Im Land der tausend Sonnen
Auf das Schiff da willst du mich verfrachten, wie?«
Er griff nach seinem Gewehr und lud es mit nervösen Griffen, während sein Vater ihm erschrocken zurief: »Keith! Was tust du da? Das Gewehr! Du brauchst kein Gewehr …«
»Du selbst würdest doch sicher nicht an Bord gehen, wie?«, fauchte Keith. »Oh nein, abschieben willst du mich. Die Cholera soll ich kriegen. Das da ist ein verdammtes Totenschiff, und du weißt es genau.« Er hob das Gewehr und zielte auf seinen Vater.
Pastor Beitz sah Keith zum Hafen reiten und hörte kurz darauf die lauten Stimmen. In diesem Augenblick kam Charlie Mayhew hinzu.
»Vater und Sohn haben einen tüchtigen Streit«, bemerkte er und fragte sich gleichzeitig, wieso der Alte da in der Dunkelheit herumstand.
»Die Sache mit Ritter tut mir Leid«, fuhr Charlie fort. »Schlimme Sache, das. Ein Zeuge sagt, er hätte Keith Dixon gesehen, als er vom Schauplatz des Verbrechens fortritt, und es sieht so aus, als könnte er der Schütze gewesen sein. Allerdings sagt der Zeuge, das Opfer habe, bevor es starb, mehrmals den Namen ›Otto‹ genannt. Kennen Sie jemanden mit diesem Namen? Wir denken, dass der vielleicht der Mörder sein könnte.«
Ein Mörder, dachte der Pastor. Möglichweise war er ein Mörder, aber nicht in diesem Fall.
Er war immer noch wacklig auf den Beinen. Tibbaling hatte Recht. Der Gestank des Bösen hing immer noch in der Luft. Bis zu dieser Minute hätte Beitz nicht sagen können, warum er hierher zum Fluss gekommen war. Er hatte es einfach getan. Und als die Stimmen immer lauter wurden und der junge Mann begann, seinen Vater anzuschreien, lief der Pastor los. Er legte die Strecke so schnell zurück, dass beide Männer überrumpelt waren, als er plötzlich auftauchte.
»Werfen Sie das Gewehr weg«, befahl er, trat vor und stellte sich neben Mr Dixon.
»Er hat den Verstand verloren«, sagte der Mann leise und angsterfüllt und konnte sich vor Schreck nicht rühren.
»Du bist derjenige, der den Verstand verloren hat«, schrie Keith. »Ich krieg dich doch, du Geldsack. Du denkst, du könntest die ganze Welt beherrschen, aber da irrst du dich. Ich lasse es nicht zu. Ich kann tun und lassen, was ich will, oder etwa nicht? Ich kenne sämtliche Geheimnisse in dieser Gegend, über das Feuer, die Vergewaltigung, ich weiß alles. Man erzählt sich eine ganze Menge, nicht wahr, Herr Pastor?«
Pastor Beitz stand aufrecht da. »Wirf das Gewehr weg, Otto. Wirf es weg!«
Keith riss den Mund auf. Bestürzt blickte er von dem Pastor zu seinem Vater und senkte langsam das Gewehr, doch dann verkrampfte sich seine Hand, ruckartig, wie aus eigenem Entschluss fuhr das Gewehr nach oben, und er drückte ab.
Der Pastor hatte seine Augen beobachtet; er wusste, dass dieser junge Mann niemals seinen Vater erschießen würde, und auf Ottos List war er gefasst. Er stieß Mr Dixon zur Seite, doch er hatte nicht mit der Größe und der Kraft des Farmers gerechnet und ihm einen noch heftigeren Stoß versetzen müssen, und in diesen Sekundenbruchteilen konnte er sich selbst nicht schnell genug aus der Schusslinie retten.
Im Sturz noch schlug er mit schwachen Bewegungen das Kreuz über seinen Angreifer, und Keith brach weinend neben ihm in die Knie.
»Es tut mir so Leid. Das habe ich nicht gewollt. Ich würde doch nicht …« Er blickte flehend zu seinem Vater auf. »Es tut mir so Leid. Es war ein Unfall. Es war ein Unfall …«
Charlie Mayhew kam herbeigerannt.
»Er muss zum Arzt!«, rief J. B. ihm zu und stieß seinen Sohn zur Seite, während er gleichzeitig ein Taschentuch aus der Tasche zog, um die Blutung an der Schulter des Pastors zu stillen. »Wenn du willst, kannst du mich jetzt erschießen«, fauchte er Keith an. »Ich bin immer noch unbewaffnet. Los, mach schon, du verdammter Feigling!«
»Nein!«, rief Pastor Beitz. »Nicht Sie – mich! Er wollte mich erschießen. Otto war's!«
Keith warf das Gewehr von sich und setzte sich benommen ein paar Meter von seinem Vater und dem Pastor entfernt nieder, und so fand ihn Constable Colley, der ihn wegen Mordverdachts festnahm.
»Das reicht erst einmal«, sagte er zu Charlie Mayhew.
Weitere Kostenlose Bücher