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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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frei!«
    Â»Friday!«Ein kleiner schwarzer Schatten flog wie der
Wind durch den Gerichtssaal, direkt auf James McKenzie zu. Der schien
dabei sofort zu vergessen, welche Rolle er vor diesem Gericht zu
spielen gedacht hatte. Er beugte sich herab, fing die Hündin auf
und streichelte sie. »Friday!«
    Der Richter verdrehte die Augen. »Das hätten wir
weniger dramatisch haben können, aber sei’sdrum. Nehmen
Sie zu Protokoll, dass der Mann mit dem Hütehund konfrontiert
wurde, der die gestohlene Schafherde zusammenhielt, und das Tier als
das seine anerkannte. Mr.McKenzie, Sie wollen mir jetzt doch wohl
nicht erzählen, der Hund habe auch einen Doppelgänger.«
    James lächelte sein altes Lächeln. »Nein«,
sagte er. »Der Hund ist einmalig!« Friday hechelte und
leckte James’ Hände. »Euer Ehren, wir ... wir können
diese Verhandlung kurz halten. Ich will alles sagen und alles
gestehen, sofern Sie mir zusichern, dass Friday bei mir bleiben
kann.Auch im Gefängnis. Sehen Sie sich das Tier an,es hat
offensichtlich kaum gefressen, seit es von mir getrennt wurde. Die
Hündin ist diesem ... Sie ist Mr. Sideblossom zu nichts nütze,
sie hört auf niemanden ...«
    Â»Mr. McKenzie, wir verhandeln hier nicht über Ihren
Hund!«, meinte der Richter streng. »Aber da Sie nun schon
gestehen wollen: Die Diebstähle auf Lionel Station, auf Kiward
Station, Beasley Farms, Barrington Station ... das allesgeht auf Ihr
Konto?«
    McKenzie reagierte mit dem schon bekannten Schulterzucken. »Gibt
viele Diebstähle. Wie gesagt. Ich mag ab und an ein Schaf
mitgenommen haben ... so ’n Hund braucht ja Training.« Er
wies auf Friday, was dröhnendes Gelächter im Saal auslöste.
»Aber tausend Schafe ...«
    Der Richter seufzte wieder. »Also schön. Sie wollen es
nicht anders. Rufen wir also Zeugen auf.Als Erstes hätten wir
hier Randoph Nielson, Vormann auf Beasley Farms...«
    NielsonsAuftritt eröffnete einen Reigen von Arbeitern und
Viehzüchtern, die durchweg bezeugten, dass auf den genannten
Farmen Hunderte von Tieren gestohlen worden waren. Viele hatte man
später in McKenzies Herde wiedergefunden. Das alles war
ermüdend, und James hätte den Vorgang abkürzen können,
doch er zeigte sich jetzt verstockt und leugnete jedes Wissen über
das gestohlene Vieh.
    Während die Zeugen Zahlen und Daten herunter beteten und
McKenzies Finger streichelnd und tröstend über Fridays
weiches Fell wanderten, ließ er die Blicke durch den Raum
schweifen. Es gab Dinge, die ihn im Vorfeld dieses Verfahrens mehr
beschäftigt hatten als die Angst vor dem Strang. Die Verhandlung
fand in Lyttelton statt – Canterbury Plains, verhältnismäßig
nahe an Kiward Station. Würde sie also da sein? Würde
Gwyneira kommen? In den Nächten vor der Verhandlung rief James
sich jeden Augenblick, jede noch so winzige Begebenheit mit Gwyneira
in Erinnerung. Von jener ersten Begegnung im Stall bis zu ihrem
Abschied, als sie ihm Friday geschenkt hatte. Nachdem sie ihn
betrogen hatte? Seit damals hatte es keinen Tag gegeben, an dem James
nicht darüber nachgedacht hatte.Was war damals geschehen? Wen
hatte sie ihm vorgezogen? Und warum hatte sie so verzweifelt und
traurig gewirkt, als er sie gedrängt hatte zu reden? Sie hätte
doch eigentlich zufrieden sein müssen. Immerhin hatte sich das
Geschäft mit dem anderen ebenso ausgezahlt wie das mit ihm ...
    James sah Reginald Beasley in der ersten Reihe, daneben die
Barringtons – den jungen Lord hatte er auch im Verdacht gehabt,
doch Fleurette hatte ihm auf seine vorsichtigen Fragen hin
versichert, dass er kaum Kontakt mit den Wardens hielt. Würde er
sich nicht weiter für Gwyneira interessiert haben, wenn er der
Vater ihres Sohnes wäre? Um die Kinder, die in der Bank zwischen
ihm und seiner unscheinbaren Frau saßen, schien er sich
jedenfalls rührend zu kümmern. George Greenwood war nicht
anwesend.Aber auch der kam nach Fleurs Aussagen kaum als Pauls Vater
in Frage. Er hielt zwar regen Kontakt mit allen Farmern, hatte aber
stets eher Helen O’Keefes Sohn Ruben protegiert.
    Und da war sie. In der dritten Reihe, halb verdeckt von ein paar
stämmigen Viehhütern vor ihr, die vermutlich auch noch
aussagen sollten. Sie spähte zu ihm hin, musste sich dabei ein
bisschen verrenken, um ihn im Blick zu behalten, aber das schaffte
sie

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