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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Rauschgoldengels. Zu dem hübschen Kleidchen
gehörten zartgrüne Schuhe, doch die Kleine trug sie
offensichtlich lieber in der Hand als an den Füßen.
    Â»Sie drücken!«, behauptete sie.
    Â»Fleur, sie drücken nicht!«, erklärte ihre
Mutter. »Wir haben sie erst vor vier Wochen gekauft, und da
waren sie fast noch zu groß. So schnell wächst nicht
einmal du! Und selbst wenn sie drücken: Eine Lady erträgt
den leichten Schmerz, ohne sich zu beklagen!«
    Â»Wie die Indianer? Ruben sagt, in Amerika haben sie
Marterpfähle und tun sich aus Spaß weh, um zu gucken, wer
der Tapferste ist. Hat sein Daddy ihm erzählt.Aber Ruben findet
das dumm, genau wie ich. «
    Â»Dies zum Thema ›ladylike‹«, bemerkte
Gwyneira und sah Hilfe suchend zu George auf. »Komm, Fleurette.
Hier ist ein Gentleman. Der kommt aus England, so wie ich und Rubens
Mummy. Wenn du dich vornehm benimmst, wird er dich vielleicht mit
Handkuss begrüßen und ›Mylady‹ zu dir
sagen.Aber nur, wenn du Schuhe trägst!«
    Â»Mr. James sagt immer ›Mylady‹ zu mir, auch
wenn ich barfuß rumlaufe.«
    Â»Der kommt aber sicher nicht aus England«, spielte
George das Spiel mit. »Und bestimmt wurde er der Queen noch
nicht vorgestellt ...« Diese Ehre war den Greenwoods im letzten
Jahr zuteil geworden, und Georges Mutter würde wahrscheinlich
ihr Leben lang davon zehren. Gwyneira schien es weniger zu
beeindrucken – im Gegensatz zu ihrer Tochter: »Ehrlich?
Der Queen? Hast du eine Prinzessin gesehen?«
    Â»Alle Prinzessinnen«, behauptete George. »Und
sie hatten alle Schuhe an.«
    Fleurette seufzte. »Na schön«, sagte sie und
schlüpfte in ihre Slipper.
    Â»Vielen Dank«, meinte Gwyneira augenzwinkernd zu
George. »Sie haben mir wirklich geholfen. Fleurette ist sich im
Moment nämlich noch nicht sicher, ob sie Indianerkönigin im
Wilden Westen wird oder doch lieber einen Prinzen heiratet und in
seinem Schloss Ponys züchtet.Außerdem findet sie Robin
Hood äußerst anziehend und denkt an ein Leben als Outlaw.
Wobei ich fürchte, sie entscheidet sich für Letzteres. Sie
isst leidenschaftlich gern mit den Fingern, und Bogenschießen
übt sie auch schon.« Ruben hatte kürzlich einen Bogen
für sich und seine kleine Freundin geschnitzt.
    George zuckte die Achseln. »Nun ja, Lady Marian aß
sicher mit Messer und Gabel. Und im Sherwood Forest kommt man ohne
Schuhe nicht weit.«
    Â»Das ist ein Argument!«, sagte Gwyn lachend. »Kommen
Sie, mein Schwiegervater wird schon warten.«
    Einträchtig stiegen die drei nebeneinander die Treppe
hinunter.
    James McKenzie hatte Gerald Warden in den Salon begleitet. Das kam
selten vor, aber heute waren ein paar Rechnungen zu unterzeichnen,
die McKenzie aus Haldon mitgebracht hatte. Warden wollte das schnell
erledigen – Candlers brauchten ihr Geld, und McKenzie würde
am nächsten Tag in aller Frühe aufbrechen und die nächste
Lieferung abholen. Nach wie vor war Kiward Station im Aufbau; zurzeit
wurde ein Kuhstall errichtet. Die Rinderzucht florierte seit dem
Goldrausch in Otago – all die Goldsucher wollten versorgt sein,
und nichts schätzten sie mehr als ein gutes Steak. Die Farmer
aus Canterbury trieben alle paar Monate ganze Herden von Rindvieh gen
Queenstown. Nun saß der Alte am Kamin und studierte die
Rechnungen. McKenzie blickte sich in dem kostbar gestalteten Raum um
und fragte sich müßig, wie es wohl sein würde, hier
zu wohnen. Zwischen all den glänzenden Möbeln, den weichen
Teppichen ... mit einem Kamin, der das Zimmer mit wohliger Wärme
erfüllte und den man nicht einmal anfeuern musste, sobald man
heimkam. Wozu hatte man schließlich Hausangestellte? James fand
das alles verlockend, doch ziemlich fremd. Er brauchte es nicht und
sehnte sich auch gar nicht danach.Aber Gwyneira vielleicht. Nun, wenn
es ihm gelang, sie dadurch für sich zu gewinnen, würde er
auch ein solches Haus bauen und sich in Anzüge werfen wie Lucas
und Gerald Warden.
    Auf der Treppe hörte man jetzt Stimmen. James blickte
gespannt nach oben. Gwyneiras Anblick in ihrem Abendkleid bezauberte
ihn und ließ sein Herz schneller schlagen – ebenso der
Anblick ihrer Tochter, die er sonst selten in festlicher Kleidung
antraf. In dem Mann neben den beiden meinte er zunächst, Lucas
zu erkennen.Aufrechte Haltung, ein

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