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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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einbrachte, die eben hereinkam. Sie trug ein elegantes, beigefarbenes Nachmittagskleid mit Stickereien in der leuchtenden Indigo-Färbung ihrer Augen. Allerdings entsprach ihr Teint nicht dem modischen Blass der Damen in London. Stattdessen war ihr Gesicht leicht gebräunt, und sie versuchte offensichtlich nicht, die Sommersprossen zu bleichen. Auch ihre kunstvolle Frisur war nicht lehrbuchmäßig, denn ein paar Locken lösten sich bereits.
    »Das Ding werden wir jetzt ewig da liegen lassen«, erklärte sie mit Blick auf die Visitenkarte. »Es wird meinen Schwiegervater glücklich machen! Guten Tag und willkommen auf Kiward Station. Ich bin Gwyneira Warden. Kommen Sie herein, und machen Sie es sich bequem. Mein Schwiegervater müsste bald zurück sein. Oder möchten Sie sich zunächst frisch machen und zum Abendessen umziehen? Es soll ein großes Dinner werden ...«
    Gwyneira wusste, dass sie mit diesem Wink mit dem Zaunpfahl die Grenzen des guten Benehmens überschritt. Aber der junge Mann hier sah einfach nicht so aus, als erwarte er bei einem Besuch im Busch ein mehrgängiges Dinner, für das die Gastgeber sich in Abendkleidung warfen. Wenn er in den Reithosen und der Lederjacke erschien, die er jetzt trug, würde Lucas konsterniert und Gerald möglicherweise beleidigt sein.
    »George Greenwood«, stellte George sich lächelnd vor. Zum Glück wirkte er nicht böse. »Vielen Dank für den Hinweis, ich würde mich gern erst mal waschen. Sie haben ein wunderschönes Haus, Mrs. Warden.« Er folgte Gwyneira in den Salon und stand bewundernd vor den eindrucksvollen Möbeln und dem großen Kamin.
    Gwyn nickte. »Ich persönlich finde es ein bisschen groß, aber mein Schwiegervater hat es von den berühmtesten Architekten entwerfen lassen. Die Möbel kommen alle aus England. Cleo, komm von dem Seidenteppich herunter! Und vergiss die Idee, darauf deine Jungen zu werfen!«
    Gwyn hatte zu einer rundlichen Colliehündin gesprochen, die auf einem erlesenen Orientteppich vor dem Kamin gelegen hatte. Jetzt stand sie beleidigt auf und trollte sich zu einem anderen, sicher kaum weniger wertvollen Vorleger.
    »Sie fühlt sich sehr wichtig, wenn sie trächtig ist«, bemerkte Gwyneira und streichelte die Hündin. »Aber das kann sie auch. Sie bringt die besten Hütehunde der Gegend hervor, in den Canterbury Plains wimmelt es inzwischen von kleinen Cleos. Allerdings meist Enkelkinder, ich lasse sie nur sehr selten decken. Sie soll nicht fett werden!«
    George wunderte sich. Nach den Erzählungen des Bankdirektors und Peter Brewsters hatte er sich die fast kinderlose Herrin auf Kiward Station als prüde und höchst vornehme Lady vorgestellt. Aber jetzt sprach Gwyneira ganz selbstverständlich von Hundezucht und ließ einen Hütehund nicht nur ins Haus, sondern auch noch auf die Seidenteppiche! Ganz abgesehen davon, dass sie die nackten Füße des Dienstmädchens mit keinem Wort erwähnt hatte.
    Freundlich plaudernd führte die junge Frau ihren Besucher in ein Gästezimmer und wies den Hausdiener an, seine Satteltaschen zu holen.
    »Und sag Kiri bitte, sie möchte ihre Schuhe anziehen! Lucas kriegt Zustände, wenn sie so serviert!«

    »Mummy, warum muss ich Schuhe anziehen? Kiri trägt auch keine!«
    George traf Gwyneira und ihre Tochter auf dem Korridor vor seinem Zimmer, als er sich eben anschickte, zum Essen herunterzugehen. Er hatte sein Bestes getan, was Abendkleidung betraf. Der hellbraune Anzug war ein wenig zerknittert, aber maßgefertigt und sehr viel kleidsamer als die bequemen Lederhosen und die Wachsjacke, die er in Australien erworben hatte.
    Elegant gekleidet waren auch Gwyneira und das hinreißende, rothaarige kleine Mädchen, das so lautstark mit ihr zankte.
    Gwyneira trug ein türkisfarbenes Abendkleid, nicht die allerneueste Mode, aber so atemberaubend raffiniert geschnitten, dass es auch in den besten Londoner Salons für Aufsehen gesorgt hätte – zumindest, wenn eine so schöne Frau wie Gwyneira darin steckte. Dem kleinen Mädchen hatte man ein hellgrünes Hängerkleid angezogen, das allerdings fast gänzlich von seiner Fülle rotgoldener Locken verdeckt wurde. Wenn Fleurs Haar offen herunterhing, stand es zudem seitlich etwas ab und kräuselte sich wie das eines Rauschgoldengels. Zu dem hübschen Kleidchen gehörten zartgrüne Schuhe, doch die Kleine trug sie offensichtlich lieber in der Hand als an den Füßen.
    »Sie drücken!«, behauptete sie.
    »Fleur, sie drücken nicht!«, erklärte ihre Mutter. »Wir

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