Im Land der tausend Sonnen
gesehen hatte. Seine Hände wollten sich nicht von dem Altargitter aus poliertem Zedernholz lösen.
»Mea culpa«, rief er den Herrn an.
Es war merkwürdig, einen Hund in eine Kirche kommen zu sehen, doch Pastor Beitz empfand die Nähe des Tieres als tröstlich. Seine Liebe zu Gott hatte er immer hochgehalten, doch manchmal vermisste er die Liebe ihm nahe stehender Menschen. Als Waise und Junggeselle war ihm eine solche Erfahrung versagt geblieben. Doch er liebte die Tiere. Oh, wie sehr er sie liebte! Gottes Geschöpfe. Noch ein Grund, warum seine Gemeinde ihm so kostbar geworden war. Die merkwürdig zahmen Tiere und Vögel und Reptilien hier hatten ihn in seinen privaten Garten Eden geführt. Ein Glück, mit dem er nie gerechnet hätte.
Und jetzt war dieser Hund hier, »Dingo« nannten sie ihn, kam heran und setzte sich neben ihn. So ein wunderschönes Tier mit glänzendem Fell und sanftmütigen braunen Augen. Pastor Beitz streichelte ihm den Kopf und kraulte ihn hinter den Ohren, und der Hund, der Dingo, legte sich zu ihm, den Kopf demütig auf die Vorderpfoten gebettet.
Da wurde ihm bewusst, dass er den Hund gestreichelt hatte. Er hatte ihm das Fell gekrault. Seine Hände hatten sich von selbst vom Altargitter gelöst. Er war frei. Frei wovon? Die Angst blieb, und er traute sich nicht, die Kirche zu verlassen, bis er jemanden nach ihm rufen hörte, jemanden da draußen in der Dunkelheit, wo immer noch das Böse lauerte.
Auf seinem Weg sah Billy die Verwüstungen des großen Sturms, und so war es nicht überraschend, als er sah, dass der Tornado eine Schneise durch den Busch gerissen und die Behausungen des deutschen Pastors zerstört hatte. Die steinerne Kochstelle war noch da, doch Teile der gebrechlichen Hütten lagen wie Stroh verstreut umher, darunter die persönlichen Habseligkeiten der Bewohner. Ein trauriger Anblick, dachte Billy, während er nasse Mäntel und Hemden aufhob, aber jetzt musste er Pastor Beitz suchen. Er könnte verletzt sein, sich in verzweifelter Not befinden.
Als er nach ihm rief, kam nicht Pastor Beitz den Weg entlang, sondern Tibbaling.
»Er ist in der Kirche«, sagte der alte Mann.
»Oh, gut. Ich gehe ihn holen.«
»Nein. Ich will, dass du ihn noch einmal rufst.«
Billy tat es, und sie warteten. »Warum soll ich ihn nicht holen?«, fragte er.
»Weil er sich den Dämonen stellen muss.«
»Ich sehe keine Dämonen.«
Der Priester hörte zum zweiten Mal ein Rufen.
»Ich kann ja nicht ewig hier bleiben«, sagte er zu dem Hund, doch der Hund war verschwunden, und das steigerte seine Angst wieder.
Trotzdem stand er auf, und als er sich vom Altar entfernte, erbebte das Gebäude, und er hörte einen Wutschrei, einen grauenhaften Schrei, der die Kirche ganz einzuhüllen schien. Um ihn herum hallten Geräusche von den Wänden wider, als schlüge und hämmerte jemand zornig dagegen, doch er ging energisch weiter. Feuer erhellte die Dunkelheit, Flammen drohten, forderten ihn auf, in den brennenden Schlot zu schreiten, doch der alte Mann bekreuzigte sich, holte tief Atem und warf sich, sein Kreuz hoch erhoben, zur Tür hinaus, vorbei an den Furien.
Dann war nur noch Stille um ihn, und ein dunkler Sternenhimmel breitete sich über dem Land aus. Pastor Beitz warf einen Blick zurück auf die kleine Kirche, und er bekreuzigte sich erneut.
»Gelobt sei Gott.«
Tibbaling kam auf ihn zu, und er eilte ihm entgegen. »Ich habe eine Frage. Glaubst du an das Böse?«
»Wer tut das nicht?«, antwortete Tibbaling.
»Ah.«
»Das Böse ist heute Nacht zugegen«, setzte Tibbaling hinzu. »Doppelmann ist tot, aber sein Gestank liegt noch in der Luft.«
»Doppelmann?« Pastor Beitz lehnte sich an einen Baum, um nicht umzusinken. »Ich glaube nicht, dass er Geistlicher war.«
Tibbaling nickte.
»Der richtige Vikar Ritter ist auch tot. Er ist niemals hier angekommen. Nie.«
»Wer war dieser Kerl?«
»Ich weiß es nicht.«
Der Pastor schlug die Hände vors Gesicht, als wäre er plötzlich aus einer Trance erwacht. »Was war das? Was sage ich da? Friedrich ist
Weitere Kostenlose Bücher