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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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dem Trotz, von
dem Gwyneira, aber auch Andy McAran und Poker Livingston gesprochen
hatten. Vor allem kein Triumph über das Urteil des Gouverneurs.
James hatte eher das Gefühl, eine Art angespanntes Warten
wahrzunehmen. Die Menschen umringten ihn nicht freundlich und
schwatzhaft wie bei früheren Besuchen im Dorf, wirkten aber auch
nicht bedrohlich. Zwar sah er vereinzelt Männer mit
Krieger-Tatoos, aber sie trugen durchweg Hosen und Hemden, keine
traditionelle Tracht und keine Speere. Ein paar Frauen erledigten
alltägliche Arbeiten und versuchten dabei angestrengt, nicht zum
Besucher hinüberzuschauen.
    Schließlich trat Kiri aus einem der Häuser.
    Â»Mr. James. Ich höre, Sie wieder da sind«, sagte
sie förmlich. »Das ist große Freude für Miss
Gwyn.«
    James lächelte. Er hatte immer geahnt, dass Kiri und Moana
Bescheid wussten.
    Doch Kiri erwiderte das Lächeln nicht, sondern blickte ernst
zu James auf, als sie weitersprach. Sie wählte ihre Worte mit
Bedacht, beinahe vorsichtig. »Und ich will sagen ... Mir tut
Leid. Moana auch tut Leid und Witi. Wenn jetzt Frieden, wir gern
kommen wieder in Haus. Und wir verzeihen Mr. Paul. Er geändert,
sagt Marama. Guter Mann. Für mich guter Sohn.«
    James nickte. »Das ist schön, Kiri.Auch für Mr.
Paul. Miss Gwyn hofft, dass er bald zurückkommt.« Er war
erstaunt, als Kiri sich daraufhin abwandte.
    Niemand anders sprach ihn an, bis James schließlich vor das
Haus des Häuptlings gelangte. Er stieg ab. Er war sicher,
dassTonga von seiner Ankunft gehört haben musste, doch der junge
Häuptling wollte sich offensichtlich bitten lassen.
    James hob die Stimme. »Tonga! Wir müssen reden! Miss
Gwyn hat den Bescheid des Gouverneurs. Sie möchte verhandeln.«
    Tonga trat langsam vor das Haus. Er trug Tracht und Tatoos des
Kriegers, aber keinen Speer, dafür das Heilige Beil des
Häuptlings. James erkannte die Spuren einer Schlägerei in
seinem Gesicht. War der junge Häuptling nicht mehr unumstritten?
Hatte er Konkurrenten im eigenen Stamm?
    James hielt ihm die Hand hin, doch Tonga nahm sie nicht.
    James zuckte die Schultern. Dann eben nicht. In seinen Augen
verhielt Tonga sich kindisch, aber was war von einem so jungen Mann
schon anderes zu erwarten? James beschloss, das Spiel nicht
mitzuspielen, sondern unter allen Umständen höflich zu
bleiben. Vielleicht half es ja, an die Ehre des Mannes zu
appellieren.
    Â»Tonga, du bist sehr jung und doch schon Häuptling. Das
heißt, deine Leute halten dich für einen vernünftigen
Mann.Auch Miss Helen hält große Stücke auf dich, und
was du beim Gouverneur erreicht hast, ist bewundernswert. Du hast Mut
und Durchhaltevermögen bewiesen. Aber jetzt müssen wir zu
einer Einigung kommen. Mr. Paul ist nicht da, aber Miss Gwyn wird für
ihn verhandeln. Und sie verbürgt sich dafür, dass er sich
an ihre Abmachungen halten wird. Er wird es müssen, schließlich
liegt ein Beschluss des Gouverneurs vor.Also beende diesen Krieg,
Tonga!Auch im Sinne deiner eigenen Leute.« James hielt die
Hände ausgebreitet; er war unbewaffnet. Tonga musste erkennen,
dass er in Frieden kam.
    Der junge Häuptling richtete sich noch weiter auf, so sehr
dies bei seiner ohnehin hochgewachsenen Gestalt möglich war.
Trotzdem war er immer noch kleiner als James. Er war auch kleiner als
Paul gewesen, was ihn all die Jahre seiner Kindheit bekümmert
hatte.Aber jetzt trug er die Würde des Häuptlings. Er
brauchte sich für nichts zu schämen!Auch nicht für
Pauls Ermordung ... »Richte Gwyneira Warden aus, dass wir zu
Verhandlungen bereit sind«, sagte er kühl. »Wir
hegen keine Zweifel daran, dass sie eingehalten werden. Miss Gwyn ist
seit dem letzten Vollmond die Stimme der Wardens. Paul Warden ist
tot.«
    Â»Tonga war es nicht...« James hielt Gwyneira in den
Armen und erzählte ihr vom Tod ihres Sohnes. Gwyneira schluchzte
trocken. Sie fand keine Tränen, und sie hasste sich dafür.
Paul war ihr Sohn gewesen, aber sie konnte nicht um ihn weinen.
    Kiri stellte schweigend eine Teekanne auf dem Tisch vor ihnen ab.
Sie und Moana hatten James zum Haus begleitet. Wie selbstverständlich
nahmen die beiden Frauen die Küche und die Wirtschaftsräume
wieder in Besitz.
    Â»Du darfst es Tonga nicht zum Vorwurf machen, sonst
scheitern womöglich die Verhandlungen. Ich glaube, er macht sich
selbst Vorwürfe.

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