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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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aus.Umso
häufiger lenkte Gwyn ihre Stute zur Farm der O’Keefes. Sie
hatte während des Viehtriebs einen deutlich kürzeren Weg
querfeldein gefunden und besuchte Helen nun mehrmals in der Woche.
Helen war glücklich darüber. Die Farmarbeit fiel ihr mit
fortschreitender Schwangerschaft schwerer, und ihr Maultier zu reiten
erst recht. Sie kam kaum noch nach Haldon, um mit Mrs. Candler Tee zu
trinken. Am liebsten verbrachte sie ihre Tage mit dem Studium der
Maori-Bibel und dem Nähen von Kinderkleidung.
    Natürlich unterrichtete sie nach wie vor die Maori-Kinder,
die ihr viel Arbeit abnahmen. Den größten Teil des Tages
aber war sie allein.Auch deshalb, weil Howard gegen Abend gern noch
auf ein Bier nach Haldon ritt und oft erst spät zurückkehrte.
Gwyneira war deshalb besorgt.
    Â»Wie willst du Matahorua benachrichtigen, wenn die Geburt
einsetzt?«, erkundigte sie sich. »Du kannst dann doch
unmöglich selbst hingehen!«
    Â»Mrs. Candler will mir Dorothy herschicken.Aber das gefällt
mir nicht... das Haus ist so klein, sie müsste im Stall
schlafen. Und soviel ich weiß, werden Kinder immer nachts
geboren. Das heißt, Howard ist da.«
    Â»Ist das sicher?«, fragte Gwyneira verwundert. »Meine
Schwester hat ihr Kind gegen Mittag bekommen.«
    Â»Aber die Wehen dürften nachts eingesetzt haben«,
erklärte Helen im Brustton der Überzeugung. Sie wusste
inzwischen wenigstens die grundlegenden Dinge über
Schwangerschaft und Geburt. Nachdem Rongo Rongo in gebrochenem
Englisch die abenteuerlichsten Geschichten erzählte, hatte Helen
ihren ganzen Mut zusammengenommen und Mrs. Candler um Aufklärung
gebeten. Die hatte das ganz sachlich gemeistert. Immerhin hatte sie
drei Söhne geboren, und auch das nicht unter den
zivilisiertesten Umständen. Helen wusste nun,womit eine Geburt
sich ankündigte und was dazu vorbereitet werden musste.
    Â»Wenn du meinst.« Gwyneira war immer noch nicht
überzeugt. »Aber das mit Dorothy solltest du dir noch mal
überlegen. Ein paar Nächte im Stall wird sie schon
überstehen. Doch wenn du das Kind ganz allein bekommen müsstest,
könntest du sterben.«
    Je näher die Geburt rückte, desto eher war Helen
geneigt, Mrs. Candlers Angebot anzunehmen. Auch deshalb, weil Howard
immer seltener zu Hause war. Ihr Zustand schien ihm peinlich zu sein;
offensichtlich mochte er das Bett nicht mehr gern mit ihr teilen.
Wenn er dann spät aus Haldon zurückkam, stank er nach Bier
und Whiskey, und oft polterte er beim Zubettgehen so sehr herum, dass
Helen bezweifelte, er würde den Weg zum Maori-Dorf überhaupt
noch finden. So zog Dorothy tatsächlich Anfang August bei ihr
ein.Allerdings weigerte sich Mrs. Candler, das Mädchen im Stall
schlafen zu lassen.
    Â»Bei aller Liebe, Miss Helen, aber das geht nicht. Ich sehe
doch, in welchem Zustand Mr. Howard hier nachts wegreitet. Und Sie
sind ... ich meine, er hat ... Er dürfte es vermissen, das Bett
mit einer Frau zu teilen, wenn Sie verstehen. Wenn er dann in den
Stall kommt und findet ein halbwüchsiges Mädchen vor...«
    Â»Howard ist ein Ehrenmann!«, verteidigte Helen ihren
Gatten.
    Â»Ein Ehrenmann ist auch ein Mann«, gab Mrs. Candler
trocken zurück. »Und ein betrunkener Mann ist so
gefährlich wie der andere. Dorothy wird im Haus schlafen. Ich
rede mit Mr. Howard.«
    Helen machte sich Sorgen wegen dieser Auseinandersetzung, doch sie
erwiesen sich als unbegründet. Nachdem er Dorothy abgeholt
hatte, trug Howard ganz selbstverständlich sein Bettzeug in den
Stall und schlug dort sein Lager auf.
    Â»Das macht mir nichts«, meinte er ritterlich. »Ich
hab schon schlechter geschlafen. Und die Tugend der Kleinen muss
gewahrt werden, da hat Mrs. Candler schon Recht. Nicht, dass sie in
Verruf kommt!«
    Helen bewunderte Mrs. Candlers Sinn für Diplomatie.
Offensichtlich hatte sie damit argumentiert, dass Dorothy eine
Anstandsdame benötige und sich auch nach der Geburt keinesfalls
nachts um Helen und das Kind kümmern könne, wenn Howard im
Haus wäre.
    So teilte Helen in den letzten Tagen vor der Geburt das Lager mit
Dorothy und hatte von morgens bis abends damit zu tun, das Mädchen
zu beruhigen. Dorothy fürchtete sich schrecklich vor der
Niederkunft – so sehr, dass Helen manchmal schon den Verdacht
hegte, ihre Mutter sei vielleicht nicht an irgendeiner
geheimnisvollen Krankheit gestorben,

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