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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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zu sein. Er schoss Vögel und Kaninchen, fing Fische und sammelte Wurzeln und seltsame Früchte. Damit glich er dem Pionier in Gwyns Träumen. Manchmal dachte sie darüber nach, wie es wäre, mit ihm verheiratet zu sein und eine kleine Farm zu führen wie Helen und Howard. James würde sie nicht den ganzen Tag allein lassen, sondern alle Arbeiten mit ihr teilen. Wieder träumte sie vom Pflügen mit dem Pferd, von gemeinsamer Arbeit im Garten und davon, wie James einem kleinen Jungen mit rotem Haar das Angeln beibrachte.
    Natürlich vernachlässigte sie Helen bei all dem sträflich, doch Helen sagte nichts dazu, wenn Gwyn mit glücklicher Miene, aber grasfleckigem Kleid bei ihr auftauchte, nachdem James weiter ins Hochland geritten war. »Ich muss nach Haldon reiten, aber hilf mir bitte erst, mein Kleid auszubürsten. Irgendwie ist es schmutzig geworden ...«
    Angeblich ritt Gwyn bis zu drei-, viermal in der Woche nach Haldon. Sie behauptete, sich dem Hausfrauenclub angeschlossen zu haben. Gerald war erfreut darüber, kam sie doch öfter mit neuen Kochrezepten zurück, die sie rasch bei Mrs. Candler erfragt hatte. Lucas schien es eher befremdlich zu finden, aber auch er hatte keine Einwände; er war ohnehin froh, wenn man ihn in Ruhe ließ.
    Gwyneira schob Damenkränzchen als Vorwand vor, James ausgebrochene Schafe. Sie dachten sich Namen für ihre bevorzugten Treffpunkte im Busch aus und warteten dort aufeinander, liebten sich vor der gewaltigen Kulisse der Alpen an klaren Tagen oder unter einem provisorischen Zelt aus James’ Wachsmantel im Nebel. Gwyn tat, als erbebte sie schamhaft unter den neugierigen Blicken eines Kea-Pärchens, das die Reste ihres Picknicks stibitzte, und einmal setzte James halb nackt zwei Kiwis nach, die sich eben mit seiner Gürtelschnalle aus dem Staub machen wollten.
    »Diebisch wie Elstern!«, rief er lachend. »Kein Wunder, dass man die Einwanderer nach ihnen benannt hat ...«
    Gwyn schaute verwundert zu ihm auf. »Die meisten Einwanderer, die ich kenne, sind sehr ehrenwerte Leute«, wandte sie ein.
    James nickte grimmig. »Anderen Einwanderern gegenüber. Aber sieh dir an, wie sie sich gegenüber den Maoris benehmen. Glaubst du, das Land für Kiward Station wurde reell bezahlt?«
    »Gehört seit dem Vertrag von Waitangi nicht alles Land der Krone?«, erkundigte sich Gwyneira. »Die Königin wird sich doch wohl nicht übervorteilen lassen!«
    James lachte. »Das ist unwahrscheinlich. Nach allem, was man so hört, ist sie sehr geschäftstüchtig. Aber das Land gehört deshalb immer noch den Maoris. Die Krone hat nur Vorkaufsrecht. Das garantiert den Leuten natürlich einen gewissen Mindestpreis. Aber zum einen ist das auch nicht die Welt, und zweitens haben längst nicht alle Häuptlinge den Vertrag unterschrieben. Die Kai Tahu zum Beispiel meines Wissens nicht ...«
    »Die Kai Tahu sind unsere Leute?«, fragte Gwyn.
    »Da hast du es schon«, bemerkte James. »Sie sind natürlich nicht ›eure Leute‹. Sie haben Mr. Gerald nur fahrlässig das Land verkauft, auf dem ihr Dorf liegt, weil sie sich täuschen ließen. Das allein zeigt schon, dass man die Maoris nicht fair behandelt hat.«
    »Aber sie scheinen doch ganz zufrieden«, wandte Gwyn ein. »Zu mir sind sie immer sehr nett. Und oft sind sie gar nicht da.« Wie sich herausgestellt hatte, begaben sich mitunter ganze Maori-Stämme auf längere Wanderschaften in andere Jagdgebiete oder Fischgründe.
    »Sie sind noch nicht dahintergekommen, um wie viel Geld man sie geprellt hat«, meinte James. »Aber das Ganze ist ein Pulverfass. Wenn die Maoris irgendwann einen Häuptling haben, der lesen und schreiben lernt, gibt es Ärger. Aber jetzt vergiss das, meine Süße. Sollen wir es noch mal versuchen?«
    Gwyn lachte ausgelassen über die Formulierung. Genau so leitete ja auch Lucas ihre Bemühungen im Ehebett ein. Aber was für ein Unterschied bestand zwischen Lucas und James!
    Gwyneira lernte die körperliche Liebe immer mehr zu genießen, je öfter sie mit James zusammen war. Er war anfänglich zärtlich und sanft, doch als er merkte, dass in Gwyn die Leidenschaft erwachte, spielte er gern mit der endlich erweckten Tigerin. Gwyneira hatte wilde Spiele immer gemocht, und jetzt liebte sie es, wenn James sich schnell in ihr bewegte und den gemeinsamen intimen Tanz zu einem Crescendo der Leidenschaft werden ließ. Mit jedem neuen Zusammentreffen warf sie Bedenken in Sachen Schicklichkeit über Bord.
    »Geht es auch, wenn ich auf dir liege,

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