Im Land der tausend Sonnen
bleiben. Auf jeden Fall geht das Café gut.
In Bundaberg gibt es jetzt ein richtiges Postamt, öffentliche Parks, eine Seifenfabrik und sogar einen Droschkendienst nach Maryborough. Die Stadt macht sich. Es gibt kein Zurück mehr. Als ich hier ankam, habe ich mich gefragt, ob diese Stadt wohl überleben würde, aber du siehst ja: Hier gibt es jeden Tag etwas Neues. Dank deiner Hilfe hat Pastor Beitz ein schönes Haus, und wir haben genug Geld zusammen, um zwei kleine Häuser und ein Gemeindezentrum zu bauen, die einen hübschen Dorfplatz mit einem Springbrunnen in der Mitte einrahmen. Viele deutsche Einwanderer, die in Bundaberg an Land gingen, wohnen hier vorübergehend, und das tut unserer kleinen Kirchengemeinde gut. Wir sind stolz darauf, sie willkommen heißen und ihnen Unterkunft bieten zu können. Walther und Max Lutze leben immer noch in der Gemeinde, dazu zwei von Walthers Vettern, die beide in der Brauerei arbeiten. Adele sagt, bald müsste Walthers Verlobte aus Deutschland eintreffen, und auch mein zweiter Sohn Eduard kommt in Kürze. Er soll eine Lehre in der Rumbrennerei machen. Ich weiß nicht, ob du gehört hast, dass Keith Dixon für den Mord an Otto Haupt zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Auf Grund der Tatsache, dass Haupt selbst ein Mörder war, wurde die Strafe jedoch auf zwanzig Jahre verkürzt. Wenn du mal Zeit hast, würde ich gern genau erfahren, wie die Polizei in Hamburg es geschafft hat, ihn zu identifizieren. Jeden Sonntag beten wir um Frieden für die arme Seele von Vikar Ritter, der hinterhältig ermordet wurde, und irgendwer hat vorgeschlagen, zu seinem Gedenken ein schönes Kreuz aufzustellen. Pastor Beitz ist jedoch nicht eben versessen darauf, diesen Namen wieder vor Augen zu haben. Der beunruhigt ihn. Der neue Hilfspfarrer hat eine Schule unter freiem Himmel für die Kinder der Eingeborenen gegründet, und es macht ihm große Freude, sie zu unterrichten. Übrigens können sie alle wunderschön singen.
Nach so vielen Worten sende ich dir nun die besten Wünsche von allen hier, und gerade rechtzeitig fällt mir noch ein, dass ich dir noch eine Frage beantworten muss. Nein, J. B. Dixon hat sein Versprechen nicht gehalten. Er hat nicht für unsere Gemeinde gespendet. Nicht einen Penny. Vermutlich hat er es über all seinen Gerichtsterminen vergessen.
In aufrichtiger Freundschaft
Jakob Meissner
ENDE
Über Patricia Shaw
Patricia Shaw wurde 1929 in Melbourne geboren und lebt heute in Queensland an der Goldküste Australiens. Über viele Jahre leitete sie das Archiv für »Oral History« in Queensland und schrieb zwei Sachbücher über die Erschließung Australiens. Erst mit 52 Jahren entschied sie sich ganz für das freie Schriftstellerleben und hat seither 19 Romane veröffentlicht.
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