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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Lucas!‹, aber er sah das Biest immer noch
nicht.Also pfiff ich dem Hund,und der flitzte zwischen ihn und das
Schaf und trieb den Widder weg ... aber glaubt ihr, der Kerl wäre
dankbar? Von wegen, geschimpft hat er! Er hätte ’nen Kea
beobachtet, hat er gesagt, und der Hund habe den Vogel vertrieben.
Dabei hätte der Widder ihn fast erwischt, sag ich euch! Dann
hätte er noch weniger in der Hose als ohnehin schon!«
    Die anderen Männer grölten. Nur James McKenzie blickte
unbehaglich. Gwyn sah ein, dass sie sich jetzt lieber zurückzog,
wollte sie nicht weitere kompromittierende Dinge über ihren
Gatten hören. James folgte ihr, als sie aufstand.
    Â»Tut mir Leid, Miss Gwyn«, meinte er, als sie in den
Schatten jenseits des Lagerfeuers traten. Dunkel war diese Nacht
nicht: Es war Vollmond, und die Sterne leuchteten.Auch morgen würde
ein klarer Tag sein – ein Geschenk für die Viehtreiber,
die sich sonst oft mit Nebel und Regen herumschlagen mussten.
    Gwyneira zuckte die Schultern. »Das braucht Ihnen nicht Leid
zu tun. Oder haben Sie sich beinahe auf die Hörner nehmen
lassen?«
    James verkniff sich das Lachen. »Ich wünschte, die
Männer wären ein bisschen diskreter...«
    Gwyneira lächelte. »Dann sollten Sie ihnen erst mal
erklären, was Diskretion bedeutet. Nein, nein, Mr. McKenzie. Ich
kann mir gut vorstellen, was da passiert ist, und ich verstehe auch,
dass die Leute wütend sind. Mr. Lucasist ... nun, er ist für
diese Dinge nicht geschaffen. Er spielt sehr gut Klavier und malt
sehr schön, aber reiten und Schafe treiben ...«
    Â»Lieben Sie ihn eigentlich?« James hätte sich
ohrfeigen können,kaum dass die Worte heraus waren. Er hatte das
nicht fragen wollen. Niemals – es ging ihn nichts an.Aber auch
er hatte getrunken, auch er hatte einen langen Tag gehabt, und auch
er hatte Lucas Warden dabei mehr als einmal verflucht!
    Gwyneira wusste, was sie ihrem Stand und Namen schuldig war. »Ich
achte und verehre meinen Gatten«, gab sie brav zur Antwort.
»Ich wurde ihm aus freiem Willen angetraut, und er behandelt
mich gut.« Sie hätte noch anmerken müssen, dass
McKenzie dies im Ãœbrigen gar nichts anginge, aber das schaffte
sie nicht. Irgendetwas sagte ihr, dass er ein Recht hatte, sie danach
zu fragen.
    Â»Beantwortet das Ihre Frage, Mr. McKenzie?«,
erkundigte sie sich stattdessen leise.
    James McKenzie nickte. »Tut mir Leid, Miss Gwyn. Gute
Nacht.«
    Er wusste nicht, weshalb er ihr die Hand entgegenstreckte. Es war
nicht üblich, sicher auch nicht schicklich, sich nach ein paar
Stunden am Lagerfeuer so förmlich zu verabschieden. Schließlich
würde man sich morgen beim Frühstück schon
wiedersehen. Doch Gwyn nahm seine Hand ganz selbstverständlich.
Ihre kleine, schmale, aber vom Reiten und der Arbeit mit den Tieren
harte Hand lag leicht in der seinen. James konnte den Impuls, sie an
seine Lippen zu führen, kaum bezwingen.
    Gwyneira hielt den Blick gesenkt. Es war ein gutes Gefühl,
als seine Hand die ihre umschloss, ein wohliges Gefühl der
Sicherheit. Überall in ihrem Körper schien sich Wärme
auszubreiten – auch da, wo es alles andere als schicklich war.
Langsam hob sie den Blick und sah einen Widerhall ihrer Freude in
McKenzies forschenden dunklen Augen. Und plötzlich lächelten
beide.
    Â»Gute Nacht, James«, sagte Gwyn sanft.
    Sie schafften den Schaftrieb in drei Tagen,so schnell wie nie
zuvor. Kiward Station hatte während des Sommers auch nur wenige
Tiere verloren; die meisten waren in hervorragendem Zustand, und die
Hammel erzielten gute Preise. Ein paar Tage nach der Rückkehr
auf die Farm warf Cleo ihre Jungen. Gwyn betrachtete entzückt
die vier winzigen Hundebabys in ihrem Korb.
    Gerald dagegen schien verstimmt.
    Â»Scheint,dass jeder es kann – außer euch!«,
brummte er und warf seinem Sohn böse Blicke zu. Lucas ging
daraufhin wortlos hinaus. Zwischen Vater und Sohn brodelte es seit
Wochen. Gerald konnte Lucas dessen Unfähigkeit bei der
Farmarbeit nicht verzeihen, und Lucas war wütend auf Gerald,
weil der ihn zwang, mit den Männern zureiten. Gwyneira hatte oft
das Gefühl, zwischen den Fronten zu stehen. Und sie hatte immer
mehr den Eindruck, dass Gerald wütend auf sie war.
    Im Winter fiel auf den Weiden weniger Arbeit an, bei der Gwyneira
helfen konnte, und Cleo fiel ohnehin für einige Wochen

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