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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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nichts mit James und dem Kuss um Mitternacht zu tun – das war ein Ausrutscher gewesen, Gwyn wusste am nächsten Tag selbst nicht, was da über sie gekommen war. Zum Glück verhielt McKenzie sich wie eh und je.
    Die Sache mit der Schwangerschaft würde sie ganz emotionslos angehen. Wie Zucht eben. Bei diesem Gedanken untersagte sie sich das albere, hysterische Kichern. Albernheit war nicht angebracht. Stattdessen hieß es nüchtern nachzudenken, wer als Vater des Kindes in Frage kam. Dies war zum einen eine Sache der Diskretion, vor allem aber der Vererbung. Die Wardens, allen voran Gerald, dürften auf keinen Fall Zweifel daran hegen, dass der Erbe von ihrem Blut war. Bei Lucas sah die Sache schon anders aus, aber wenn er vernünftig war, würde er Stillschweigen wahren. Darüber machte Gwyneira sich ohnehin wenig Sorgen. Sie hatte ihren Gatten zwar als übervorsichtig, steif und wenig belastbar kennen gelernt, aber unvernünftig hatte er sich nie gezeigt. Zudem war es in seinem ureigensten Interesse, dass die Anspielungen und Frotzeleien der anderen auf ihre und seine Kosten endlich aufhörten.
    Gwyneira begann also die nüchterne Überlegung, wie ein Kind von ihr und Lucas aussehen würde. Ihre Mutter und all ihre Schwestern waren rothaarig; das schien sich also zu vererben. Lucas war hellblond, James jedoch braunhaarig ... aber Gerald war ebenfalls braunhaarig. Und er hatte braune Augen. Wenn das Kind also nach James käme, konnte man behaupten, es sähe seinem Großvater ähnlich.
    Augenfarbe: Blau und grau ... und braun, wenn man Gerald mitrechnete. Körperbau ... das passte. James und Lucas waren ungefähr gleich groß, Gerald deutlich kleiner und gedrungener. Sie selbst war auch wesentlich kleiner. Aber es würde bestimmt ein Junge werden, und sicher kam er auf seinen Vater. Jetzt musste sie James nur noch dazu bringen ... aber wieso eigentlich James? Gwyneira beschloss, die Entscheidung noch ein wenig herauszuschieben. Vielleicht würde ihr Herz morgen ja nicht mehr so heftig klopfen, wenn sie an James McKenzie dachte.

    Am nächsten Tag kam sie zu dem Schluss, dass außer James eigentlich niemand als Vater ihres Kindes in Frage kam. Oder doch irgendein Fremder? Sie dachte an die »lonesome Cowboys« aus den Groschenheften. Die kamen und gingen und würden nie von dem Kind erfahren, wenn sie sich ihnen irgendwo im Heu hingäbe ... Ein Schafscherer vielleicht? Nein, das brächte sie nicht über sich. Außerdem kamen die Schafscherer jedes Jahr wieder. Nicht auszudenken, wenn der Mann plauderte, sich vielleicht noch damit brüstete, dass er mit der Herrin von Kiward Station geschlafen hatte. Nein, das kam nicht in Frage. Sie brauchte einen ihr bekannten, verständnisvollen, diskreten Mann, der dem Kind obendrein nur das Beste zu vererben hatte.
    Gwyneira ließ sämtliche Bewerber noch einmal nüchtern Revue passieren. Gefühle, redete sie sich ein, spielten dabei keine Rolle. Ihre Wahl fiel auf James.

10

    »Also, zunächst mal ... Ich bin nicht in Sie verliebt!«
    Gwyneira wusste nicht, ob das ein guter Anfang war, aber es rutschte ihr einfach so heraus, als sie endlich mit James McKenzie allein war. Seit dem Fest war ungefähr eine Woche vergangen. Die letzten Gäste waren gestern erst abgereist, und heute konnte Gwyneira sich endlich wieder unbesorgt aufs Pferd schwingen. Lucas hatte ein neues Bild begonnen. Der bunt beleuchtete Garten hatte ihn inspiriert, und nun arbeitete er an einer Festszene. Gerald hatte die letzten Tage fast nur getrunken und schlief jetzt seinen Rausch aus – und McKenzie ritt ins Hochland, um die Schafe zurückzubringen, die für die Schauvorführungen eingetrieben worden waren. Die Hunde hatten ihre Kunst während der letzten Woche noch mehrfach zeigen müssen, und insgesamt hatten fünf Gäste zusammen acht Welpen erworben. Cleos Kinder waren allerdings nicht darunter; sie blieben als Zuchttiere auf Kiward Station und begleiteten ihre Mutter jetzt beim Treiben der Schafe. Zwar stolperten sie manchmal noch über ihre eigenen Beine, doch ihr Talent war unverkennbar.
    James hatte sich gefreut, als Gwyneira sich ihm beim Schaftrieb anschloss. Doch er wurde wachsam, als sie schweigend neben ihm ritt und dann erst einmal tief Luft holte, um das Gespräch zu beginnen. Was sie sagte, schien ihn zu belustigen.
    »Natürlich sind Sie nicht in mich verliebt, Miss Gwyn. Wie könnte ich auf diesen Gedanken kommen«, meinte er und unterdrückte ein Lächeln.
    »Machen Sie sich nicht über

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