Im Land Der Weissen Wolke
von Lucas engagiert, waren diesmal besser als bei ihrer Hochzeit. Die Auswahl der Tänze gestaltete sich dadurch aber noch konventioneller. Gwyn war fast ein wenig neidisch, als sie vom Festplatz der Angestellten aus fröhliche Weisen herüberklingen hörte. Da fiedelte jemand – nicht immer richtig zwar, aber wenigstens mit Schwung.
Gwyneira tanzte nacheinander mit den wichtigsten Gästen. Gerald blieb ihr allerdings diesmal erspart; er war längst zu betrunken, um sich beim Walzer aufrecht zu halten. Das Fest war ein voller Erfolg; dennoch hoffte Gwyn, dass es bald vorbei sein möge. Der Tag war lang gewesen, und morgen mussten die Gäste erneut von morgens bis mindestens zum Mittag unterhalten werden. Die meisten würden auch noch bis übermorgen bleiben. Das Feuerwerk musste Gwyn allerdings noch überstehen, bevor sie sich zurückziehen konnte. Lucas entschuldigte sich schon fast eine Stunde früher, um die Aufbauten noch einmal zu überprüfen. Der junge Hardy Kennon würde ihm dabei behilflich sein, falls er nicht schon zu betrunken war. Gwyneira machte sich an die Kontrolle der Champagnervorräte. Witi holte die Flaschen bereits aus dem Bett aus Eis, in dem sie bislang gelagert worden waren.
»Hoffentlich nicht erschießen einen«, meinte er besorgt. Das Korkenknallen beim Öffnen der Champagnerflaschen machte den Maori-Diener nach wie vor nervös.
»Es ist ganz ungefährlich, Witi!«, beruhigte ihn Gwyn. »Wenn du es ein bisschen öfter machst ...«
»Ja, we... wenn er öf... öfter Grund hätte!« Das war Gerald, der eben wieder an die Bar schwankte, um eine neue Flasche Whiskey zu entkorken. »Aber du gibst uns ja kei... keinen Grund zu feiern, meine wal... walisische Prinzessin! Hab gedacht, dass du nicht so prüde bist, sch... schaust doch aus, als hättste Feuer für zehn und könntest sogar Lu... Lucas damit entzünden, diesen Schlapp... diesen Eisblock!«, verbesserte Gerald sich gerade noch mit Blick auf den Champagner. »Aber nun ... ein Jahr, Gwyn... Gwyneira, und immer noch kein Enkel ...«
Gwyn atmete auf, als Gerald von einer Feuerwerksrakete unterbrochen wurde, die zischend zum Himmel stieg – ein Probeschuss für das spätere Spektakel. Witi ließ trotzdem schon mal die Korken knallen, wobei er verängstigt die Augen zukniff. Gwyneira fielen siedendheiß die Pferde ein. Igraine und die anderen Stuten hatten nie ein Feuerwerk erlebt, und der Paddock war verhältnismäßig klein. Was, wenn die Tiere in Panik gerieten?
Gwyneira warf einen Blick auf die große Uhr, die man extra in den Garten geholt und an exponierter Stelle platziert hatte. Vielleicht reichte die Zeit ja noch, die Pferde rasch in den Stall zu bringen. Sie hätte sich ohrfeigen können, dass sie McKenzie die Anweisung nicht schon früher erteilt hatte. Entschuldigungen murmelnd drängte Gwyn sich durch die Menge der Gäste und lief zu den Ställen. Doch der Paddock davor war leer bis auf eine Stute, die McKenzie gerade herausführte. Gwyneiras Herz machte einen Sprung. Las er wirklich ihre Gedanken?
»Die Tiere schienen mir unruhig zu werden, da dachte ich, ich bringe sie rein«, meinte James, als Gwyn ihm und der Stute die Stalltür öffnete. Cleo sprang dabei begeistert an ihrer Herrin hoch.
Gwyn lächelte. »Komisch, das Gleiche dachte ich auch.«
McKenzie schenkte ihr einen seiner verwegenen Blicke zwischen Neckerei und Mutwillen. »Wir sollten überlegen, woher das kommt«, sagte er. »Eine Seelenverwandtschaft vielleicht? In Indien glaubt man an Seelenwanderung. Wer weiß, vielleicht waren wir ja im letzten Leben ...« Er tat so, als würde er angestrengt nachdenken.
»Darüber sollten wir als gute Christen kein Wort verlieren«, fiel Gwyn ihm streng ins Wort, doch James lachte.
Einträchtig füllten die beiden Heu in die Raufen der Pferde, und Gwyn ließ es sich nicht nehmen, Igraine ein paar Möhren in die Krippe zu werfen. Anschließend wirkte ihr Kleid nicht mehr allzu frisch. Gwyn sah bedauernd an sich herab. Na ja, im Laternenlicht würde es niemand bemerken.
»Sind Sie hier fertig? Dann sollte ich dem Personal vielleicht ein frohes neues Jahr wünschen, wenn ich schon mal hier bin.«
James lächelte. »Vielleicht haben Sie ja auch noch Zeit für einen Tanz? Wann wird das große Feuerwerk gezündet?«
Gwyn zuckte die Achseln. »Sobald es zwölf ist und der Trubel sich gelegt hat.« Sie lächelte. »Besser gesagt, bis jeder jedem alles Glück der Welt gewünscht hat, auch wenn er es vielleicht gar nicht
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