpfen, dass es einen Zusammenhang zum Tode ihres Vaters geben könnte.
    Julie kam gerade von einem Besuch bei Kiri aus dem Sklavendorf. Es war ein verhältnismäßig kühler Tag Anfang Mai. Nichts deutete darauf hin, welch Unbill dieser Tag noch bringen sollte.
    Auf der Veranda traf sie auf Pieter, der, lässig die Füße auf einen Stuhl gelegt, dasaß und sie mit einem abfälligen Lächeln empfing.
    »Na, warst du wieder bei deinen Negerfreunden? Wie du vermutlich gesehen hast, sind die Männer alle wohlauf. Somit war der Versuch erfolgreich.«
    Die entlaufenen Sklaven waren allesamt wieder zurückgekehrt. Im Durcheinander nach Karls »Unfall« war ihre Abwesenheit niemandem aufgefallen. Die Männer waren tatsächlich alle wieder genesen, nur ein weiterer Sklave war nach Pieters Behandlung gestorben.
    »Erfolgreich?« Julie ballte zornig die Fäuste. »Zwei Männer sind tot!«
    »Zwei von sechzehn«, verbesserte Pieter sie. Julie hatte keine Lust, mit Pieter über Sinn und Unsinn seiner Versuche zu diskutieren. Als sie an ihm vorbei ins Haus gehen wollte, stoppte er sie mit einer Handbewegung. »Wir sollten uns unterhalten.«
    Julie schwante nichts Gutes, sie blieb auf der Verandatreppe stehen.
    »Was willst du?«, fragte sie kalt.
    »Ich werde die Leitung der Plantage nun offiziell übernehmen.«
    Julie hatte damit gerechnet, dieses Gespräch mit Pieter führen zu müssen, sie hatte ihre Argumente gut durchdacht. Nun versuchte sie, ruhig und besonnen zu bleiben, obwohl sie innerlich sofort aufgewühlt war.
    »Ich glaube, darüber hast nicht du zu entscheiden, Pieter. Als männlicher Nachkomme steht Henry die Plantage zu, und ich als seine Mutter ...«
    Pieter lachte leise und schrill auf, dann erhob er sich von seinem Stuhl und trat nahe an Julie heran. Seine Augen fixierten sie drohend.
    »Du und dein Bastardkind, ihr habt hier gar nichts zu wollen!«
    »Henry ...«
    »Ach, hör doch auf! Dass Karl so dumm war und sich dieses Kuckuckskind hat unterschieben lassen, das begreife ich bis heute nicht. Juliette, ich bin Arzt. Karl konnte schon lange keine Kinder mehr zeugen ... sonst hätte seine schwarze Hure in der Stadt wohl noch mehr Bälger in die Welt gesetzt. Und du ja vielleicht auch eher ... Nein! Das Balg ist sicher nicht von Karl.«
    Julie wurden die Knie weich. Schwankend musste sie sich am Geländer der Veranda festhalten.
    »Karl hat Henry aber als seinen Sohn anerkannt, in den Papieren steht ...«
    Pieter winkte ab.
    »Und? Was willst du schon machen? Die Plantage führen, bis das Balg groß genug ist dafür? Nein, ich werde dafür sorgen, dass mir die Leitung der Plantage übertragen wird.«
    »Damit kommst du nicht durch, Pieter!« Julie funkelte ihn wütend an.
    »O doch, das werde ich, liebe Schwiegermutter, und du wirst nichts dagegen unternehmen. Wäre doch schade, wenn dein Kind seine Mutter hinter Gittern aufwachsen sehen müsste. Karls ›Unfall‹ ... du verstehst?«
    Julie merkte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Er wusste alles! Er hatte sie in der Hand. Sie schob sich an ihm vorbei und stürzte ins Haus.
    Weniger als einmal eine Woche später saßen Julie, Martina und Pieter vor dem breiten Holzschreibtisch des Richters. Julie war so aufgeregt, dass sie sich nicht einmal den Namen des Mannes gemerkt hatte.
    Fieberhaft überlegte sie bis zur letzten Minute, wie sie das, was jetzt passieren würde, noch abwenden konnte. Ihr fiel aber nichts ein. Wenn Pieter redete ...
    Der Richter schaute über den Rand seiner Brille, die auf der Spitze seiner Adlernase saß, in die Papiere, blätterte ein paar Seiten durch und wandte sich dann gleich mit zufriedenem Gesicht an Pieter. »So weit wäre alles geregelt.«
    Der Richter warf Julie einen verständnisvollen Blick zu, wobei er die Hände wie zum Gebet faltete und die Ellenbogen auf dem Tisch abstützte. »Mevrouw Leevken, ich möchte Ihnen noch einmal mein herzlichstes Beileid aussprechen. Sie haben sicherlich viele Fragen. Ich freue mich, dass Ihr Schwiegersohn sich bereit erklärt hat, sich um alle Belange der Familie zu kümmern. Natürlich steht Ihnen eine Witwenrente zu. Und Ihr Schwiegersohn«, er deutete mit einem gefälligen Kopfnicken zu Pieter, »wird Sie ja weiterhin auf Ihrer Plantage versorgen. Ich weiß, wie schwer es für Sie als Frau ist ... und dazu noch in so jungen Jahren, den Mann verloren zu haben. Aber machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Juliette, Pieter macht das schon.« Martina tupfte sich zum wiederholten Male mit

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