Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
gewöhnungsbedürftig waren. Die
Mädchen zum Beispiel weigerten sich, im Haus Schuhe zu tragen.
Sie fühlten sich beengt. Kiri zeigte Gwyn die Schwielen und
Blasen an ihren Füßen, die sich nach einem langen
Arbeitstag in den ungewohnten Lederschuhen gebildet hatten. Auch die
Uniformen fanden sie unpraktisch, und wieder konnte Gwyn ihnen nur
zustimmen. Im Sommer war diese Kleidung zu warm; auch sie selbst
schwitzte in ihren voluminösen Röcken. Sie war es
allerdings gewöhnt, um der Schicklichkeit willen zu leiden. Die
Maori-Mädchen aber sahen das nicht ein.Am schwierigsten wurde
es, wenn Gerald konkrete Wünsche äußerte, die sich
meist auf den Speisezettel bezogen, der bislang eher bescheiden
ausfiel, wie Gwyneira zugeben musste. Die Küche der Maoris war
nicht besonders abwechslungsreich. Moana garte Süßkartoffeln
und anderes Gemüse im Ofen oder briet Fleisch oder Fisch mit
exotischen Gewürzen.Das schmeckte mitunter zwar eigenartig, war
aber durchaus genießbar. Gwyneira, die selbst nicht kochen
konnte, aß es ohne Murren. Gerald dagegen wünschte sich
eine Erweiterung des Speisezettels.
    Â»Gwyneira, ich möchte, dass du dich in Zukunft
intensiver um die Küche kümmerst«, sagte er eines
Morgens beim Frühstück. »Ich bin diese Maori-Speisen
leid und hätte gern mal wieder ein ordentliches Irish Stew.
Könntest du das bitte der Köchin sagen?«
    Gwyn nickte, in Gedanken schon beim Zusammentreiben der
Schafherde, das sie heute Morgen mit McKenzie und den jungen Hunden
plante. Einige Jungtiere hatten die Weiden auf dem Hochland verlassen
und stromerten auf den hofnäheren Weidegründen herum, wobei
vor allem die jungen Widder Unruhe in die Herden brachten. Gerald
hatte den Viehhütern deshalb befohlen, die Tiere zu sammeln und
zurückzutreiben, was bislang ein mühsames Geschäft
war. Mit den neuen Hütehunden sollte es allerdings in einem Tag
zu erledigen sein, und Gwyneira wollte sich die ersten dahingehenden
Versuche anschauen. Das sollte sie allerdings nicht hindern, vorher
kurz mit Moana über das Mittagessen zu sprechen.
    Â»Zu Irish Stew nimmt man Kohl und Hammelfleisch, nicht
wahr?«, fragte sie in die Runde.
    Â»Was denn sonst?«, brummte Gerald.
    Gwyn hatte die vage Vorstellung, dass man beides übereinander
schichtete und kochte.
    Â»Hammelfleisch ist noch da, und Kohl ... ist Kohl im Garten,
Lucas?«, fragte sie unsicher.
    Â»Was meist du, was die großen grünen Blätter
sind, die sich da zu Köpfen formieren?«, fuhr Gerald sie
an.
    Â»Ich, äh ...« Gwyn hatte längst
festgestellt, dass Gartenarbeit ihr auch dann nicht sonderlich lag,
wenn man die Ergebnisse essen konnte. Sie hatte einfach nicht die
Geduld zu warten, bis aus Sämereien Kohlköpfe oder Gurken
wurden, und zwischendurch endlose Stunden mit dem Ausrupfen von
Unkraut zu verbringen. Deshalb beehrte sie den Gemüsegarten nur
selten mit ihrer Aufmerksamkeit – Hoturapa machte das schon.
    Moana schaute ziemlich verwirrt, als Gwyn ihr den Auftrag gab,
Kohl und Hammelfleisch zusammen zu kochen.
    Â»Ich gemacht noch nie«, erklärte sie. Kohl war
ohnehin völlig neu für das Mädchen. »Wie soll
schmecken?«
    Â»Wie ... na ja, wie Irish Steweben. Koch es einfach, dann
siehst du schon«, sagte Gwyn. Sie war heilfroh, in die Ställe
flüchten zu können, wo James ihr bereits Madoc gesattelt
hatte. Gwyneira ritt die Cobs jetzt abwechselnd.
    Die jungen Hunde machten sich hervorragend, und selbst Gerald war
des Lobes voll, als die Hälfte der Viehtreiber bereits am Mittag
mit Gwyneira heimkehrte. Die Schafe waren erfolgreich gesammelt, und
Livingston und Kennon trieben sie mit Hilfe von drei Hunden zurück
in die Berge. Cleo sprang vergnügt neben ihrer Herrin her, und
Daimon neben McKenzie. Ab und zu lachten die Reiter sich an. Sie
genossen die Zusammenarbeit, und manchmal meinte Gwyn, sich mit dem
braunhaarigen Farmarbeiter so selbstverständlich und wortlos
verständigen zu können wie sonst nur mit Cleo. James wusste
immer genau, welches Schaf sie gerade im Auge hatte, um es
auszusortieren oder erneut einzutreiben. Er schien ihr Tun
vorauszuahnen und pfiff Daimon oft im gleichen Moment, als Gwyneira
Hilfe anfordern wollte.
    Jetzt nahm er ihr vor den Ställen den Hengst ab.
    Â»Gehen Sie schon, Miss Gwyn, sonst schaffen Sie es nicht mit
dem Umziehen vor dem Lunch.Wo Mr. Gerald

Weitere Kostenlose Bücher