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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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stürmte an Liv vorbei, den Flur entlang und in das Zimmer, in dem Henry und Martin schliefen. Die Betten waren leer. Julie stürzte wieder aus dem Kinderzimmer. »Jean!«
    Er stolperte, nur mit einer Hose bekleidet, barfuß und mit freiem Oberkörper, aus Julies Schlafzimmer. Sie hatten eigentlich geheimhalten wollen, dass sie nachts das Bett miteinander teilten, aber jetzt tat es nicht gerade etwas zur Sache, wo Jean genächtigt hatte. Eilig warf er sich ein Hemd über.
    Binnen Sekunden waren alle in Aufruhr. Foni kam vom Hof ins Haus gelaufen, und wenig später stand sogar Kiri unten im Flur, deren Schonzeit nach der Geburt Julie eigentlich noch nicht für beendet erklärt hatte.
    Während die Frauen allesamt geschockt und verzweifelt waren, ging Jean der Sache gleich akribisch auf den Grund.
    »Julie, die Tür zum hinteren Treppenabgang steht offen! Foni, Liv, ist da heute eine von euch durchgegangen?«
    Beide schüttelten den Kopf.
    Der hintere Treppenabgang bestand aus einer Tür, die zu einer schmalen Außentreppe führte. Sie diente den Sklaven als Weg, wenn die Herrschaft nicht wollte, dass sie sich quer durchs Haus bewegten. Julie hatte die Nutzung dieser Stiege nie für nötig gehalten, hier gingen die Haussklaven innen über die Treppe.
    Jean untersuchte die Tür. »Da hat doch jemand ... Foni, besorg einmal Licht.«
    Die Sklavin eilte davon und kam schnell mit einer kleinen Öllampe wieder.
    Jeans Schlussfolgerung stand schnell fest. »Die Tür wurde aufgebrochen!« Er schaute zur Tür des Kinderzimmers und noch einmal zur Außentreppe. »Julie, ich mag es ja nicht sagen, aber ich glaube, jemand hat die Jungen entführt!«
    Julie schrie entsetzt auf. Sie brauchte nicht lange zu überlegen, wer das wohl getan haben konnte. Zumal Pieter genau wusste, wohin diese Stiege führte und welches Zimmer unmittelbar daneben lag.
    »Dieser Mistkerl! Wie kann er nur!? Foni, schick Hedam zur Polizei. Sofort!«
    Foni eilte in den Hinterhof und weckte den alten Haussklaven, der die Aufregung als Einziger verschlafen hatte. Nun kam er aber schnell auf die Füße und eilte los.
    Julie und Liv machten derweil im ganzen Haus Licht.
    Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis endlich zwei Polizisten, noch leicht schlaftrunken, das Haus betraten.
    »Sie meinen also, Ihr Schwiegersohn hat die Kinder entführt?«, fragten sie ungläubig.
    »Ja, natürlich hat er das!« Julie war wütend. Warum riefen diese Kerle nicht gleich einen Suchtrupp zusammen? Bis sie mit ihrer Befragung fertig waren, war Pieter doch schon über alle Berge!
    »Hm ... Ja ... Mevrouw, da müssten Sie morgen bitte auf die Wache kommen und eine Anzeige erstatten.«
    »Morgen? Sind sie von Sinnen? Bis dahin kann er den Kindern sonst was angetan haben!«
    Jean legte ihr beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Julie, beruhige dich doch erst einmal ...«
    »Wer sind Sie überhaupt?«, fragte einer der Polizisten misstrauisch.
    »Ich? Ich bin ein Freund des Hauses«, sagte Jean mit fester Stimme. »Und jetzt entschuldigen Sie uns bitte, wir kommen morgen auf die Wache.« Mit diesen Worten bugsierte Jean die Polizisten zur Tür hinaus.
    »Aber Jean!« Julie starrte ihn ungläubig an. Es war ihr ein Rätsel, warum er die Männer wegschickte, sie mussten doch die Kinder suchen!
    Jean jedoch sprach beruhigend auf sie ein. »Die fangen doch sowieso nicht vor morgen früh mit der Suche an. Wir müssen uns selbst auf den Weg machen.« Noch während er sprach, zog er seine Jacke von der Garderobe. »Pack ein paar Sachen ein, und komm dann zum Hafen. Ich glaube, ich weiß, wo Pieter hinwill.« Mit diesen Worten war er aus der Tür.
    Julie wies Foni an, ein paar Kleider und Decken zusammenzupacken. Sie selbst lief nur hinauf in ihr Schlafzimmer und zog aus ihrem Versteck im Kleiderschrank ein kleines Säckchen mit Münzen hervor. Man konnte schließlich nie wissen, mit Geld war vieles möglich. Dann eilte sie zurück in den Salon. Die Minuten schienen wie Stunden zu verrinnen. Als Kiri mit Karini auf dem Arm in den Salon kam, winkte Julie entschieden ab.
    »Kiri, du kannst nicht mit! Denk an Karini.«
    Kiri widersprach Julie, auch wenn sie wusste, dass sie es nicht sollte. Hier ging es um wichtigere Dinge. »Misi, Karini kommt mit, andere Frauen müssen schon zwei Tage nach der Geburt wieder auf die Felder, da kann ich Karini wohl etwas durch die Gegend tragen.« Julie starrte ihre Sklavin ungläubig an. Die jedoch schien fest entschlossen. »Misi, ich habe mich die

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