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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Quartier im White
Hart in Christchurch, um dann über den Bridle Path nach
Lyttelton zu fahren.
    Â»Du meinst reiten«, meinte die erstaunte Gwyneira, als
Gerald ihrdiese Pläne darlegte. »Schließlich ist es
der Bridle Path!«
    Gerald lachte vergnügt. »Du wirst dich wundern, wie der
Weg sich verändert hat«, sagte er zufrieden. »Inzwischen
ist er gut ausgebaut und leicht befahrbar. Wir werden also mit der
Kutsche vorfahren, ausgeruht und angemessen gekleidet.«
    Am Tag des Gerichtstermins trug er einen seiner besten Anzüge.
Und Paul, in seinem ersten Dreiteiler überhaupt, sah sehr
erwachsen aus.
    Gwyneira dagegen quälte sich mit der Frage herum, was wohl
angemessen war. Wenn sie ehrlich war, hatte sie sich seit Jahren
keine solchen Gedanken mehr um Kleidung gemacht.Aber sosehr sie sich
sagte, dass es letztlich egal war, was eine Dame in mittleren Jahren
bei einer Gerichtsverhandlung trug, solange es ordentlich und nicht
zu auffällig war – ihr Herz schlug heftig, wenn sie nur
daran dachte, James McKenzie wiederzusehen. Schlimmer noch, auch er
würde sie sehen, und natürlich würde ersie
erkennen.Aber was würde er bei ihrem Anblick empfinden? Würden
seine Augen wieder aufleuchten wie damals, als sie dies gar nicht zu
schätzen gewusst hatte? Oder würde ereher Mitleid
empfinden, weil sie gealtert war, weil erste Falten ihr Gesicht
prägten, weil Sorgen und Angst sich darin eingeschrieben hatten?
Vielleicht würde er einfach nur Gleichmut empfinden; vielleicht
war sie nur noch eine ferne, blasse Erinnerung, ausgelöscht
durch zehn Jahre wildes Leben. Wenn der geheimnisvolle »Komplize«
nun wirklich eine Frau gewesen war? Seine Frau?
    Gwyneiraschalt sich ihrer Gedanken, die manchmal zu mädchenhaften
Träumen wurden, wenn sie sich die Wochen mit James wieder in
Erinnerung rief. Konnte er die Tage am Seeufer vergessen haben? Die
verzauberten Stunden im Steinkreis? Aber nein, sie waren ja im Streit
geschieden. Er würde ihr nie verzeihen, dass sie Paul geboren
hatte. Noch etwas,das Paul zerstört hatte ...
    Gwyneiraentschied sich schließlich für ein schlichtes,
dunkelblaues Kleid mit Pellerine, vorn geknöpft, wobei die
Schildpattknöpfe kleine Kostbarkeiten waren. Kiri steckte ihr
Haar auf – eine strenge Frisur, die aber durch das kecke, zum
Kleid passende Hütchen aufgelockert wurde. Gwyneira hatte das
Gefühl, Stunden vor dem Spiegel zuverbringen, um hier und da
noch eine Locke herauszuzupfen, das Hütchen ein bisschen zu
verrücken und die Ärmelmanschette des Kleides so zu ordnen,
dass der Schildpattknopf daran zu sehen war.Als sie schließlich
in der Kutsche saß, war sie bleich vor Erwartung,Angst –
und einer Art Vorfreude. Wenn das so weiterging, würde sie sich
in die Wangen kneifen müssen, um ein wenig Farbe zu bekommen,
bevor sie den Gerichtssaal betrat. Aber immer noch besser, als zu
erröten: Gwyn hoffte, im Angesicht McKenzies nicht rot
anzulaufen. Sie fröstelte und redete sich ein, es sei nur der
kühle Herbsttag. Sie konnte ihre Finger nicht ruhig halten.
Verkrampft knetete sie die Vorhänge an den Fenstern der Kutsche.
    Â»Was ist denn, Mutter?«, fragte Paul schließlich,
und Gwyn fuhr zusammen. Paul hatte ein feines Gespür für
menschliche Schwächen. Er durfte auf keinen Fall mitbekommen,
dass irgendetwas zwischen ihr und James McKenzie war.
    Â»Bist du nervös wegen Mr. McKenzie?«, bohrte er
jetzt schon nach. »Großvater sagt, du hättest ihn
gekannt. Er hat ihn ja auch gekannt. Er war Vormann auf Kiward
Station. Verrückt, Mutter, dass er dann plötzlich wegläuft
und Schafe stiehlt, nicht wahr?«
    Â»Ja, völlig verrückt«, stieß Gwyneira
hervor. »Hätte ich ihm ... hätten wir alle ihm nicht
zugetraut.«
    Â»Und nun wird er womöglich gehängt!«,
bemerkte Paul genüsslich. »Fahren wir hin, Großvater,
wenn er gehängt wird?«
    Gerald schnaubte. »Der Halunke wird nicht gehängt. Hat
Glück mit dem Richter. Stephen ist kein Viehzüchter. Den
lässt es kalt,dass er die Leute an den Rand des Ruins gebracht
hat...«
    Gwyneiramusste fast lächeln. Soviel sie wusste, waren
McKenziesDiebstähle für keinen der Betroffenen mehr als
Nadelstiche gewesen.
    Â»Aber ein paar Jahre wird er hinter Gitter kommen. Und wer
weiß, vielleicht erzählt er uns ja heute noch ein bisschen
was

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