Im Land der weissen Rose
begann
sie, »erscheint mir nicht angemessen. Und Sie haben einen
schlechten Einfluss auf die anderen Viehzüchter. Ohne Ihre
Einflüsterungen hätte ein Lord Barrington sich nie dazu
herabgelassen, solche Schlägertrupps zusammenzustellen, wie sie
jetzt da draußen lauern. Ihr Verhalten mir gegenüber ist
beleidigend, wobei wir von Fleurette noch gar nicht reden. Ein
Gentleman, Mr. Sideblossom, würde sich in Ihrer Lage bemühen,
das Mädchen umzustimmen. Sie dagegen brüskieren Fleurette,
indem Sie diese Angelegenheit mit dem Pferd initiieren. Denn das war
doch Ihre Idee, oder? Gerald ist für Intrigen längst zu
betrunken!«
Gwyneirasprach rasch und voller Zorn. Das alles zerrte an ihren
Nerven. Und dann war da auch noch Paul, der sich zu ihnen gesellt
hatte und ihren Ausbruch aufmerksam verfolgte.
Sideblossom lachte. »Touché, meine Liebe! Eine kleine
Strafaktion. Ich mag es nicht, wenn man mir nicht gehorcht.Aber
warten Sie ab. Ich werde Ihre Kleine schon noch kriegen. Wenn wir
zurück sind, werde ich die Werbung fortsetzen.Auch gegen Ihren
Willen, Lady!«
Gwyneira wollte dieses Gespräch nur noch beenden. »Dann
wünsche ich Ihnen viel Erfolg«, sagte sie steif. »Und
du, Paul, kommstj etzt bitte mit mir nach oben. Ich hasse es, wenn du
hinter mir herschleichst und lauschst!«
Der Junge fuhr zusammen.Aber was er hier gehört hatte, war
den Anpfiff wert gewesen. Vielleicht war Gerald gar nicht derrichtige
Ansprechpartner für die Sache mit Fleurette. Es würde ihr
viel mehr wehtun, wenn dieser Mann ihren »Pferdediebstahl«
vereitelte.
Während Gwyneira sich in ihre Räume zurückzog,
machte Paul auf dem Absatz kehrt und suchte John Sideblossom. Der
Farmer schien sich in der Gesellschaft der anderen zunehmend zu
langweilen. Kein Wunder – außer ihm waren inzwischen alle
volltrunken.
»Sie ... wollen meine Schwester heiraten?«, sprach
Paul ihn an.
Sideblossom schaute verwundert zu ihm hinunter.
»Ich hab die Absicht, ja. Noch jemand, der was dagegen
einzuwenden hat?«, fragte er leicht belustigt.
Paul schüttelte den Kopf. »Von mir aus können Sie
sie haben.Aber Sie sollten etwas über sie wissen. Fleurette tut
immer so lieb.Aber tatsächlich hatte sie schon einen Freund.
Ruben O’Keefe.«
Sideblossom nickte. »Ich weiß«, sagte er
desinteressiert.
»Aber sie hat Ihnen nicht alles gesagt!«, trumpfte
Paul auf. »Sie hat Ihnen nicht gesagt, dass sie es mit ihm
getrieben hat!Aber ich hab’s gesehen!«
Sideblossoms Interesse erwachte. »Was sagt du da? Deine
Schwester ist keine Jungfrau mehr?«
Paul zuckte die Achseln. Der Begriff »Jungfrau«, sagte
ihm nichts.
»Fragen Sie sie selbst«, sagte er. »Sie ist in
der Scheune!«
John Sideblossom fand Fleurette in der Box der Stute Niniane, wo
das Mädchen sich gerade fragte,was sie jetzt am besten tun
sollte. Niniane einfach ins Freie jagen? Dann bestand die Gefahr,
dass sie gar nicht vom Stall weglief, sondern in der Nähe der
anderen Pferde blieb.Vielleicht war es besser, sie wegzureiten und
auf einer entfernteren Koppel unterzubringen. Das erschien Fleurette
allerdings recht gewagt. Schließlich musste sie dann zu Fuß
zurückkommen, vorbei an allen Nebengebäuden, die mit den
betrunkenen Männern des Suchtrupps voll gestopft waren.
Während sie noch überlegte, kraulte sie das Pferd unter
dem Stirnschopf und redete mit ihm. Die anderen Pferde regten sich,
und Gracie schnüffelte im Stroh. Bei all dem entging Fleurette,
dass jemand leise die Tür öffnete.Als Gracie aufmerksam
wurde und anschlug, war es zu spät. John Sideblossom stand in
der Stallgasse und grinste Fleurette an.
»Soso, meine Kleine. Nachts drücken wir uns also in den
Ställen herum. Ich bin etwas überrascht, dich hier allein
anzutreffen.«
Fleurette erschrak und schob sich instinktiv hinter ihr Pferd.
»Das sind unsere Ställe«, bemerkte sie dann
tapfer. »Ich kann hiersein, wann ich will. Und ich drücke
mich auch nicht herum, ich besuche mein Pferd.«
»Du besuchst dein Pferd. Wie rührend ...«
Sideblossom kam näher. Fleur erschien seine Annäherung wie
das Anschleichen eines Raubtiers, und in seinen Augen stand wieder
das gefährliche Funkeln von vorhin. »Hattest du nicht auch
anderweitig Besuch?«
»Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Fleurette
hoffte, dass ihre
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