Im Land der tausend Sonnen
in Ordnung sein könnte. Das Gebiet zwischen Quay Street und dem Hafen konnte beinahe als öffentlicher Park bezeichnet werden. Dass ein Mann zum Hafen hinunterging, war eigentlich in keiner Weise befremdlich.
Das sagte er sich später, doch es nützte ihm nichts. Er war der Meinung, er hätte spüren müssen, dass etwas nicht stimmte; er hätte Pastor Beitz suchen müssen, sobald er die lauten Stimmen hörte. Es hätte schließlich auch eine Schlägerei unter Betrunkenen sein können … doch es kam schlimmer.
Er hörte den Schuss. Zuerst dachte er, jemand würde auf die Wallabys schießen, doch in seinem Kopf schrillten Alarmglocken, als er den Schuss mit dem Streit drüben beim Schiff in Verbindung brachte.
Er sprang vom Wagen und lief los, um Pastor Beitz zu holen und aus der Gefahrenzone zu bringen, doch bei den Einwandererbaracken, wo Walther ihn vermutet hatte, war der Pastor nicht zu finden. Er lief um das Gebäude herum, um das gesamte Gebäude, und suchte ihn. Er warf einen Blick hinein, doch drinnen war es völlig dunkel. Zurzeit wohnte hier niemand.
Dann rannte ein Mann an ihm vorüber in Richtung Straße. Walther packte ihn und hielt ihn fest. »Was …?«
»Er hat auf Pastor Beitz geschossen«, würgte Charlie Mayhew hervor. »Er muss ins Krankenhaus.«
Walther hastete zum Hafen. Auf dem Schiff wurden Lampen angezündet. Leute kamen an Deck. Stimmen riefen, fragten. Ein Lautsprecher dröhnte.
»Niemand verlässt das Schiff. Das ist eine gerichtliche Anordnung. Die Gangway bleibt oben. Niemand verlässt das Schiff.«
Und dann sah Walther Pastor Beitz, den geliebten Seelsorger, der mit einer Schussverletzung am Boden lag und blutete, und Mr Dixon versuchte, die Blutung zu stillen, und schrie dabei Gott weiß was.
Der Sohn. Der berühmte Sohn, gegen den sie hatten stimmen sollen, kauerte wie ein Häufchen Elend ganz in der Nähe. War er nicht derjenige, der Vikar Ritter erschossen hatte? Hatte Billy das nicht vor einer Weile gesagt? Vor einer Ewigkeit.
Walther war völlig durcheinander. Er sank neben Pastor Beitz auf die Knie und traute sich kaum, ihn zu berühren, als er den dunklen Flecken auf dem Stoff über der Wunde sah, als er Mr Dixons Hände sah. In diesem Licht sah das Blut schwarz aus. Pastor Beitz' Blut. Lieber Gott.
»Lebt er?«, fragte er, und der Pastor selbst hauchte ein Ja.
»Er hat mir das Leben gerettet«, sagte der alte Dixon, und Walther sah sich verwirrt um. Drüben auf dem Schiff schauten Leute von der Reling aus zu und versuchten, im spärlichen Licht der Nacht das Drama zu verfolgen, doch außer ihnen war niemand da. Hatte Charlie Mayhew das getan und war dann geflüchtet? Charlie, Jakob Meissners Freund und Partner. Ganz bestimmt nicht.
Er wandte sich dem anderen Mann zu. »Sind Sie Keith Dixon?«
»Es tut mir Leid, ich wollte das nicht«, weinte Keith. »Glauben Sie mir, ich wollte es nicht.«
Angewidert erhob sich Walther und trat, verwirrter denn je, zu dem sabbernden Häufchen Elend.
»Was wollten Sie nicht?«, fragte er.
»Er hatte eigentlich mich erschießen wollen«, sagte der alte Dixon, und Walther blickte von einem zum anderen. Vater und Sohn.
Er hockte sich neben Keith, der vor ihm zurückwich. »Da drüben steht mein Pferd. Sie können es haben. Helfen Sie mir nur auf die Beine. Ich fühle mich ein bisschen schwach. Ich muss jetzt los. Das Schiff da hinten. Ich sollte schon längst an Bord sein. Hilf mir, mein Freund. Ich muss jetzt los.«
Walther zog ihn hoch. »Es war ein Unfall?«
»Ja. Das sagte ich doch. Mein Vater redet Unsinn. Ich würde den blöden Alten doch nicht erschießen. Himmel, nein! Das alles war ein schrecklicher Irrtum. Charlie holt schon ärztliche Hilfe. Alles kommt wieder ins Lot. Aber ich muss los. Ich muss aufs Schiff.«
»Will es ablegen?«, fragte Walther.
»Bald schon. Mister, mein Pferd, das ist ein Vollblut. Eine Menge Geld wert. Es gehört Ihnen. Lassen Sie mich jetzt los. Wenn ich erst mal an Bord bin, kann mich keiner mehr zurückholen.«
Walther starrte ihn an, und seine Bestürzung wuchs. Dixon verlangte ständig, man möge ihn loslassen, doch keiner hielt ihn fest. Walther
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