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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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sie schnell abgelaufen!« Er richtete die Worte an das
erschrockene Kind, doch sie trafen Gwyneira, die ihrer Tochter
gefolgt war.
    Sie schaute ihn verwirrt an, doch James gab den Blick nur finster
zurück und verzog sich dann in die Ställe. Heute würde
auch er sich einen großen Schluck Whiskey gönnen. Sollte
sie doch Wein trinken mit ihrem reichen Fatzke!
    Der Hauptgang des Abendessens bestand aus Lamm und einem Auflauf
aus Süßkartoffeln, was George in seinen Beobachtungen
bestätigte. Traditionspflege lag der Hausfrau nicht am Herzen,
auch wenn das Dienstmädchen jetzt Schuhe trug und ganz korrekt
servierte. Dabei zeigte es so viel Respekt vor dem Hausherrn Gerald
Warden, dass es fast schon an Angst grenzte. Der ältere Herr
schien aufbrausend zu sein und verfügte offensichtlich über
ein lebhaftes Temperament: Er plauderte angeregt, wenn auch schon
etwas trunken über Gott und die Welt und hatte zu jedem Thema
eine Meinung. Der junge Herr, Lucas Warden, wirkte dagegen eher
still, fast leidend. Wenn sein Vater allzu radikale Ansichten
vertrat, schien ihm das geradezu körperliche Schmerzen zu
bereiten.Ansonsten war Gwyneiras Gatte sympathisch, sehr wohlerzogen,
der perfekte Gentleman. Freundlich, aber bestimmt korrigierte er die
Tischsitten seiner Tochter – der Umgang mit dem Kind schien ihm
zu liegen. Fleur stritt sich nicht mit ihm herum wie mit ihrer
Mutter, sondern breitete die Serviette brav auf den Knien aus und
beförderte das Lammfleisch mit der Gabel zum Mund, statt einfach
zuzugreifen wie weiland die wilden Gesellen im Sherwood Forest. Aber
vielleicht lag dies ja auch an Geralds Anwesenheit. Eigentlich erhob
in dieser Familie niemand die Stimme, wenn der Alte zugegen war.
    Trotz der Schweigsamkeit um ihn herum unterhielt George sich an
diesem Abend recht gut. Gerald konnte launig vom Farmleben erzählen
– George sah die Aussagen der Leute in Christchurch bestätigt.
Der alte Warden verstand sich auf Schafe und Wollgewinnung, hatte mit
der Anschaffung der Rinder den richtigen Riecher gehabt und hielt
seine Farm perfekt in Schuss. George selbst hätte allerdings
auch gern weiter mit Gwyneira geplaudert, und Lucas erschien ihm
nicht halb so ein Langweiler, wie Peter Brewster und Reginald Beasley
hatten vermuten lassen. Gwyneira hatte ihm vorhin verraten, dass ihr
Gatte die Porträts im Salon selbst gemalt hatte. Sie verkündete
es mit Unsicherheit und fast mit ein wenig Spott in der Stimme, doch
George betrachtete die Bilder durchaus mit Hochachtung. Er hätte
sich selbst nicht als Kunstkenner bezeichnet, war in London aber
häufig zu Vernissagen und Versteigerungen geladen gewesen. Ein
Künstler wie Lucas Warden hätte dort sicher seine
Anhängerschaft gefunden und wäre mit etwas Glück sogar
zu Ruhm und Reichtum gelangt. George überlegte, ob sich die
Mitnahme einiger Werke nach London lohnen könnte. Sicher ließen
die Bilder sich dort verkaufen.Andererseits ging er damit das Risiko
ein, es sich mit Gerald Warden zu verscherzen. Einen Künstler in
der Familie wünschte der Alte sich bestimmt am allerwenigsten.
    An diesem Abend kam das Gespräch ohnehin nicht auf Kunst.
Gerald belegte den Besucher aus England durchgehend mit Beschlag,
trank dabei eine ganze Flasche Whiskey und schien gar nicht zu
merken, dass Lucas sich so früh wie möglich verabschiedete.
Gwyneira floh sogar gleich nach dem Essen, um das Kind zu Bett zu
bringen. Eine Nanny beschäftigte man hier also nicht,was George
seltsam fand. Schließlich hatte der Sohn des Hauses doch
offensichtlich eine grundenglische Erziehung durchlaufen. Warum
unterließ Gerald dies bei seiner Enkelin? Gefiel ihm das
Ergebnis nicht?Oder lag es einfach daran, dass Fleurette »nur«
ein Mädchen war?
    Am nächsten Morgen ergab sich ein umso ausführlicheres
Gespräch mit dem jungen Ehepaar Warden. Gerald kam nicht zum
Frühstück herunter – zumindest nicht zur gewohnten
Zeit. Die gestrige Zecherei forderte ihren Tribut. Gwyneira und Lucas
wirkten deshalb gleich gelöster. Lucas erkundigte sich nach dem
Londoner Kulturleben und war offensichtlich hocherfreut, dass George
mehr dazu zu sagen hatte als »erhebend« und
»erbaulich«.Angesichts des Lobes für die Porträts
schien er geradezu zu wachsen und lud den Besucher gleich in sein
Atelier ein.
    Â»Sie können kommen, wann Sie möchten! Heute Morgen
werden Sie sich die

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