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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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enttäuschen. Haben Sie Zeit zu warten?«
    George nickte lächelnd. »Sie wissen, dass ich warten
kann, Miss Helen.« Schon wieder eine Anspielung. »Und ich
habe Ihren Unterricht immer genossen. Dürfte ich daran
teilnehmen?«
    Helen schien sich zu entspannen. »Bildung hat noch keinem
geschadet«, sagte sie. »Setzen Sie sich zu uns.«
    Die Maori-Kinder machten verwundert Platz, als George zwischen
ihnen auf dem Boden Platz nahm. Helen erklärte ihnen auf
Englisch und auf Maori,dass er ein früherer Schüler aus dem
fernen England sei und damit wohl den weitesten Schulweg von allen
hatte. Die Kinder lachten, und George fiel erneut auf, wie Helens
Unterrichtston sich geändert hatte. Früher hatte sie viel
seltener Späße gemacht.
    Die Kinder begrüßten den neuen Mitschüler in ihrer
Sprache, und George lernte seine ersten paar Worte Maori. Nach der
Stunde konnte er auch den ersten Abschnitt der Schöpfungsgeschichte
lesen, wobei die Kinder ihn immer wieder lachend verbesserten. Später
durften die älteren Schüler Fragen an ihn stellen, und
George erzählte von seiner Schulzeit – erst mit Helen zu
Hause in London, dann im College zu Oxford.
    Â»Was hat dir denn besser gefallen?«, fragte einer der
ältesten Jungen vorwitzig. Helen nannte ihn Reti, und er sprach
sehrgut Englisch.
    George lachte. »Der Unterricht bei Miss Helen natürlich.
Wenn das Wetter schön war, haben wir draußen gesessen,
genau wie hier. Und meine Mutter bestand darauf, dass Miss Helen mit
uns Krocket spielte, aber sie konnte es nie, sie hat immer verloren.«
Er zwinkerte Helen zu.
    Reti wirkte nicht überrascht. »Als sie hierher kam,
konnte sie auch keine Kuh melken«, verriet er. »Was ist
Krocket, Mr. George? Muss man das können, wenn man in
Christchurch arbeiten möchte? Ich will nämlich bei den
Engländern arbeiten und reich werden.«
    George registrierte diese Bemerkung aufmerksam. Er würde mit
Helen über diesen vielversprechenden Jungen reden müssen.
Ein perfekt zweisprachiger Maori konnte für Greenwood
Enterprises durchaus von Nutzen sein. »Wenn du als Gentleman
gelten und eine Lady kennen lernen willst, solltest du zumindest so
gut Krocket spielen, dass du mit Anstand verlieren kannst«,
bemerkte er dann.
    Helen verdrehte die Augen. Gwyneira fiel auf, wie jung sie
plötzlich wirkte.
    Â»Kannst du es uns beibringen?«, fragte Rongo Rongo.
»Als Lady muss man das Spiel doch sicher auch können.«
    Â»Unbedingt!«, sagte George ernst. »Aber ich weiß
nicht, ob ich so viel Zeit habe. Ich ...«
    Â»Ich kann euch Krocket beibringen!«, mischte Gwyneira
sich ein. Das Spiel war eine unverhoffte Chance, Helen früher
vom Unterricht loszueisen. »Wie wär’s, wenn wir für
heute mit dem Lesen und Rechnen aufhören und stattdessen
Schläger und Tore machen? Ich zeige euch, wie es geht, und Miss
Helen hat Zeit, sich um ihren Besuch zu kümmern. Bestimmt möchte
sie ihm die Farm zeigen.«
    Helen und George warfen ihr einen dankbaren Blick zu. Helen
bezweifelte zwar, dass Gwyn sich als Mädchen allzu sehr für
das recht langsame Spiel begeistert hatte, doch sie beherrschte es
sicher besser als Helen und George zusammen.
    Â»Also, wir brauchen einen Ball ... nein, keinen so großen
Ball, Ruben, einen kleinen ... ja, den Stein können wir auch
nehmen. Und kleine Tore ... gute Idee, sie zu flechten, Tani.«
    Die Kinder waren mit Feuereifer bei der Sache, als Helen und
George sich entfernten. Helen führte ihn auf dem gleichen Weg
zum Haus zurück, den er eben mit Gwyneira gekommen war.
    Der Zustand der Farm schien ihr peinlich zu sein.
    Â»Mein Mann hatte noch keine Zeit, die Pferche nach dem
Winter zu richten«, entschuldigte sie sich, als sie an den
Koppeln vorbeikamen. »Wir haben viel Vieh im Hochland, weit
verstreut auf den Weiden, und jetzt im Frühjahr kommen dauernd
Lämmer zur Welt ...«
    George kommentierte das nicht, obwohl er wusste, wie mild die
Winter in Neuseeland waren. Howard hätte die Pferche durchaus
auch in der kalten Jahreszeit instand setzen können.
    Helen wusste das natürlich auch. Sie schwieg kurz und wandte
sich dann plötzlich zu ihm um.
    Â»Oh, George, ich schäme mich so! Was müssen Sie
von mir denken, nachdem Sie das hier gesehen haben, verglichen
mitmeinen Briefen ...«
    Der Ausdruck auf ihrem Gesicht versetzte ihm

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