Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
Weide ab- und Auftrieb bei anderen
Farmern verdingten, sprachen ein paar Brocken Englisch. Die Kinder
hatten es von ihren Vätern gelernt, und zwischendurch hatte auch
ein Missionarsehepaar ein Gastspiel im Dorf gegeben.
    Â»Die aber nicht nett«, erklärte Reti. »Dauernd
wedeln mit Finger und sagen: ›Oi, oi, Sünde, Sünde!‹
Was ist Sünde, Miss Helen?«
    Helen erweiterte daraufhin die Unterrichtsinhalte und las die
Bibel erst einmal auf Englisch vor. Dabei stellten sich ihr seltsame
Probleme. Die Schöpfungsgeschichte zum Beispiel verwirrte die
Kinder zutiefst.
    Â»Nein, nein, das anders!«, erklärte Rongo, deren
Großmutter immerhin eine geachtete Geschichtenerzählerin
war. »Da waren erst papatuanuku, die Erde, und ranginui, die
Himmel. Und die sich liebten so sehr, dass nicht wollten trennen.
Verstehen?« Rongo machte dabei eine Geste, deren Obszönität
Helen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Das Kind war
allerdings ganz unschuldig. »Aber Kinder von beide wollten,
dass gibt Welt mit Vögeln und Fischen und Wolken und Mond und
alles. Deshalb sie zerren auseinander. Und papa weint und weint, und
daraus werden Fluss und Meer und See.Aber irgendwann aufgehört.
Rangi immer noch weint, fast jeden Tag ...«
    Rangis Tränen, das hatte Rongo schon früher einmal
verraten, fielen als Regen vom Himmel.
    Â»Das ist eine sehr schöne Geschichte«, murmelte
Helen. »Aber ihr wisst ja, dass die pakeha aus großen
fremden Ländern kommen, wo man alles erforscht und alles weiß.
Und diese Geschichte aus der Bibel, die hat der Gott Israels den
Propheten erzählt, und das ist die Wahrheit.«
    Â»Ehrlich, Miss Helen? Gott hat erzählt? Zu uns nie
reden eine Gott!« Reti war fasziniert.
    Â»Da habt ihr es!«, erklärte Helen mit einem
Anflug von schlechtem Gewissen. Schließlich wurden auch ihre
Gebete selten erhört.
    Der Ausflug nach Haldon beispielsweise stand weiterhin aus.
    Gwyneiras Gäste waren endlich abgereist, und das Leben auf
Kiward Station normalisierte sich. Gwyn hoffte, damit wieder zu der
relativen Freiheit zu gelangen, die sie in der ersten Zeit auf der
Farm genossen hatte. Bis zu einem gewissen Grade war das auch so:
Lucas machte ihr keinerlei Vorschriften. Er bemängelte nicht
einmal, dass Cleo wieder in Gwyneiras Räumen schlief, auch dann,
wenn er seine Frau besuchte. Dabei war die kleine Hündin in den
ersten Nächten wirklich lästig, da sie Gwyneira bedrängt
glaubte und mit lautem Gebell protestierte. Sie musste dann erst
ermahnt und auf ihre Decke zurückgeschickt werden. Lucas machte
das ohne Murren mit. Gwyn fragte sich warum und wurde dabei das
Gefühl nicht los, dass Lucas sich ihr gegenüber irgendwie
schuldig fühlte. Nach wie vor hatte sie bei ihrem Zusammensein
niemals Schmerzen und vergoss kein Blut. Im Gegenteil – mit der
Zeit freute sie sich auf die Zärtlichkeiten und ertappte sich
manchmal dabei, sich nach Lucas’ Weggang selbst zu streicheln
und das Gefühl zu genießen, wenn sie sich rieb und
kitzelte, wobei sie spürbar feucht wurde. Nur war es kein Blut,
das da austrat. Im Laufe der Zeit wurde sie mutiger und tastete sich
mit den Fingern weiter vor, was das Gefühl noch intensiver
machte. Sicher wäre es genauso schön, wenn Lucas sein Glied
einführen würde – was er offensichtlich versuchte,
nur blieb es nie lange genug hart. Gwyn fragte sich, warum nicht auch
er die Hand zu Hilfe nahm.
    Anfangs besuchte Lucas sie jeden Abend nach dem Zubettgehen,dann
zunehmend seltener. Er leitete die Angelegenheit immer mit der
höflichen Frage ein: »Und, wollen wir es heute Nacht noch
einmal probieren, meine Liebe?«, und protestierte nie, wenn
Gwyneira einmal ablehnen musste. Bislang fand Gwyn das Eheleben
unproblematisch.
    Dafür machte Gerald ihr das Leben schwer. Er bestand jetzt
ernsthaft darauf, dass sie die Aufgaben einer Hausfrau übernahm
– Kiward Station sollte geführt werden wie ein
hochherrschaftlicher Haushalt in Europa. Witi hätte sich in
einen diskreten Butler zu verwandeln, Moana in eine perfekte Köchin
und Kiri in das Bild eines Hausmädchens. Die Maori-Angestellten
waren denn auch durchaus willig und ehrlich, und sie liebten ihre
neue Herrin und bemühten sich, ihr jeden Wunsch von den Augen
abzulesen. Doch Gwyn fand, dass alles so bleiben sollte, wie es war,
auch wenn einige Dinge

Weitere Kostenlose Bücher