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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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alleinstehende Frauen und
Mädchen auf dem Silbertablett servierten?
    Helen brach also auf, gemeinsam mit etlichen Einwandererfamilien,
die ebenfalls sofort nach Christchurch weiterwollten. Die O’Haras
waren dabei, und Jamie bot sich ritterlich an, Elizabeth’ Habe
zusätzlich zu der seinen zu schultern. Seine Mutter untersagte
ihm das allerdings streng – die O’Haras transportierten
ihren gesamten Hausrat über die Berge, und jeder hatte schon
mehr als genug zu schleppen. In einem solchen Fall, so befand die
resolute Frau, war Höflichkeit überflüssiger Luxus.
    Nach den ersten Meilen in der Sonne mochte Jamie das wohl ähnlich
sehen. Die Nebel hatten sich verzogen, wie Gerald es vorausgesagt
hatte, und nun lag der Bridle Path in warmer Frühlingssonne. Für
die Einwanderer war das nach wie vor schwer fassbar. Zu Hause in
England hätte man jetzt mit den ersten Herbststürmen
rechnen müssen, aber hier in Neuseeland begann eben das Gras zu
sprießen und die Sonne höher zu steigen. Eigentlich waren
die Temperaturen sehr angenehm, doch der weite Aufstieg in den warmen
Reisekleidern war schweißtreibend, denn die Auswanderer hatten
oft mehrere Kleidungsstücke übereinander gezogen, um
weniger schleppen zu müssen. Selbst die Männer kamen
schnell aus der Puste. Drei untätige Monate auf See hatten auch
den stärksten Arbeitern die Kondition geraubt. Dabei wurde der
Weg nicht nur zunehmend steiler, sondern auch gefährlicher. Die
Mädchen weinten vor Angst, als sie an einem Kraterrand entlang
steigen mussten. Mary und Laurie klammerten sich dabei so verzweifelt
aneinander, dass sie gerade dadurch absturzgefährdet waren.
Rosemary hing an Helens Rockzipfel und versteckte den Kopf in den
Falten ihres Reisekostüms, wenn sich der Abgrund allzu
gefährlich auftat. Helen selbst hatte den Sonnenschirm längst
zusammengeklappt. Sie brauchte ihn als Wanderstock – und sie
hatte auch keine Energie mehr, ihn artig und damenhaft über der
Schulter zu tragen. Ihr Teint war ihr heute egal.
    Nach einer Stunde Marsch waren die Reisenden müde und
durstig, hatten aber gerade mal zwei Meilen zurückgelegt.
    Â»Oben auf dem Berg verkaufen sie Erfrischungen«,
tröstete Jamie die Mädchen. »Das haben sie in
Lyttelton zumindest gesagt. Und im Laufe des Abstiegs soll es
Herbergen geben, die sich für eine Verschnaufpause anbieten. Wir
müssen nur erst oben sein, dann ist das Schlimmste geschafft.«
Damit ging er beherzt das nächste Wegstück an, und die
Mädchen folgten ihm über den steinigen Grund.
    Helen hatte während des Aufstiegs kaum Zeit, die Landschaft
Einaugenschein zu nehmen, doch was sie sah, war entmutigend. Die
Berge wirkten kahl, grau und wenig bewachsen.
    Â»Vulkangestein«, kommentierte Mr. O’Hara, der
schon mal im Bergbau gearbeitet hatte. Aber Helen musste an die
»Berge der Hölle« aus einer Ballade denken, die ihre
Schwester manchmal gesungen hatte. Genau so – öde, fahl
und unendlich – hatte sie sich den Hintergrund für die
ewige Verdammnis vorgestellt.
    Gerald Warden hatte seine Tiere tatsächlich erst ausladen
können, nachdem alle Passagiere von Bord waren. Allerdings
machten auch die Männer vom Transportunternehmen eben erst ihre
Maultiere zum Abtritt bereit.
    Â»Wir schaffen das vor der Dunkelheit!«, versicherten
sie den ängstlichen Ladys, die sie gerade auf die Mulis gehievt
hatten. »Es sind etwa vier Stunden. Gegen acht Uhr abends
werden wir in Christchurch eintreffen. Pünktlich zum Dinner im
Hotel.«
    Â»Da hören Sie’s!«, sagte Gwyneira zu
Gerald. »Denen können wir uns anschließen. Obwohl
wir allein natürlich schneller wären. Igraine wird ungern
hinter den Maultieren hertrotten.«
    Zu Geralds Verdruss hatte Gwyneira die Pferde bereits gesattelt,
während er das Ausladen der Schafe überwachte. Gerald
musste sich sehr beherrschen, sie deshalb nicht böse anzufahren.
Er war sowieso schlechter Laune. Kein Mensch hier kannte sich mit
Schafen aus; Pferche waren nicht vorbereitet, und die Herde
verstreute sich nun malerisch über die Hügel von Lyttelton.
Die Tiere freuten sich über die Freiheit nach der langen Zeit im
Bauch des Schiffes und hüpften ungebärdig wie junge Lämmer
auf dem spärlichen Gras vor der Siedlung herum. Gerald schimpfte
mit zwei Matrosen, die ihm beim Ausladen

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